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So gehen Anwälte richtig mit den Medien um: 3 Tipps und 3 Warnungen von Himmelhoch-Expertin Doris Lenhardt

Doris Lenhardt ©Himmelhoch
Doris Lenhardt ©Himmelhoch

Wien. Der richtige Umgang mit den Medien und der richtige Auftritt in der Öffentlichkeit – das ist für viele Anwälte, Steuerberater und andere Angehörige der Beraterberufe ein Knackpunkt.

In unserer neuen Serie beschreiben PR-Profis aus der österreichischen Beraterszene den richtigen Umgang mit der sprichwörtlichen “vierten Gewalt”. Im zweiten Teil unserer Serie kommt Doris Lenhardt zu Wort, die vor ihrem Wechsel zur Wiener PR-Agentur Himmelhoch u.a. die nationale und internationale Pressearbeit und Medienplanung bei Wolf Theiss verantwortete.

Recht.Extrajournal.Net: Was ist in Ihren Augen wichtig beim Außenauftritt einer Kanzlei? Wie sollte die Website ausschauen und welche Teambeschreibung ist dabei passend?

Doris Lenhardt: Für den Außenauftritt sollte man die Schlagworte „Kompetenz“ und „Transparenz“ beachten. Eine professionell gestaltete Website ist heute das Um und Auf, um potentielle Klienten in kompakter Form über das eigene Unternehmen zu informieren. Die Fachgebiete bzw. spezielle Expertise der Kanzlei müssen klar ersichtlich sein – ist es Baurecht, M&A oder Scheidungs- und Familienrecht?

Da Anwälte Vertrauenspersonen sind und die Chemie zwischen Anwalt und Mandant stimmen muss, ist es auch ratsam, das Team der Kanzlei mit Fotos und Kurz-CVs vorzustellen. Wofür steht die Kanzlei, gibt es Werte, oder eine Weltanschauung/Philosophie? Kontaktdaten sind ebenfalls sehr wichtig und sollten sehr prominent platziert sein. Bei der Telefonzentrale wiederum ist es wichtig, dass Anrufern mit Kompetenz und Freundlichkeit begegnet wird – der erste Eindruck zählt.

Was kann eine Anwaltskanzlei tun, um Medien auf sich aufmerksam zu machen?

Lenhardt: Größere Kanzleien bzw. Kanzleien mit prominenten Mandanten tun sich natürlich leichter, weil sie vom Medieninteresse am Mandanten mitprofitieren können. Als kleinere bzw. weniger namhafte Kanzlei ist daher Kreativität gefragt. Ganz wichtig, bevor man sich an die Öffentlichkeit wendet, ist die Positionierung – man sollte sich klar sein, wofür man steht, was die eigenen Stärken sind und welche Zielgruppe man ansprechen möchte.

Als Berater hat man aber den Vorteil, dass man sich Medien gegenüber sehr gut als Experte positionieren kann. Daher sollte man sich überlegen, worin diese spezielle Expertise besteht und welche Themengebiete daraus man den Medien anbieten könnte. Gibt es eine Nische, die man besetzt und die für Medien interessant sein könnte? Gibt es einen Bezug zu einem aktuellen Geschehen, der als Aufhänger dienen kann? Gibt es Missstände, die man anhand eines konkreten Einzelfalls aufzeigen kann?

Aktualität und Relevanz sind wichtige Faktoren – und wenn man ein spannendes Thema hat, ist die Recherche der richtigen Ansprechpersonen in den Redaktionen eine wichtige Voraussetzung für den Erfolg.

Was ist in Ihren Augen die richtige Schiene für den Kontakt zu Journalisten? Ist eine Presseaussendung ideal oder macht es Sinn, zu einer Pressekonferenz einzuladen?

Lenhardt: Auch hier gilt: Relevanz und Aktualität. Nur weil das eigene Team die letzten Monate unter Hochdruck an einer Causa gearbeitet hat, bedeutet es nicht automatisch, dass man mit einer Pressemeldung über diesen Fall offene Türen bei den Medien einrennt. Hier ist wichtig, dass man selbst die Sicht von außen einnimmt und sich kritisch fragt – welche Relevanz hat mein Thema für die Öffentlichkeit? Um Journalisten zu informieren, muss man nicht unbedingt gleich zum Instrument der Pressekonferenz greifen – oft sind Einzelgespräche oder ein Kamingespräch in kleiner Runde zielführender.

Was tun, wenn ein Journalist anruft und etwas wissen will? Wie geht man als Anwalt am besten mit so einer Situation um?

Lenhardt: 1. Klare Regeln: Wichtig ist, dass es intern einen Leitfaden gibt, wie mit Journalistenanfragen umgegangen wird. Derjenige, der den Anruf entgegennimmt, sollte klären: Wer ruft an, welches Medium, worum geht es, bis wann und in welcher Form wird die Information benötigt? Wenn ein Rückruf versprochen wird, muss man diesen auch machen, denn der Journalist wartet schließlich darauf.

2. Ehrlichkeit: Bei Causen unterliegen Anwälte ja oftmals der Verschwiegenheit und die gilt es auch bei Medienanfragen zu wahren – diesbezüglich ist auch Ehrlichkeit im Kontakt mit den Journalisten wichtig. Wenn man keine Information weitergeben kann, sollte man das klar sagen und nicht um den heißen Brei herumreden.

3. Sachkenntnis: Oftmals ist der Unterschied zwischen Redaktion und Anzeige nicht klar. Stelle ich einem Medium Informationen mittels Pressemeldung oder Interview zur Verfügung, so kann ich weder dessen Abdruck reklamieren, noch meine Antworten aus dem Interview nachträglich umschreiben. Journalisten sind keine Auftragsschreiber. Schalte ich hingegen eine Anzeige, zahle ich dafür und bestimme damit auch den Inhalt des gebuchten Platzes.

Was sind typische Fehler des Außenauftritts einer Kanzlei?

Lenhardt: 1. Unleserlichkeit: Was in Bezug auf die eigene Website eigentlich logisch klingt, aber oftmals nicht berücksichtigt wird: Die Leserlichkeit der Inhalte – und dazu gehört mittlerweile auch eine Optimierung für mobile Endgeräte – sollte vor dem Design stehen.

2. Unverständlichkeit: Rechtsthemen sind eine komplexe Materie. Man sollte daher immer im Hinterkopf behalten, dass der Gesprächspartner und die Leser des Mediums wahrscheinlich nicht juristisch ausgebildet sind. Hier ist derjenige im Vorteil, der es versteht, sich auch in komplizierten Belangen verständlich auszudrücken. Wenn man eine Anfrage schriftlich beantwortet, sind seitenlange Abhandlungen zu einem Thema ebenfalls nicht zielführend – bleiben Sie beim Wesentlichen, in der Kürze liegt die Würze.

3. Beratungsresistenz: Niemand ist ein Naturtalent. Wenn man in einer Causa als Ansprechpartner gegenüber Medien fungiert, sollte man sich vorher von Profis im Umgang mit Medien beraten lassen und beispielsweise ein Medientraining absolvieren, um sich Tipps & Tricks zu holen.

Doris Lenhardt ist Senior Consultant bei der Wiener PR-Agentur Himmelhoch und verantwortete vor ihrem Wechsel die nationale und internationale Pressearbeit und Medienplanung der Großkanzlei Wolf Theiss.

Link: Himmelhoch

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