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WWF Climate Group und KPMG Sustainability Services orten Klimaschutz-Pessimismus in Österreich

Bernhard Klingler, Peter Ertl ©KPMG

Wien. Die soeben von WWF Climate Group und KPMG Sustainability Services präsentierte Studie „Wirtschaftsbarometer Klimaschutz 2011“ ortet Pessimismus beim Klimaschutz in der österreichischen Wirtschaft.

Doppelt so viele österreichische Unternehmen wie im Jahr 2010 sollen sich 2011 negative Auswirkungen auf ihren Betrieb durch die Folgen des Klimawandels erwarten, heißt es in der Studie. Um 15 Prozent weniger Unternehmen glauben an die Erreichbarkeit der internationalen Klimaschutzziele.

Der Handlungswille der heimischen Wirtschaft sei trotzdem deutlich erkennbar: 67 Prozent sehen die Chance neuer Geschäftsfelder, drei Viertel eine Steigerung der Innovationsfähigkeit. Mehr als die Hälfte der Unternehmen wünscht sich aber endlich klare politische Anreize.

Dies sind die zentralen Ergebnisse der soeben vorgestellten Studie „Wirtschaftsbarometer Klimaschutz 2011“ der Unternehmensplattform WWF Climate Group und des Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmens KPMG.

Eine Woche vor dem Start der für ein Kyoto-Folgeabkommen entscheidenden Weltklimakonferenz in Südafrika liefert die Erhebung einen Klimaschutz Status Quo der heimischen Unternehmenslandschaft und deren Entwicklungen im letzten Jahr. Befragt wurden 144 Unternehmen aller Branchen und Größen in ganz Österreich.

Geringer Glaube an Erreichbarkeit internationaler Klimaschutzziele

Nur 21 Prozent der heimischen Unternehmen halten es laut Studie für realistisch, den Klimawandel unter der entscheidenden Zwei-Grad-Celsius-Grenze zu stabilisieren und so die schlimmsten Folgen zu verhindern.

Im Vergleich zur Erhebung aus 2010 ist damit der Anteil der Studienteilnehmer, die nicht mehr an die Erreichbarkeit internationaler Klimaschutzziele glauben, um 15 Prozent angestiegen.

„Die zweite Auflage des ‚Wirtschaftsbarometer Klimaschutz’ lässt einen Trend in Österreichs Wirtschaft erkennen. Den Unternehmen wird die Tragweite des Problems immer bewusster. Ein zunehmender Klima-Pessimismus wird spürbar, sowie ein immer stärkerer Appell an die Politik klare Rahmenbedingungen und Anreize zu schaffen“, schlussfolgert  Hildegard Aichberger, Geschäftsführerin des WWF Österreich.

Trotz oder gerade wegen dieser pessimistischen Sichtweise befürworten über 90 Prozent der Befragten strengere Klimaschutzziele auf EU-Ebene. Unterstützt werde dieser Schritt allerdings nur, sofern Wettbewerbsnachteile gegenüber den USA oder aufstrebenden Wirtschaftsnationen wie China oder Indien ausgeschlossen werden können.

Strengere EU-Klimaschutzziele fordern mit 90 Prozent insbesondere der Handels- und Logistiksektor, der Finanz- und Dienstleistungssektor sowie der Bereich Industrieprodukte/Anlagen- und Maschinenbau. Anders sieht dies der Energieversorgungssektor: 38 Prozent sind gegen eine Anhebung der europäischen Klimaschutzziele.

20 Prozent erwarten sich negative Auswirkungen

Eine zunehmende Sensibilisierung der heimischen Wirtschaft für das Thema Klimaschutz zeigt sich auch beim Blick auf  die wahrgenommenen Folgen für das eigene Unternehmen. „In der Erhebung 2011 erwarten sich bereits 20 Prozent der Befragten mit Sicherheit negative Auswirkungen auf ihren Betrieb durch die Folgen des Klimawandels. Das entspricht einer Verdoppelung gegenüber dem Vorjahr“, betont KPMG-Geschäftsführer Bernhard Klingler.

