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Recht.Extrajournal.Net Dossier: PHHV-Gründungspartner Stefan Prochaska über Strategie und Karriere

Stefan Prochaska © PHHV
Stefan Prochaska © PHHV

Wien. Die Anwaltssozietät PHHV Pro­chaska Heine Hav­ra­nek Vav­rovsky mit Sitz in Wien und Salzburg wurde im Jahr 2001 unter der ursprünglichen Bezeichnung Prochaska & Partner Rechtsanwälte GmbH gegründet und ist seitdem zu einem über 80-köpfigen Team dynamisch gewachsen.

Stefan Prochaska, Gründungspartner von PHHV Rechtsanwälte, spricht im aktuellen Recht.Extrajournal.Net Dos­sier über seine Erfolgs-Strategie und erklärt worauf es bei einer Karriere als Anwalt ankommt.

Recht.Extrajournal.Net: Ihre Sozietät PHHV wurde im Jahr 2001 unter der ursprünglichen Bezeichnung Prochaska & Partner Rechtsanwälte GmbH von Ihnen gegründet und ist seitdem zu einem über 80-köpfigen Team dynamisch gewachsen. Wie erzielt man als junge Anwaltskanzlei ein solches Wachstum?

Stefan Prochaska: Vorab nur ein Einwurf: Die Kanzlei ist nicht mehr ganz so jung. Ich war ja vor der Gründung von PHHV bzw. Prochaska und Partner schon mehrere Jahre selbstständig. Aber es freut mich, dass Sie uns als jung bezeichnen. Unser Wachstum war einerseits organisch. Andererseits sind interessante Partner von außen zu uns gestoßen.

Wir haben vielfach aus dem Nachwuchs akquiriert, den wir über Veranstaltungen z.B. in Kooperation mit Uniport oder ELSA (Lawyer for a Day) bzw. über Moot Courts kennen gelernt haben. Kolleginnen und Kollegen, die uns besonders aufgefallen sind, haben wir so als Praktikanten oder studentische Mitarbeiter übernommen, die nicht selten Jahre lang bei uns waren. Einige von ihnen sind mittlerweile Konzipienten in unserer Kanzlei. Diese Vorgehensweise hat den Vorteil, dass die Akquisition neuer Mitarbeiter mit wenig Aufwand verbunden ist, da man die Kolleginnen und Kollegen sozusagen schon im Haus hat.

Die Mitarbeiter sind schon eingearbeitet, kennen sich mit den Abläufen aus, hatten bereits Mandantenkontakt und sind vor allem integriert. Wir haben wirklich gute Erfahrungen gemacht und tollen Nachwuchs ausgebildet. Daneben haben wir auch Juristen eingestellt bzw. als Partner gewonnen, die vorher in anderen Kanzleien waren. Wir sind generell offen für neue Mitarbeiter.

Bei der Einstellung zählen für uns natürlich die fachlichen Komponenten wie Studiendauer und -erfolg. Aber mindestens genauso wichtig ist, dass es auf einer persönlichen Ebene passt, eine gute Integration ins Team möglich ist. Teamfähigkeit und ein positives Arbeitsklima sind bei PHHV sehr wichtig.

Bedarf es dazu einer klaren Strategie bei den Bewerbern?

Prochaska: Unbedingt, man sollte immer ein klares Ziel vor Augen haben. Natürlich kann sich die Linie über die Jahre ändern. Das sollte sie sogar, denn auch die Anforderungen am Markt sind flexibel. Aber ein Anwalt oder eine Sozietät sollten sich immer für eine eindeutige Linie und Positionierung entscheiden. Optimal ist es, wenn sich ein Anwalt auf zwei bis drei Gebiete spezialisiert und sich für die weiteren Bereiche Partner sucht, die seine Expertise ergänzen.

Niemand kann alles können – zumindest nicht in der notwendigen Tiefe. „Alleskönner“ sind außerdem auch nicht glaubwürdig.

Im zweiten Schritt sollte die Frage beantwortet werden, welche Art von Wachstum verfolgt wird. Aber das sind schon Feinheiten. Im Gegensatz dazu haben viele Anwälte meines Erachtens viel zu wenig bis gar keine Strategie. Sie entwickeln sich passiv, lassen sich also von Kundenwünschen treiben. Das sind keine guten Voraussetzungen. Denn Kanzleien ohne klare Ausrichtung können sich in meinen Augen aufgrund des hohen Wettbewerbs nicht durchsetzen.

Wie waren Ihre Erfahrungen in der Anfangszeit im Vergleich zu jetzt?

Prochaska: Im Vergleich zu unseren Anfangszeiten hat sich das Berufsbild des Anwalts drastisch verändert. Kunden wollen immer mehr einen Berater an ihrer Seite, die Anforderungen an den Anwalt werden ständig höher.

Den Mandaten geht es schon lange nicht mehr nur um den rechtlichen Teil. Mit der eigentlichen Rechtsfrage verbundene Themen rücken mehr und mehr in den Mittelpunkt.

So war etwa im Strafrecht oder Wirtschaftsstrafrecht vor 10 Jahren eine (wirtschafts-)strafrechtliche Vertretung gefragt. Heute wollen Mandanten umfassend beraten und betreut werden. Auch Litigation-PR, die auf eine optimale mediale Positionierung der Causa abzielt, wird als Teil des Packages gesehen.

