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Recht

„Wir glauben, dass unser Modell den Klienten mehr Vorteile bietet“

Peter Huber © CMS / David Sailer

Wien. Das internationale Großkanzlei-Netzwerk CMS vereinigt neun Sozietäten mit fast 3000 Anwälten unter einem Dach: Man will keine monolithische „Law Firm“ aus einem Guss sein – aber viel mehr als ein unverbindlicher Klub.

Peter Huber, Managing Partner der österreichischen Mitgliedskanzlei CMS Reich-Rohrwig Hainz, erläutert im Gespräch mit Recht.Extrajournal.Net die Konstruktion des Bündnisses CMS und die Wachstumsperspektiven: Wird in Südamerika expandiert oder will eine Londoner Mitgliedskanzlei fusionieren, so entscheidet auch Wien mit – und umgekehrt.

Im Folgenden das Interview im Wortlaut.

Recht.Extrajournal.Net: Wie funktioniert das Netzwerk CMS in der Praxis, wie ist es aufgebaut?

Peter Huber: Seit der Gründung von CMS 1999 haben wir eine Struktur, die die Kooperation fördert, und zwar in den Bereichen, die im Interesse des Kunden sind, wie wir meinen. Wir arbeiten erstens bei der Betreuung von grenzüberschreitenden Causen zusammen. Zweitens haben wir ständige grenzüberschreitende Praxisgruppen. Die gibt es sowohl in den wichtigen Rechtsgebieten wie Corporate, also Unternehmensrecht und Mergers & Acquisitions, wie auch für die wichtigen Industriesparten. Eine sehr bedeutende solche Sparte ist etwa die Pharmabranche, wo unser Praxisteam besonders erfolgreich ist. Wir schließen gerade die Übernahme von Nycomed durch die japanische Takeda Pharmaceutical um 9,6 Milliarden Euro ab – das ist eine der größten Übernahmen dieser Art in den letzten Jahren.

Die Zusammenarbeit innerhalb des Netzwerks beinhaltet aber auch Konfliktmanagement: wir stellen beispielsweise sicher, dass nicht zwei Netzwerk-Kanzleien bei einer Transaktion Käufer und Verkäufer beraten. Das klingt simpel, ist angesichts der komplexen Strukturen heutiger internationaler Konzerne aber durchaus ein bedeutendes Thema. Darüber hinaus hat CMS ein gemeinsames Key-Account-Management: große europäische und US-amerikanische Klienten werden z.B. gemeinsam unter der Führerschaft eines Client-Relations-Partners betreut. Und wir investieren gemeinsam in das Training der Mitarbeiter, wofür CMS eine Partnerschaft mit der IMD Business School in Lausanne hat.

Ist CMS intern wie ein einziges Unternehmen strukturiert?

Nein. Unsere Corporate Structure schaut so aus, dass im Zentrum eine Trägergesellschaft steht, CMS Legal Services EEIG. Sie hält die zentralen Ressourcen vor wie beispielsweise die IT, und sie hat auch die Rechte an der Marke CMS. Sie macht aber selbst keine Mandantenberatung – das machen ausschließlich die neun CMS-Mitgliedskanzleien. Wir haben innerhalb des Netzwerks auch keine Gewinnpoolung über die Grenzen hinweg. Wie Beobachtungen zeigen, stiftet eine solche Gewinnpoolung für die Klienten keinen Mehrwert, im Gegenteil. Die einzelnen Märkte sind ja durch unterschiedliche Profitabilität gekennzeichnet. Dort wo diese Profitabilität geringer ist, könnte man sonst nicht alle Leistungen anbieten. Unsere Struktur ist mit der der großen internationalen Accounting Firms wie etwa KPMG vergleichbar, wo unter einer Dachmarke ebenfalls mehrere Ländergesellschaften versammelt sind.

Bewährt sich das System in der Praxis, baut CMS aus?

