Karriere. Unsere Serie „Karriere als Anwalt“ beleuchtet Arbeitsmarktsituation, Auswahlkriterien und Karriere-Chancen für Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälte bzw. Jus-Studentinnen und -Studenten in Österreichs Anwaltssozietäten.
In der aktuellen Ausgabe unserer Karriere-Serie erklärt Petra Thurner, Juristin und HR-Verantwortliche bei Brandl & Talos in Wien, welche juristischen Spezialisierungen besonders gefragt sind und in welchen Bereichen Brandl & Talos selbst gerade junge Juristen sucht.
Recht.Extrajournal.Net: Welche juristischen Spezialisierungen sind am Arbeitsmarkt aktuell besonders gefragt?
Petra Thurner: Die Universitäten bieten jungen Juristen eine allgemeine Ausbildung und erziehen sie zunächst zu Generalisten. Das ist richtig so, denn eine solide Ausbildung ist ein wichtiger Grundstein für eine spätere Spezialisierung.
Auch während des Studiums gibt es bereits die Möglichkeit, sich in Wahlfachkörben Spezialwissen zu bestimmten Themen anzueignen. In der heutigen Berufswelt sind Spezialisierungen unerlässlich. Das gilt vor allem für Anwaltskanzleien, aber immer mehr auch für Unternehmensjuristen.
Die Nachfrage nach Juristen im Transaktions- und Gesellschaftsrecht ist seit Jahren ungebrochen. Die Nachwehen der Wirtschaftskrise lassen einen Trend in Richtung Restrukturierung und distressed M&A, also Akquisition eines Unternehmens in der Krise, erkennen.
Und schließlich führt die Tendenz der Staatsanwaltschaften und Strafgerichte, wirtschaftliche Fehler beim Betrieb eines Unternehmens zu kriminalisieren und Manager und Aufsichtsorgane strafrechtlich zu verfolgen, zu einem wachsenden Bedarf an Spezialisten.
Insbesondere Experten im Wirtschaftsstrafrecht und – um strafrechtliche Probleme zu vermeiden – im Bereich Compliance sind dafür gefragt.
Welche juristischen Spezialisierungen werden voraussichtlich in den nächsten 10 Jahren besonders gefragt sein?
Thurner: Der Ruf nach Spezialisierungen wird sich in den nächsten Jahren noch verstärken. Dabei wird es für den eigenen Erfolg nicht mehr ausreichen, sich ‚bloß‘ Expertise in ausgewählten Rechtsbereichen anzueignen.
Vielmehr wird maßgeblich sein, ob es gelingt, sich mit Spezialwissen von anderen abgrenzen zu können und Marktlücken zu finden.
Dabei werden sich Juristen fragen müssen, welche ihre besonderen Stärken sind und in welchen Bereichen sie Know-How anbieten können, das im Idealfall niemand anderer am Markt hat.
Im M&A Bereich erwarten wir etwa Spezialisierungen auf bestimmte Branchen oder Märkte.
Welche Spezialisierungen suchen Sie gerade besonders?
Thurner: Wir suchen junge Juristinnen und Juristen mit überdurchschnittlichem Engagement, sehr gutem Studienerfolg und unternehmerischem Denken. Unsere Spezialisten bilden wir sehr gerne selbst aus und bieten jungen Studentinnen und Studenten bereits in den ersten Semestern die Möglichkeit bei uns mitzuarbeiten.
Mit 20 Wochenstunden können wir unsere angehenden Juristen sehr gut in Projekte und Causen miteinbeziehen, ihnen bereits während des Studiums die Chance auf Spezialisierung bieten und ihnen den späteren Berufseinstieg erleichtern.
Mitarbeit an kleineren und umfangreichen Publikationen gehört ebenso zu den ‚Standardaufgaben‘ wie die Vorbereitung von Schriftsätzen und Vertragsentwürfen sowie Unterstützung bei M&A Transkationen.
Eine gewisse Spezialisierung in unseren Schwerpunkten – also vor allem im öffentlichen und privaten Kapitalmarktrecht, Transaktions- und Gesellschaftsrecht sowie Wirtschaftsstrafrecht sowie damit zusammenhängenden Gerichtsverfahren – setzen wir bei erfahrenen Bewerbern voraus.
Bei unseren Juristen legen wir großen Wert auf Freude am wissenschaftlichen und eigenständigen Arbeiten, auf rhetorisches Geschick, Durchsetzungsfähigkeit und – bei Junganwälten – auf eine gewisse Akquisitionsstärke. Punkten können Bewerber insbesondere mit unternehmerischem Denken und Engagement.
Mag. Petra Thurner ist Juristin und HR-Verantwortliche bei Brandl & Talos in Wien.
Link: Brandl & Talos