Wien. Rund 200 Gäste folgten der jüngsten Einladung von Binder Grösswang zur Talkreihe „impulse” mit dem Thema „Banken im Fokus von Wirtschaft und Politik. Welchen Belastungen kann dieses System noch standhalten?“ in die Kanzleiräumlichkeiten in Wien.
Es diskutierten Franz Gasselsberger (Oberbank), Michael Grahammer (Vorarlberger Landes- u. Hypothekenbank). Andreas Ittner (Österreichische Nationalbank), Walter Rothensteiner (Raiffeisen Zentralbank) und Andreas Treichl (Erste Group Bank) unter der Moderation von Michael Nikbakhsh, Leiter des Wirtschaftsressorts des Nachrichtenmagazins Profil.
Oberbank-Generaldirektor Franz Gasselsberger forderte ein konstruktives Miteinander von Banken und Aufsicht bei der Umsetzung der neuen Regularien. Er betonte auch die stabilisierende Rolle der Regionalbanken in der Krise der letzten Jahre und forderte, dass bei Regulierungen und Belastungen die Größe und das Risiko der Regionalbanken berücksichtigt werden, heißt es in einer Aussendung.
Michael Grahammer, Vorstandsvorsitzender der Vorarlberger Landes- u. Hypothekenbank AG, zeigte Verständnis dafür, dass man nach der Finanzkrise die Banken regulieren möchte. Momentan werde jedoch bei den neuen Regularien auf Quantität statt auf Qualität gesetzt – und auf eine „Pauschalverurteilung und -belastung der Institute“, wird Grahammer zitiert. „Dies wird mittel- bis langfristig nicht zu einer Stabilisierung der Bankenbranche beitragen, sondern die Rentabilität und damit die Substanz und Stabilität weiter untergraben. Im Übrigen ist damit auch eine weitere Verteuerung der Bankdienstleistungen unausweichlich“, so Grahammer.
„Monatlich Berichte mit 5000 Seiten an Behörden“
Andreas Ittner, Vize-Gouverneur der Oesterreichischen Nationalbank, meinte, dass „höhere Risikopuffer im Bankensektor“ eine Lehre der Krise sind und nicht bloß eine Modeerscheinung. „Sie sollen den Bankensektor stabiler machen und eine nachhaltige Kreditversorgung der Wirtschaft gewährleisten“, so Ittner.
Walter Rothensteiner, Generaldirektor der Raiffeisen Zentralbank Österreich (RZB), stellte fest, dass die Flut an Regulierungsvorschriften für die Banken kaum mehr zu bewältigen ist: „Wir schicken derzeit monatlich ca. 5000 Seiten Statistiken an 15 verschiedene Aufsichtsbehörden. Es lässt sich kaum verhindern, dass irgendwo etwas übersehen wird. Die derzeitige Gesetzeslage ermöglicht es, Strafen für Dinge auszusprechen, die niemand versteht.“
Erste Group-Chef Andreas Treichl meinte, dass die Banken dank Basel III besser aufgestellt seien als je zuvor. Allerdings sei das Timing ein Problem, denn es habe „keine fundamentalen Verbesserungen für die Wirtschaft gegeben. Unternehmer brauchen Anreize, um zu investieren.“
Die Banken seien aber teurer geworden und könnten daher derzeit keine positiven Impulse setzen: „Wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass sich die Zeiten für Banken geändert haben und es ist richtig, dass es heute für Banken schwieriger geworden ist, Kapital zu bekommen. Aber früher war der Beruf des Bankers sehr respektiert und in keiner Industrie war es möglich, nur mittelmäßig zu sein.“ Die Banken seien gefordert, etwas zu tun: „Wenn eine Bank ineffizient ist, dann muss das Problem professionell gelöst werden.“
Zahlreiche Gäste
Unter den Gästen befanden sich u.a. Norbert Marschik (UniCredit CA IB), Peter Hagen (Vienna Insurance Group), Eva Marchart (Raiffeisen Centrobank), Robert Ottel (voestalpine), Erich Hampel (UniCredit Bank Austria), Roger Niederer (Paylife Bank), Wolfgang Layr (Volksbank Wien-Baden), Ralph Müller (Wiener Städtische Versicherung), Bernhard Ramsauer (Deutsche Bank Österreich) und Angelika Sommer-Hemetsberger (OeKB).
Ebenfalls anwesend waren Martin Hagleitner (Austria Email), Michael Martinek (Schelhammer & Schattera), Alfred Fadinger (Raiffeisen Factor Bank), Helmut M. Urban (Kommunalkredit Austria), René Emerich (UBS Wealth Management), Peter Wendlinger (NÖ Hypo Real Estate Finance), Martin Butollo (Commerzbank), Michael Perthold (Coface Austria), Thomas Steiner (Österreichische Bundesfinanzierungsagentur), Ralf Kunzmann (Austria Wirtschaftsservice), Helmut Lackner (Österreichische Staatsdruckerei Holding) und Andreas Gratzl (Kathrein Privatbank).
Die Veranstaltungsreihe „impulse” findet zwei Mal jährlich in den Kanzleiräumlichkeiten von Binder Grösswang statt.
Link: Binder Grösswang