Im Energieversorgungssektor sind sogar drei Viertel der Befragten davon überzeugt, im Dienstleistungssektor hingegen nur 37 Prozent. Als Risiken für die Branche werden insbesondere steigende technologische Anforderungen (76 Prozent), die Zunahme der Regulierungen (75 Prozent) und die Verringerung der Profitabilität durch steigende Kosten aufgrund notwendiger Klimaschutzmaßnahmen (67 Prozent) genannt.

67 Prozent glauben an die Entwicklung neuer Geschäftsfelder

Im Vergleich zur Erhebung aus 2010 sehen die befragten Teilnehmer heuer aber auch mehr unternehmerische Vorteile im Zusammenhang mit den notwendigen Klimaschutzanpassungen. Knapp drei Viertel der Befragten werten die Steigerung der Innovationsfähigkeit als positiven Nebeneffekt eines verstärkten Klimaschutzes.

67 Prozent erkennen die Chance neuer Geschäftsfelder. Mehr als 60 Prozent sind der Meinung, dass eine Zunahme der Wettbewerbsfähigkeit durch umweltfreundliche Technologien und Angebote eine Chance bietet. 70 Prozent gehen von einer Verbesserung des Images ihrer Branche in Verbindung mit Klimaschutzaspekten aus.

Klimafreundliche Beschaffung, Vertrieb und Produktdesigns

2011 analysiert das Wirtschaftsbarometer Klimaschutz zusätzlich zu innerbetrieblichen Klimaschutzmaßnahmen der Unternehmen, erstmals auch Maßnahmen in vor- und nachgelagerten Unternehmensprozessen.

„Die Betrachtung des gesamten Lebenszyklus von Produkten und Dienstleistungen ist essentiell für einen größtmöglichen Klimaschutzeffekt“, weiß Hans Lanzinger, Geschäftsführer der Pfanner Getränke GmbH, eines der acht Mitglieder der WWF Climate Group.

„In vielen heimischen Branchen befinden sich die größten CO-Reduktionspotentiale nicht im Kerngeschäft, sondern in vor- und nachgelagerten Stufen, wie der Rohstoffbeschaffung oder dem Vertrieb“, so Lanzinger.

Die Studie zeige zwar ein grundlegendes Bewusstsein der Wirtschaft für die Bedeutung von Klimaschutzmaßnahmen entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Klimarelevante Emissionen über den ganzen Lebenszyklus der Angebote würden von den Unternehmen allerdings noch nicht ausreichend berücksichtigt, so KPMG.

In vielen Bereichen fehle es noch an nachhaltigen Lösungen für Beschaffung, Vertrieb und Produktdesign. 37 Prozent der Befragten sehen das größte CO-Reduktionspotenzial noch immer innerhalb des Betriebes.

Bereits ein Viertel erkenne allerdings in den eigenen Produkten und Dienstleistungen die meisten Einsparungsmöglichkeiten, knapp ein Drittel sieht diese in der vorgelagerten Lieferkette.

Appell an die Politik 

Die Forderungen der österreichischen Wirtschaft an die Politik seien im Vergleich zur Erhebung aus 2010 unverändert hoch. Verlangt werden konkrete Rahmenbedingungen.

97 Prozent der Befragten geben an, dass die nationalen klimapolitischen Vorgaben und Maßnahmen für Unternehmen entweder nicht klar formuliert oder gänzlich unbekannt seien. In der Erhebung 2011 erwarten sich die Befragten von der Politik darüber hinaus eine noch stärkere Übernahme der Führungsrolle.

Mehr als die Hälfte sieht die Verantwortung für zukunftsweisende Entscheidungen und Klimaschutzprogramme auf Seite der Politik. Nur jeder Dritte sieht die Wirtschaft gefordert.

KPMG-Geschäftsführer Peter Ertl unterstreicht den Handlungsauftrag an die Politik, sieht aber auch die Unternehmen dringend gefordert: „Die Wirtschaft muss sowohl in der Rolle des Produzenten wie auch des Kunden nachhaltige Perspektiven entwickeln, innovative Lösungen umsetzen und sowohl das Angebot, als auch die Nachfrage für klimafreundliche Produkte und Dienstleistungen schaffen.“

Link: KPMG

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