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Recht

Gastkommentar: Anwälte haben erhöhtes Burn-out Risiko

Karin Medved ©Karin Medved
Karin Medved ©Karin Medved

Wien. Psychische Erkrankungen nehmen zu – das sagt die Statistik. Der Anteil des Burn-out ist zwar nicht exakt erfassbar, es werden aber Zahlen zwischen 7 und 25 Prozent der Gesamtbevölkerung kolportiert.

Nachweisbar ist, dass es Berufsgruppen gibt, bei denen Burn-outs häufiger vorkommen als in anderen. Stark betroffen sind auch Anwälte, so die auf Anwaltssozietäten spezialisierte Unternehmensberaterin und HR-Managerin Karin Medved. In ihrem Gastkommentar analysiert sie ihre Erfahrungen.

Druck auslösende Faktoren der Branche und ihres Selbstverständnisses, gepaart mit persönlichen Druck-Verstärkern führen oftmals zu krankmachende Situationen. Das Trickreiche daran ist, dass die erste von drei Burn-out Phasen (nach T.M.H. Bergner 2012) selten von den Betroffenen selbst und schon gar nicht von Außenstehenden wahrgenommen wird.

Im Gegenteil, die Betroffenen arbeiten intensiv und finden das „cool“; Erfolg spüren, wahrgenommen werden, gebraucht werden ist wie eine Droge, aber der Schritt zum Missbrauch der eigenen Leistungsfähigkeit nur mehr ein kleiner.

Aus meiner langjährigen Coachingerfahrung weiß ich, dass diese Grenze in der Rechtsanwaltsbranche häufig überschritten wird, aber nur ganz wenige wagen es, dies zu thematisieren. Die Systemstressoren wie z.B., hohe Erwartungen von Mandaten in Bezug auf Beratungskompetenz und zeitliche Verfügbarkeit führen zu einem Mangel an Zeitsouveränität und Selbstbestimmtheit – das berühmte „Hamsterrad“. Als Dienstleister fühlt man sich häufig „Launen“ der Mandanten unterworfen, ohne vermeintlich etwas dagegen tun zu können.

Mitarbeiter leiden oftmals unter der schwach ausgeprägten Führungskompetenz von Vorgesetzten. Dadurch werden die wichtigen menschlichen Bedürfnisse nach Anerkennung, Wertschätzung und Fairness meist nicht befriedigt.

Auch der wirtschaftliche Druck in Anwaltskanzleien wird, bedingt durch den Wandel der gesamten Wirtschaft, immer größer. Persönliche Druckfaktoren am Arbeitsplatz, wie der Hang zum Perfektionismus, gepaart mit dem Bedürfnis, alles was Mitarbeiter machen, kontrollieren zu müssen und die Angst vor Fehlern verschärfen die Situation.

In Kombination mit privaten Faktoren steigt das Risiko

Wenn dann auch noch private Druckfaktoren dazu kommen und Familienleben, Freunde und Hobbies zu kurz kommen und Streit an der Tagesordnung steht, dann steigt das Burn-out Risiko erheblich.
Betroffene entwickeln dann häufig das Gefühl in einer unerträglichen Situation zu sein, diese aber weder selbst beeinflussen, noch sie verändern oder verlassen zu können. Private und berufliche Vorstellungen und Rollen können nicht mehr gelebt werden und irgendwie geht letztlich der Sinn, warum man das alles tut verloren.

Als Folgereaktion und Phase zwei zeigen sich dann Flucht und Rückzug, denn darüber reden geht natürlich auch nicht, um ja nicht den Nimbus des Erfolgreichen zu verletzen. Distanz zu anderen verschafft jedoch nur scheinbar Ruhe und das Abgleiten in Phase drei zu Isolation und Passivität ist eine logische Folge, wenn nichts unternommen wird.

Aktivitäten werden auf ein Mindestmaß herabgeschraubt. Als Begleiterscheinung sind oftmals Alkohol- oder Tablettenmissbrauch zu beobachten, sowie depressive Verhaltensweisen oder sonstige körperliche Symptome wie Schlaflosigkeit, Infekt-Anfälligkeit, Schmerzen etc.

Generell ist Burn-out schwer zu diagnostizieren, weil es in der Anfangsphase kaum wahrgenommen wird und in der letzten Phase oftmals von so vielen begleitenden Phänomenen wie z.B. körperliche Einschränkungen und Schmerzen, Depression, Sucht oder Angsterkrankungen maskiert wird (T.M.H. Bergner, S 11, 2012).

Unternehmen wie Rechtsanwaltskanzleien, die mit hochqualifizierten Mitarbeitern arbeiten, deren langfristige Leistungsfähigkeit für den Erfolg entscheidend ist – und im Lichte der demographischen Entwicklungen der erwerbstätigen Bevölkerung wird dies unweigerlich zum Thema werden – haben es in der Hand, durch gezielte Burn-out Prävention ihren Teil zur psychischen und körperlichen Gesundheit ihrer MitarbeiterInnen beizutragen.

Denn Burn-out ist teuer. Ausfälle von zumindest drei Monaten sind keine Seltenheit und eine Rückkehr zu alten, krankmachenden Verhaltensmustern unmöglich. Die Erfahrung hat gezeigt, dass Stress- und Burn-out Prophylaxe gut in den Händen von Coaches mit Erfahrung in der Branche aufgehoben sind. Zeigen sich bereits Krankheitssymptome, sind Arzt oder Therapeut die ersten Ansprechpersonen.

Das beste Mittel, um sich vor Burn-out zu schützen, ist Prävention. Der bewusste Umgang mit der eigenen Leistungsfähigkeit und –willigkeit. Sowie der Mut, auch auf die Rahmenbedingungen in Kanzleien Einfluss nehmen zu wollen und auch persönliche Grenzen aufzuzeigen.

Link: karin medved Unternehmensberatung

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