Man kann sagen es ist eine Erfolgsstory; die Klienten haben es rasch akzeptiert, was man daran sieht, dass die Bezeichnung CMS sich rasch eingebürgert hat. Wir haben eine hohe Erfolgsquote bei internationalen Ausschreibungen und sind führend in den abgedeckten Jurisdiktionen. So bescheinigen uns Studien etwa Rang 1 bei Transaktionen in Zentral- und Osteuropa, CEE – ein Bereich, für den konkret CMS Reich-Rohrwig Hainz zuständig ist. Insgesamt hat CMS derzeit über 2800 Juristen, wir selbst haben in Österreich über 60 und mit unseren Osteuropa-Büros etwa 130. Vor zwei Jahren waren es 50 in Österreich und 110 mit CEE.

Wird es in Zukunft auch einmal mehr CMS-Mitgliedskanzleien geben?

Derzeit gibt es bei CMS insgesamt neun Mitgliedskanzleien, zuletzt wurde in Luxemburg eine Niederlassung eröffnet. Der momentane Zustand ist ganz gewiss nicht der Endausbau. Das gesamte Netzwerk hat vor kurzem eine Kooperation mit einer sehr renommierten portugiesischen Kanzlei, Rui Pena, Arnaut & Associados (RPA), abgeschlossen, die auch in Südamerika stark vertreten ist. Eventuell mit der Perspektive einer künftigen Mitgliedschaft.

Wie werden Entscheidungen über neue Mitgliedschaften getroffen?

Das wird im Executive Committee von CMS behandelt, es trifft die strategischen Entscheidungen. Wenn beispielsweise eine Mitgliedskanzlei in einen neuen Markt will, dann wird das geprüft und die Markenrechte dafür vergeben.

Britische Medien berichten von Gerüchten, wonach die größte CMS-Mitgliedskanzlei, nämlich CMS Cameron McKenna, an eine Fusion mit einer anderen britischen Großkanzlei, Eversheds, denkt. In dem Fall müssten vorher aber alle anderen CMS-Mitgliedskanzleien zustimmen, heißt es.

Dabei handelt es sich um ein bloßes Gerücht – um nicht zu sagen eine Ente. Aber es ist richtig, dass es für Mergers von Mitgliedskanzleien ein Procedere bei CMS gibt. Es gibt ja kleine und große Mergers – letztere sind „transformative“, wie man sagt. Und diese Möglichkeit wurde bei der Gründung von CMS in den Statuten berücksichtigt.

Hat man als CMS-Jurist die Perspektive einer internationalen Laufbahn? Wenn neue Mitarbeiter zu Ihnen kommen, sehen diese sich vorrangig als Mitarbeiter von CMS oder von CMS Reich-Rohrwig Hainz, also Ihrer eigenen Kanzlei?

Man muss das mit der Internationalität ein bisschen relativieren, denn Juristen sind nun einmal an ihre Jurisdiktion gebunden, sie müssen ja auch für das jeweilige Land zugelassen sein. Aber abgesehen davon haben wir sicherlich hier die internationalste Ausrichtung aller österreichischen Kanzleien. Der Anteil unseres internationalen Geschäfts hat seit unserem Beitritt zu CMS stark zugenommen. Die Zusammenarbeit unserer Juristen mit den Osteuropa-Büros, für die unsere Sozietät verantwortlich zeichnet, ist besonders eng. Generell arbeitet man bei uns als Teil von internationalen Teams, wird dabei vielleicht von einem Partner in Amsterdam gemanagt, der das jeweilige Mandat betreut. Es gibt internationale Fortbildung, und wir fördern auch Secondmends, also zeitweilig in anderen CMS-Büros zu arbeiten. Eine Kollegin ist beispielsweise gerade in der Intellectual Property(IP)-Abteilung unserer Schwesterkanzlei in Hamburg.

Peter Huber © CMS / David Sailer

Wie sind Ihre Geschäftserwartungen für das heurige Jahr?

Wir stellen fest, dass es zu einer Belebung bei den Transaktionen kommt. Auch Dispute Resolution, also Schiedsgerichte und ordentliche Gerichtsverfahren, entwickelt sich gut. Osteuropa, unser Zuständigkeitsgebiet innerhalb von CMS, ist im ersten Halbjahr 2011 angesprungen. Die Krise haben wir lange hinter uns gelassen. Die Klienten sind durch die Krise noch anspruchsvoller geworden – gut, dem stellen wir uns. Wir glauben, dass unsere Full-Service-Strategie langfristig nachhaltig am erfolgreichsten ist.

Link: CMS Reich-Rohrwig Hainz

 

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