
Wien. Schwerwiegende Betrugsfälle haben sich in einigen Regionen weltweit während der Rezession verdoppelt, in Westeuropa beispielsweise mit einem Anstieg von 10 auf 21 Prozent. Dieser Wert liegt nur knapp über der österreichischen Quote von 20 Prozent.
Dies ergab die 11. Global Fraud Survey des Prüfungs- und Beratungsunternehmens Ernst & Young. Befragt wurden mehr als 1.400 Führungskräfte, mehrheitlich CFOs und Leiter der Internen Revisions-, Rechts- und Compliance-Abteilungen in 36 Ländern – darunter auch Österreich.
„Die Studie lässt erkennen, dass Unternehmen die Finanzkrise der letzten beiden Jahre allmählich hinter sich lassen und wieder auf den Wachstumspfad zurückkehren. Die Wachstumsstrategien sehen hierbei oft auch eine Expansion in neue Märkte und Länder vor, daraus ergeben sich mögliche Betrugs-, Bestechungs- und Korruptionsrisiken“, so Gerhard Donner, Geschäftsführer und Leiter der Ernst & Young Fraud Investigation & Dispute Services in Österreich, zur Studie.
Zunehmende Besorgnis über Haftung des Top-Managements
Die Studie zeigt, dass sich die österreichischen Befragten trotz der Wachstumsbestrebungen über die persönliche Haftung Sorgen machen, die sich aus möglichen Compliance-Verstößen ergeben könnte. 52 Prozent der Umfrageteilnehmer aus Österreich (weltweit 76 Prozent) haben den Eindruck, dass das Top-Management zunehmend über ihre persönliche Haftung bei Betrug, Bestechung und Korruption im Unternehmen besorgt ist.
Nach der Krise suchen viele Unternehmen nun nach neuen Wachstumsmöglichkeiten, die sich unter anderem durch die Erschließung neuer Märkte oder Akquisitionen ergeben. 20 Prozent der österreichischen Unternehmen konzentrieren sich im kommenden Jahr auf ein aggressives Wachstum, so die Studie.
Dabei sind Unternehmen oft mit zahlreichen neuen Risiken konfrontiert, wie beispielsweise Korruption. Um derartige Risiken im Vorfeld von Akquisitionen zu mindern, sollten Unternehmen eine entsprechende Compliance Due Diligence durchführen.
Sorgfaltsprüfungen sind selten
Diesbezüglich gaben 66 Prozent der österreichischen Befragten an, dass sie solche Sorgfaltsprüfungen sehr selten oder nie vor einer Akquisition durchgeführt haben. Die Zahlen für die Zeit nach der Übernahme sind ebenfalls alarmierend: 50 Prozent der österreichischen Umfrageteilnehmer erklärten, dass sie das erworbene Unternehmen selten oder noch nie einer eingehenden Prüfung der schlummernden Risiken unterzogen haben.
„Das Bewusstsein, der Betrugs- und Korruptionsbekämpfung im eigenen Unternehmen einen hohen Stellenwert einzuräumen, ist noch nicht sehr hoch ausgeprägt. Jüngste gesetzliche Entwicklungen zeigen, darunter das Anti-Korruptionsgesetz und Unternehmensrechts-Änderungsgesetz, dass sowohl Unternehmen als auch Führungskräfte zunehmend in die Pflicht genommen werden. Hier herrscht jedoch eindeutig noch Handlungsbedarf“, analysiert Gerhard Donner von Ernst & Young.
Link: Ernst & Young Österreich