Schirmer, Nikbakhsh, Winkler, Nötzel, Karl, Pölzl, Steinmeyer, Kutschera ©BG
Wien. Rund 150 Gäste folgten der jüngsten Einladung von Binder Grösswang zur Talkreihe „impulse“ mit dem Thema „Gratwanderung Compliance: Zwischen Anspruch und Realität“ in die Kanzleiräumlichkeiten in Wien.
Es diskutierten Justizministerin Beatrix Karl, Manfred Nötzel (Leitender Oberstaatsanwalt der Staatsanwaltschaft München I), Georg Pölzl (Vorstandsvorsitzender der Österreichischen Post AG), Lenzing-Vorstand Thomas G. Winkler und Rechtsanwalt Roland Steinmeyer (Partner der Anwaltssozietät WilmerHale in Berlin).
Diskutiert wurden Compliance Systeme in Unternehmen und die Umsetzung durch Vorstand und Management. Die Moderation übernahm Michael Nikbakhsh, Leiter des Wirtschaftsressorts des Magazins Profil.
Justizministerin Beatrix Karl stellte bei der Diskussion klar, dass Korruption in Österreich keinen Platz habe, heißt es in einer Aussendung. Mit dem Ausbau der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft, der Verschärfung des Korruptionsstrafrechts und dem neuen Lobbyistenregister habe die Justiz für mehr Transparenz und Sauberkeit in Politik und Wirtschaft gesorgt. „Darauf aufbauend tragen auch die Unternehmen selbst durch strenge Compliance-Regelungen zur Korruptionsbekämpfung in unserem Land bei“, so die Justizministerin.
Nur wenn die Chefs mitspielen
Manfred Nötzel meinte, dass ein „Compliance-System“ nicht ernst genommen werden könne, wenn es am Willen zur Durchsetzung der Regelungen fehle und das System nur aus gedruckten Richtlinien und Anweisungen bestünde. „Wirklich ernstzunehmende Systeme zeichnen sich durch den ‚Tone from the Top‘ aus, die klar aufzeigen, dass die Unternehmensführung es ernst meint und einerseits gesetzmäßiges Handeln honoriert, gesetzwidriges Handeln aber auch klar sanktioniert. Diese Aufgaben gehören eindeutig in die Führungsebene“, so Nötzel.
Auch Georg Pölzl, Vorstandsvorsitzender der Österreichischen Post AG, betonte: „Um eine Compliance Kultur im Unternehmen zu etablieren, ist es unerlässlich, dass Vorstand und Top Management dahinter stehen und dies auch vorleben.“ Darauf aufbauend habe die Österreichische Post ein konzernweites Compliance Management System (CMS) implementiert, das eine risikoorientierte Präventionsstrategie verfolgt und durch klare Regelungen Compliance in Geschäftsprozesse integriert, so Pölzl.
Lenzing-Vorstand Thomas Winkler meinte, dass das schärfste Instrument der Compliance die Bewusstseinsänderung auf breiter Front im Unternehmen sei. Diese finde aber nur statt, wenn es gelingt, Compliance dauerhaft ganz oben auf der Agenda zu platzieren.
Roland Steinmeyer, Partner der Anwaltssozietät WilmerHale in Berlin, meinte, dass der Vorstand eines Unternehmens die Pflicht habe, ein funktionierendes Compliance-System zu etablieren: „Zahlreiche Fälle belegen, dass eine mangelhafte Compliance-Organisation die Unternehmen und die Vorstandsmitglieder teuer zu stehen kommt. Ordnungsgemäße Compliance-Organisationen sind kostengünstiger. Compliance-Verstöße beeinträchtigen das Renommee eines Unternehmens und haben zum Teil erhebliche Auswirkungen auf das Geschäft.“
Die Gäste des Abends
Unter den Gästen befanden sich u.a.: Friedrich Stickler (Generaldirektor-Stellvertreter der Österreichische Lotterien), Arnold Schiefer (Vorstandsdirektor Rail Cargo Austria), Werner Fleischer (Vorstandsmitglied Verbund Austrian Power Trading), Florian Hagenauer (Vorstand Oberbank), Johann Maurer (Vorstand Macquarie Investment Management Austria Kapitalanlage), Gertraud Wöber (Generalsekretärin Agrana Beteiligungs-AG), Alexander Martinowsky und Adolf Tripold (Vorstände Wiesenthal).
Weiters Peter Zöhlin (Geschäftsführer Verbund Finanzierungsservice), Heimo Hackel (CEO card complete Service Bank), Herbert Maderbacher (CEO Six Card Solutions Austria), Patrick F. Prügger (Geschäftsführer B&C Holding), Manfred Filaus (Head of Relationship Management, Bawag P.S.K.), Ina Kogler (Senior Compliane Officer Raiffeisen Bank International), Celia Konrad (Leiterin Rechtsabteilung RHI), Gerhard Lipowec (Leiter Rechtsabteilung Schenker&Co), Christian Mende (Chief Compliance Officer EVN), Pia Scheck-Kollmann (Compliance Beauftragte ORF), Christian Schuppich (Rechtsabteilung Magna International Europe), Stefan Urmann (Leiter Unternehmensrecht ÖBB-Infrastruktur) und Wolfgang Rosam (Change Communications).
Link: Binder Grösswang
