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Recht, Tipps

Online-Portal checkmycase.com: Internet als Lösungsmittel gegen Rechtsprobleme

Alexander Skoff © e-Center

Wien. Das Portal Checkmycase.com will den Gedanken der Social Communities im Internet, der Weisheit der Vielen, auf Rechtsprobleme anwenden: User stellen Fragen, die Gemeinschaft gibt eine weise Antwort – oder auch nicht. Die Palette der Fragen enthält typische Alltagsprobleme, aber auch aktuelle Themen wie „Schadenersatz für Ehebruchs-Vorwürfe auf Facebook?“, sowie brisante gesellschaftliche Streitobjekte wie die Vorratsdatenspeicherung.

Checkmycase.com will Rat geben, juristische Fälle kommentieren und vielleicht auch ein wenig die Welt verbessern: Dabei handelt man sich durchaus auch Kritik ein, schildert Plattform-Leiter Alexander Skoff: „Das muss man aushalten.“

Skoff ist Marketingchef des auf IT-Recht spezialisierten Thinktanks e-Center, der mit checkmycase.com ein ungewöhnliches Experiment gewagt hat – weitab der konventionellen Rechtspraxis.

Eine Frage auf checkmycase.com lautet beispielsweise: „Ein One-Night-Stand mit Folgen: Sie kannte nur seinen Vornamen und seine Telefonnummer. Als sie ihm per Telefon von ihrer Schwangerschaft erzählte, meldete er kurzerhand sein Telefon ab. Nach der Geburt des Kindes will sie in dessen Namen zwecks Geltendmachung von Unterhaltsansprüchen den Netzbetreiber auf Bekanntgabe des vollständigen Namens und der Adresse des Kindesvaters klagen. Wie stehen Ihre Chancen?“ User können Antworten zwischen „Keine Chance!“ und „So gut wie gewonnen!“ geben.

Je nachdem wie populär ein Fall ist, schwankt die Zahl der abgegebenen Stimmen zwischen einigen wenigen und vielen hundert – ein Blick auf die tatsächliche Zahl der Abstimmenden ist also angeraten, um sich zu vergewissern, dass tatsächlich die Weisheit der Vielen antwortet. Wird über einen Fall in den Massenmedien berichtet, steigt die Zahl der Zugriffe natürlich rasant.

Recht.Extrajournal.Net: Wie lange gibt es die Plattform schon, und wie entwickeln sich die Zugriffe, die Zahl der User, die Zahl der Fälle?

Alexander Skoff: Im Oktober 2009 ging diese Rechtsberatungsplattform der besonderen Art live. Auf der Plattform diskutieren die Nutzer über juristische Fälle und Alltagsprobleme. Die Usergemeinschaft entscheidet ja schließlich darüber, ob jemand mit seinem Rechtsproblem vor Gericht Chancen hätte, zu gewinnen oder nicht – und genau diese Usergemeinschaft ist auch die „geballte“ Weisheit der Vielen.

Die Plattform polarisiert, sorgt für medialen Diskussionsstoff, wenn es z.B. um Fälle des allgemeinen Interesses wie der Vorratsdatenspeicherung-Problematik geht oder amüsiert die User einfach mit Fällen wie „Madenessen in der Lugnercity“. Derzeit sind rund 800 Fälle online, wobei die Kategorien „Schadenersatz“, „Wohnen“ und „Internet“ besonders stark frequentiert sind. An guten Tagen haben wir rund 1.300 Nutzer und das ohne Werbung.

Wollen Sie mit checkmycase.com nur grundsätzlich Rechtsprobleme bewerten, oder wollen Sie auch Einfluss auf konkrete Fälle nehmen, z.B. indem die Ergebnisse der Bewertung publiziert werden? Was ist der Sinn: Analyse, oder auch Weltverbesserung? Oder ist der Grundgedanke der eines Forums für Ratsuchende?

Skoff: Um ehrlich zu sein: ein bisschen etwas von allem – wir sind da sehr unbescheiden;-) Die Bewertung durch die Community und das Ergebnis für den Fragenden stehen allerdings klar im Vordergrund. Derzeit ist gerade eine Projekt im Laufen, dass es sich zum Ziel gemacht, die kuriosesten, spannendsten und interessantesten Fälle zu sammeln und diese von Top-Anwälten, Fachjournalisten aber auch Richtern kommentieren zu lassen – dieses „Best of“ wird sicherlich für Schmunzler und Stirnrunzler sorgen – mehr möchte ich dazu aber noch nicht verraten.

