Wien. Die anhaltende Euro-Schuldenkrise schlage sich erstmals auch deutlich in der Zahlungsmoral nieder, so eine Studie von Kreditversicherer Atradius. Griechische Unternehmen würden demnach aktuell ihre Rechnungen im Durchschnitt erst nach 92 Tagen begleichen, 15 Tage nach dem vereinbarten Zahlungsziel von 77 Tagen.
International gesehen seien jetzt schon über 30 Prozent der Forderungen aus dem Ausland überfällig. In Österreich liege die Zahl noch darüber: Mehr als ein Drittel aller Exportforderungen (37 Prozent) österreichischer Unternehmen würden nicht pünktlich beglichen, so Atradius.
Auf Platz zwei der schwächsten Zahler landet Spanien mit einer Zahlungsdauer von 87 Tagen bei einem großzügigen Zahlungsziel von 74 Tagen. Das sind einige der Ergebnisse aus dem aktuellen Atradius Zahlungsmoralbarometer, für das im Sommer 2011 branchenweit 5.400 Unternehmen aus 27 Ländern befragt wurden.
Michael Karrenberg, Leiter Risikomanagement des Kreditversicherers Atradius für Deutschland, Mittel- und Osteuropa, prognostiziert: „Eine weitere Verschärfung der Euro-Krise würde in den von der Schuldenkrise besonders betroffenen Ländern Portugal, Italien, Irland, Griechenland und Spanien zu einer noch restriktiveren Kreditvergabe der lokalen Banken und damit zu einer weiteren Verschlechterung der Zahlungsmoral in diesen Märkten führen.“
Verunsicherung über Bonität
„Durch die anhaltende Schuldenkrise herrscht bei den Exporteuren zunehmend Verunsicherung darüber, ob sich die finanzielle Schieflage in der Eurozone auch auf die Bonität ihrer Geschäftspartner auswirkt,“ stellt Franz Maier, Country Manager von Atradius in Österreich, fest.
„Wir beobachten, dass die Unternehmen die Kreditwürdigkeit ihrer Geschäftspartner – insbesondere aus dem Ausland – vor Geschäftsabschluss genau prüfen“, so Maier.
Nachfrage nach Schutz steigt um 47 Prozent
Die Nachfrage nach Forderungsausfallschutz für italienische Abnehmer schnellte bei Atradius im zweiten Quartal 2011 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 47 Prozent in die Höhe.
Als Hauptgrund für verspätete Zahlungen geben sowohl die befragten Unternehmen aus Österreich als auch die internationalen Studienteilnehmer mehrheitlich fehlende Liquidität an.
Spitzenreiter ist Griechenland: 84 Prozent der befragten griechischen Unternehmen geben fehlende liquide Mittel als Grund für verspätete Zahlungen an, heißt es. Fast jedes zweite Unternehmen aus Österreich versuche, die Zahlungsbereitschaft seiner Abnehmer mit Hilfe der Einräumung von Skonto zu beschleunigen.
Die Kunden sollen allerdings nur verhalten darauf reagieren. „Für die Unternehmen ist es oftmals günstiger, den Lieferantenkredit in Anspruch zu nehmen und später zu zahlen“, erklärt Karrenberg.
Link: Atradius