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Coface sieht Österreich und Deutschland nicht mehr als Kandidaten für besseres Rating

Paris/Wien. Kreditversicherer Coface hat acht Industrieländer auf die negative Watchlist gesetzt bzw. von der positiven Watchlist entfernt – unter ihnen: Österreich und Deutschland. Die Länderrisikobewertung für Griechenland und Zypern wurde um je eine Stufe herabgesetzt.

Zusätzlich zur negativen Auswirkung des Schuldenabbaus der Wirtschaftsakteure in Europa und den USA, beginne sich nun eine Vertrauenskrise auf die Realwirtschaft auszubreiten, so Coface-Chefökonom Yves Zlotowski.

Aufgrund der „durch die Krise der Eurozone erzeugten Auf- und Abwärtsbewegungen und des aktuellen Stillstands in der US-Wirtschaftspolitik“ könne ein vorhersehbares Szenario derzeit nicht erwartet werden, heißt es. Diese Unsicherheiten könne dazu führen, dass Konsumenten und Anleger ihre Investitionen aussetzen, so Coface.

Ein weiterer Grund zur Sorge: Das Misstrauen, das den Banken aufgrund ihres Länderrisiko-Exposures entgegengebracht werde, könnte europäischen Unternehmen den Zugang zu Kreditmitteln erschweren. Im ersten Halbjahr 2011 gingen die Kredite in den Peripheriestaaten der EU – Griechenland, Spanien, Portugal und Irland – zurück.

Es bestehe das große Risiko, dass Kreditaufnahmen auch im Zentrum der EU „seltener und teurer werden könnten“. In diesem Zusammenhang stellt man fest, dass die von Coface verzeichneten überfälligen Zahlungen wieder zunehmen, insbesondere in der Peripherie der Eurozone. 2011 erwartet Coface in der Währungsunion ein schwächeres Wachstum von 1,6%.

Der Eurozone stehen Misstrauen und Schuldenabbau bevor

Die Verschlechterung der Wirtschafts- und Finanzaussichten veranlasst Coface dazu, die Risikobewertung für Griechenland um eine Stufe auf C und für Zypern auf B herabzusetzen. Beide Länder waren bereits im Juni 2011 abgestuft worden.

Die Rezession, die schlimmer ausfiel als erwartet (-4% im Jahr 2011), hat die griechischen Staatsschulden weiter steigen lassen. Obwohl mehrheitlich erwartet, werde ein größerer Zahlungsausfall der griechischen Regierung Auswirkungen auf Anleger und Banken haben, nachdem die Bedingungen für die Vergabe von Unternehmenskrediten erschwert worden sind, so Coface .

Im ersten Halbjahr 2011 war die Vergabe von Unternehmenskrediten im Jahresvergleich bereits um 7% gesunken. Coface beobachtet seit Anfang 2011 einen Zuwachs an Zahlungsausfällen bei griechischen Unternehmen.

Zudem wurden fünf weitere Länder der Eurozone – Deutschland, Österreich, Belgien, Frankreich und Niederlande (jeweils A2) – von der positiven Watchlist entfernt.

Eine Verlangsamung der Konjunktur im zweiten Quartal 2011, die Abschwächung des Außenhandels und insbesondere das Risiko eines zunehmenden Misstrauens auf Seiten der Konsumenten und Unternehmen sollen auf ein sehr bescheidenes Wachstum für den Rest des Jahres hindeuten, heißt es.

Italien (A3) und Portugal (A4) wurden auf die negative Watchlist gesetzt. Die Verschärfung von Budget-Sparmaßnahmen sollen 2011 und auch darüber hinaus eine Quasi-Stagnation für die italienische Wirtschaft mit sich bringen und in Portugal zur Rezession führen, heißt es.

Die Zahlungsfähigkeit der Unternehmen werde von den negativen Trends im makroökonomischen und Finanzumfeld dieser beiden Länder beeinflusst, was sich in einer Verschlechterung der Coface-Zahlungsstatistik für italienische und portugiesische Unternehmen im ersten Halbjahr 2011 niederschlage.

Wachstum in den Vereinigten Staaten durch politische Spannungen gehemmt

Die Entfernung des A2-Ratings der USA von der positiven Watchlist sei darauf zurückzuführen, dass die Wachstumsprognose für 2011 nach unten korrigiert wurde, und zwar auf 1,7% gegenüber 2,2% im Juli.

Die von wirtschaftlichen Entscheidungsträgern und Privathaushalten an den Tag gelegte Zuversicht habe vor dem Hintergrund der politischen Uneinigkeit über die weitere Umsetzung von Plänen zur Ankurbelung der Wirtschaft nachgelassen.

Es sei zu erwarten, dass alle konjunkturtreibenden Kräfte in der zweiten Jahreshälfte 2011 und im Jahr 2012 nachlassen werden.

Diese Konjunkturträgheit soll einen Anstieg bei den Konkursen wahrscheinlich machen. Insbesonders von KMUs, die durch ihr hohes Exposure gegenüber regionalen Banken geschwächt seien und unter den schlechteren Möglichkeiten zur Kreditaufnahme leiden sollen.

Positive Signale in Island und in Thailand

Vergleichsweise gute Nachrichten sollen aktuell aus Island kommen, dessen A4-Risikobewertung auf die positive Watchlist gesetzt wurde.

Nachdem Island im März 2009 herabgestuft worden war, habe sich das Wachstum, getragen durch den Konsum der privaten Haushalte und durch Unternehmensinvestitionen, wieder belebt (2,5% im Jahr 2011).

Darüber hinaus hat sich die Auslandsverschuldung des Landes, obwohl sie nach wie vor hoch ist, deutlich verbessert (von 564% des BIP des Jahres 2008 auf 250% des aktuellen BIP).

Coface hat Thailands A3-Rating von der negativen Watchlist entfernt. Thailand profitiert derzeit von der Stabilisierung der politischen Situation nach den Wahlen und soll eine „gewisse Widerstandskraft seiner Wirtschaft gegenüber den weltweiten wirtschaftlichen und finanziellen Turbulenzen“ erkennen lassen, heißt es.

Abschwung im Unternehmenssektor erwartet

Generell soll sich die Geschäftstätigkeit der Unternehmen abschwächen, selbst wenn nach wie vor auf die Nachfrage aus Schwellenländern, die 2011 um 5,8% zunehmen soll, gezählt werden könne. Trotz des Netto-Rückgangs gegenüber 2010 soll der weltweite Handel nach wie vor positive Wachstumsraten verzeichnen.

„Die negativen Veränderungen der Länderrisikobewertungen bestätigen, dass die Phase des weltweit verbesserten Zahlungsverhaltens von Unternehmen, das seit der zweiten Hälfte des Jahres 2009 zu beobachten war, hinter uns liegt. Derzeit wendet sich die Zuversicht der realwirtschaftlichen Akteure ins Gegenteil, wodurch die Konjunktur belastet wird. Diese Krise des Misstrauens wird unter anderem durch den mangelnden Konsens der politischen Akteure hinsichtlich der zur Überwindung der Staatsschuldenkrise bzw. des schwachen amerikanischen Wachstums zu ergreifenden Maßnahmen vorangetrieben. Die größte Herausforderung für das europäische Aufbauwerk ist die Einrichtung von Maßnahmen, die das Überschwappen der griechischen Schuldenkrise auf andere Wirtschaftsräume des Euro-Währungsgebiets bekämpfen. Dies wird entscheidend sein, um sicherzustellen, dass die Konjunkturabschwächung nicht zur Rezession wird“, erklärt Yves Zlotowski, Chefökonom bei Coface.

Link: Coface Austria

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