Graz. Der Islam ist für viele Bewohner der westlichen Welt Sinnbild des gewaltvollen Niedergangs von Demokratie und Menschenwürde: „Terror, Tod und Tyrannei“, wie es in einer Aussendung der Uni Graz heißt. Dass diese weit verbreitete Vorstellung in Wahrheit auf Unkenntnis der Religion, auf medial gepushten Klischees und historisch tief verwurzelten Vorurteilen beruht, wollte eine Vortragsreihe an der Uni Graz, die 2008 ihren Abschluss fand, aufzeigen.
Die Ergebnisse sind nun in gedruckter Form im Grazer Universitätsverlag erschienen: „Der Islam in Österreich und in Europa: Die Integration und Beteiligung der Muslime und Musliminnen in der Gesellschaft“. Herausgeber sind der Grazer Völkerrechtsprofessor Wolfgang Benedek und Glaubensgemeinschafts-Vertreter Kamel G. Mahmoud.
Die Liste der negativen Attribute, die mit MuslimInnen verknüpft werden, ist lang, heißt es: „Das Phänomen der Islamophobie ist ein europaweites, das leider auch in Österreich besteht, obwohl hier inzwischen rund 400.000 MuslimInnen leben“, so der wissenschaftliche Leiter der Vortragsreihe, Univ.-Prof. Wolfgang Benedek vom Institut für Völkerrecht und internationale Beziehungen der Karl-Franzens-Universität. „Diesen Entwicklungen konnte unsere Ringvorlesung zumindest in Graz erfolgreich entgegen wirken“, so Benedek.
Ziel der Reihe, die gemeinsam mit der Islamischen Religionsgemeinde Graz für Steiermark und Kärnten und dem Zentrum für Weiterbildung der Uni Graz veranstaltet wurde, war es, den Islam betreffende Themen von allgemeinem Interesse öffentlich und auf akademischer Basis zu diskutieren. Insgesamt 22 Vorträge spannten eine inhaltliche Palette von Schulbildung als Integrationschance, der Lösung kulturell bedingter Konflikte, Zugehörigkeits- und Identitätsproblemen bei jungen Muslimen bis zu Terrorismus aus islamischer Sicht.
Schein und Sein
Dabei fiel auf, dass die medial gezeichneten Bilder des Islams oft nicht der überlieferten Tradition des Koran entsprachen, so Dr. Kamel G. Mahmoud von der islamischen Glaubensgemeinschaft.
Gleichzeitig betonen die Veranstalter der Vortragsreihe, dass auch Muslime ihren Beitrag zur westlichen Gesellschaft leisten müssen – so ihnen die Möglichkeit dazu geboten wird. „Drängt man Personen an den Rand, werden sie ihr Verhalten nur sehr schwer den kulturellen Gegebenheiten anpassen können.“
Das Buch mit den gesammelten Ergebnissen soll zur Förderung des gegenseitigen Verstehens und Verständnisses beitragen, um gemeinsam eine bessere Zukunft des Miteinanders in Österreich zu ermöglichen.
Link: Uni Graz