Das ist besonders bei medienwirksamen Fällen wichtig. Wir betreiben hier eigentlich schon Lobbying – nicht nur gegenüber der Öffentlichkeit, sondern auch gegenüber den Richtern, Schöffen oder Staatsanwälten.

Oder im Bereich M&A: Hier ging es früher nur um die Erfüllung der rechtlichen Standards, um einen Deal abzuwickeln. Heute sind wir Projektmanager mit einem viel breiteren Aufgabenbereich. Dazu ist wirtschaftliches Know-how wichtig. Eine Bilanz zu verstehen, ist zum Beispiel selbstverständlich geworden.

Welche Mandate Ihrer Kanzlei waren in den letzten Jahren wichtig?

Prochaska: Die Frage ist schwierig zu beantworten. Einerseits sind für uns alle Mandanten herausragend. Andererseits unterliegen wir der Schweigepflicht. Aber ich kann sagen, dass wir derzeit gerade ein sehr spannendes M&A-Mandat mit asiatischen institutionellen Investoren und sehr interessante Projekte im Bereich Energie betreuen.

Wir vertreten aber auch zum Beispiel den ersten Kronzeugen Österreichs. Das ist für uns juristisch ein Highlight, da in diesem Fall die neue Kronzeugenregelung zum ersten Mal angewendet wird. Für mich persönlich wird auch das Grubenunglück in Lassing im Jahr 1998 immer eine besondere Erfahrung bleiben.

Wie wichtig ist es heute für einen Rechtsanwalt, auch fundiertes Wissen über wirtschaftliche Zusammen­hänge zu besitzen?

Prochaska: Wirtschaftliches Wissen und Verständnis sind ganz wichtig. Ein Anwalt, der zum Beispiel im Bereich M&A arbeitet und keine Bilanz lesen kann, ist absolut fehl am Platz.

Meiner Meinung nach muss das Wissen nicht zwingend aus einem Studium herrühren. Aber es muss da sein. Anwälte müssen die Bereitschaft besitzen, sich mit einem neuen Thema auseinanderzusetzen und sich Wissen aneignen können. Sie müssen über den Tellerrand schauen können. Diese Eigenschaften gewinnen in unserem Beruf immer mehr an Bedeutung.

Haben Sie Erfahrungen mit Absolventen des WU-Studiums Wirtschaftsrecht?

Prochaska: Noch nicht im rechtsanwaltlichen Bereich, aber einige unserer studentischen Mitarbeiter absolvieren dieses Studium. Ich denke allerdings, dass diese Ausbildung eine gute Lösung sein könnte. Das wird sich jedoch erst langfristig zeigen.

Seit meinem Studienabschluss 1991 hat sich einiges verändert – auch beim Studium der Rechtswissenschaften. Es gab es Reformen, die das Studium eher zu einem schulischen Betrieb gemacht haben. Das sind in meinen Augen nicht unbedingt positive Entwicklungen. Dadurch fehlt es den Absolventen nämlich vor allem an Eigenständigkeit und Disziplin – und das sind ganz wichtige Eigenschaften für unseren Beruf.

Welche Tipps haben Sie, wie man als Anwalt am besten seinen Karriereweg plant?

Prochaska: Bevor es um den Karriereweg geht, sollte sich jeder Anwalt die Grundsatzfrage stellen: Wohin will ich überhaupt? Ist der Berufswunsch, eine eigene Kanzlei zu gründen, stehen neben dem fachlichen Know-how auch unternehmerisches Können und Führungsgeschick im Vordergrund. Diese Qualitäten wird sich ein Berufsträger eher in kleineren Einheiten im Gegensatz zu Großkanzleien aneignen. Hier wird auch mehr positiver Kundenkontakt geübt, der bei dieser Laufbahn ganz wichtig ist.

Will sich ein Anwalt in einer Großkanzlei positionieren, zählen Fachexpertise und Leistungsfähigkeit mehr als unternehmerische Fähigkeiten. Daher sollte dieser Anwalt seine Erfahrungen eher in Großkanzleien sammeln.

Welche Pläne hat PHHV für die nächsten Jahre?

Prochaska: Wir werden unseren bisherigen Weg weitergehen. Wir haben uns bewusst als österreichische Kanzlei positioniert und streben zur Zeit keine Internationalisierung im Sinne von einem Filialnetz an. Wir arbeiten lieber mit sehr renommierten Kanzleien zusammen. Wir sind gut aufgestellt und wollen diese Position weiter ausbauen.

Unsere Kunden sind typische österreichische Mittelstandsunternehmen, die sich in einer dynamischen Entwicklung befinden. Es ist für uns spannend, mit diesen Unternehmen zu wachsen. Entsprechend ist uns eine langfristige Kundenbetreuung auch sehr wichtig. Durch unser Wachstum haben wir außerdem mittlerweile Experten aus nahezu allen Rechtsgebieten.

PHHV ist keine elitäre Wiener Kanzlei, wir haben Partner und Mitarbeiter aus allen Bundesländern und durch unseren Standort in Salzburg sind wir auch im Westen Österreichs für unsere Kunden vor Ort. Das macht uns für heimische KMU immer attraktiver.

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