Wien. Österreichs Wirtschaft droht in einigen Monaten ein Mangel an Lkw-Fahrern: Bis 10. September 2014 müssen laut einer EU-Verordnung alle Lkw-Lenker 35 Stunden Weiterbildung absolviert haben. Betroffen sind davon in Österreich rund 85.000 Fahrer, die in der Güterbeförderung tätig sind.
Der ÖAMTC schätzt, dass trotz jahrelanger Ermahnungen derzeit immer noch ein Drittel der österreichischen Lkw-Fahrer die Ausbildung nicht absolviert hat. Zu erwarten ist also entweder ein Stau in den Ausbildungsstätten im Sommer – oder leere Fahrersitze im September: Ohne Nachweis verliert man die Berechtigung, in der EU unterwegs zu sein, warnt ÖAMTC-Experte Gerhard Blümel.
„Die Weiterbildungspflicht ist seit vier Jahren bekannt. Jetzt drängt die Zeit“, warnt Blümel, der Leiter der Berufsfahrer Akademie der ÖAMTC Fahrtechnik ist. Der Autoklub ist selbst ein wesentlicher Anbieter der nötigen Ausbildungsgänge. Gewarnt hat er öffentlich zuletzt im September 2013: Damals hatte erst ein gutes Drittel der Fahrer die Ausbildung absolviert, jetzt dürften es etwa zwei Drittel sein.
Vorgeschrieben sind konkret fünf Module zu je sieben Stunden in den Bereichen Brems- & Sicherheitstechnik, Eco Training, Ladungssicherung, Gesundheit/Sicherheit sowie Recht. Ohne Nachweis verliere man die Berechtigung, im Güterbeförderungsgewerbe in der EU unterwegs zu sein. Dann droht ein Fahrermangel, warnt der ÖAMTC.
Heiße Sommer-Wochenenden
Aufgrund des zu erwartenden Engpasses befürchte man Einbußen bei der Ausbildungsqualität. Viele Fahrer würden die Module wohl in letzter Minute an einem Wochenende absitzen, ohne auf Vorschriften und Qualitätsstandards zu achten. Hier müsse kontrolliert werden – die Einhaltung der Teilnehmeranzahl und der Mindeststunden sowie die Umsetzung der Module. Schließlich diene die Weiterbildung der Erhöhung der allgemeinen Verkehrssicherheit: Unfälle mit Lkw-Beteiligung machen etwa fünf Prozent aller Unfälle aus. Gleichzeitig sind bei Unfällen mit Lkw aufgrund der hohen Masse 15 Prozent aller Getöteten zu beklagen.
Was sich bessern soll
Die über EU-Verordnung vorgeschriebene Aus- und Weiterbildung von Berufskraftfahrern soll mithelfen, die Zahl der Verkehrsunfälle zu senken. So würden praktische Fahrtechnikkurse die Anzahl der Unfälle um bis zu 40 Prozent verringern, Ladungssicherungskurse reduzieren Transportschäden bis zu 70 Prozent und durch Eco Trainings könne der durchschnittliche Kraftstoffverbrauch immerhin nachhaltig um fünf Prozent gesenkt werden.
Link: ÖAMTC