Was die Weltverbesserung betrifft, so würde es uns schon freuen, wenn der eine oder andere politische Entscheidungsträger einmal auf checkmycase schaut, um herauszufinden wie Menschen die Dinge so sehen… können.

Wenn die Weisheit der Vielen einen Rat gibt – gibt es dann auch eine juristische Kontrollinstanz, die drüberliest und so checkmycase.com davor bewahrt, einen im Einzelfall definitiv falschen Rat zu geben – der z.B. plausibel ist, aber gegen einen obskuren Einzelparagraph verstößt?

Skoff: Es gibt definitiv keine wie auch immer geartete Kontrolle – dies würde nämlich genau der Grundidee widersprechen. Außerdem liegt es ja nicht in unserem Interesse den Anwälten die obskuren Einzelparagraphen wegzunehmen – die individuelle Rechtsberatung kann und soll ja nicht ersetzt werden.

Welche Art von Rechtsproblemen ist bei Ihnen am häufigsten, und aus welchen Bereichen stammen die Fälle typischerweise – Familienrecht, Strafrecht, Schulden, Arbeitsrecht usw.?

Skoff: Die Palette der Rechtsprobleme ist schier enorm: vom gestohlenen Fahrrad, über hohe Telefonrechnungen, Werbeanrufe, Ehebruch bis hin zum Datenschutz; fast alles ist dabei. Wir haben die Plattform übrigens bewusst nicht nach streng rechtlichen Kategorien gestaltet, sondern uns für Themenfelder wie „Arbeit“, „Wohnen“, „Urlaub“ „Verwaltung“ etc. entschieden, um die Zuordnung auch für Laien zu erleichtern.

Für den Laien spielt z.B. der Unterschied zwischen Schadenersatz und Gewährleistung nur bedingt eine interessante Rolle;-) Und wenn jemand z.B. im Urlaub verunglückt, kann er diese Problematik in die Kategorien „Urlaub“, „Arbeit“ aber auch „Versicherung“ einstellen – je nachdem wo er sich persönlich am ehesten aufgehoben fühlt.

Was wissen Sie über ihre User? Sind es juristisch interessierte Bürger, Betroffene, Rechtsprofis, Richter in der Freizeit? Wie sieht ein typischer Case-Checker aus?

Skoff: Eines müssen unsere User gemeinsam haben – nämlich zumindest die Neugier in die verschiedensten Alltagsprobleme hinein zu schmökern. Diese Neugierde reicht uns übrigens auch schon. Demographisch kann ich Ihnen zu unseren Usern tatsächlich nicht viel sagen – wir nehmen aber an, dass eine große Usergruppe mit dem Internet aufgewachsen ist und keine Scheu vor Foren hat.

Wenn man sich die Kommentare zu den einzelnen – mitunter auch sehr kniffligen – Fällen anschaut wird man aber dennoch überrascht sein, wie viel Fachwissen dahinter steckt – insofern wird sich schon auch der eine oder andere Richter, Anwalt und Jus-Student darin austoben, was natürlich ein zusätzlicher Mehrwert für den Fragenden ist.

Wie hat die Gesellschaft als Ganzes und die juristische Community bisher auf checkmycase.com reagiert: Werden Sie in den Massenmedien wahrgenommen, hat schon einmal ein Fall in einem Gerichtsverfahren Erörterung gefunden?

Skoff: Die Reaktionen sind großteils sehr positiv – und die checkmycase-Community setzt ihr Treiben auch in Facebook-Gruppen fort, um den Austausch noch stärker zu ermöglichen. Natürlich gibt es auch Kritik – auch von Juristen – aber Innovation polarisiert nun einmal häufig; das halten wir aus.

Massenmedien haben uns auch entdeckt; „Die Presse“ und „Der Standard“ haben u.a. sehr positiv über uns berichtet was uns natürlich freut. Wirklich spannend wäre es, wenn jemand ein Rechtsproblem postet, das noch nicht ausjudiziert wurde, der Fall dann vor Gericht geht und der Poster dann auch noch so lieb wäre die Aktenzahl auf checkmycase zu veröffentlichen…das wäre wirklich großartig, kam allerdings bis jetzt noch nicht vor.

Wir danken für das Gespräch.

Und der Ehebruchs-Vorwurf auf Facebook? „Aufgrund von 204 abgegebenen Bewertungen besteht eine 45%ige Chance, den Fall zu gewinnen.“, weist die Plattform aus.

Link: checkmycase.com

 

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