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PwC-Studie: Wirtschaftskriminalität ist weiter auf dem Vormarsch

Steffen Salvenmoser ©PwC
Steffen Salvenmoser ©PwC

Wien. Wirtschaftskriminalität gegen Unternehmen und andere Organisationen ist weiter auf dem Vormarsch. Das ist das Ergebnis der 2014 Global Economic Crime Survey von PwC.

37 % der Teilnehmer (um 3 % mehr als 2011) geben an, Opfer von Wirtschaftskriminalität geworden zu sein. 25 % berichten, von Internet-Kriminalität betroffen zu sein. Das zeigt, dass sich Betrüger immer stärker technischer Hilfsmittel bedienen.

Diebstahl ist nach wie vor die häufigste Form von Wirtschaftskriminalität – das gaben 69 % der Studienteilnehmer an. Danach folgen Betrug bei der Auftragsvergabe (29 %), Bestechung und Korruption (27 %), Internet-Kriminalität (24 %) und Bilanzbetrug (22 %). Andere Arten von Wirtschaftsbetrug umfassen Betrug im HR-Bereich, Geldwäsche, Diebstahl von geistigem Eigentum oder Daten, Hypotheken- und Steuerbetrug, heißt es in einer Aussendung.

Von den Betrugsopfern geben 20 % an, dass der Schaden ihrer Organisation durch Wirtschaftskriminalität mehr als 1 Mio. US-Dollar beträgt. 2 % der Opfer – also 30 Organisationen – gehen jeweils von einem Schaden von mehr als 100 Mio. US-Dollar aus.

Die aktuelle Studie beleuchtet erstmals auch Betrug bei der Auftragsvergabe – dieser wird von fast 30 % der Studienteilnehmer genannt.

Die Studienteilnehmer berichten auch über signifikante Kollateralschäden im Bereich Mitarbeitermotivation (31 %) und Ruf des Unternehmens und Geschäftsbeziehungen (jeweils 17 %). Aber: Trotz der Finanz- und Kollateralschäden durch Wirtschaftskriminalität geben nur 3 % der Teilnehmer an, dass diese Vorkommnisse eine Auswirkung auf den Aktienkurs ihres Unternehmens hatten.

„Wie ein hartnäckiger Virus“

„Wie ein hartnäckiger Virus besteht Wirtschaftskriminalität trotz umfangreicher Gegenmaßnahmen weiter. Auf der ganzen Welt ist keine Organisation immun gegen die Auswirkungen von Wirtschaftskriminalität und vergleichbaren Verbrechen“, meint Steffen Salvenmoser, Partner und Leiter des Bereichs Forensic Services bei PwC Österreich.

„Wirtschaftsbetrüger sind deswegen so erfolgreich, weil sie sich an die wechselnden weltweiten Wirtschaftsbedingungen anpassen, wie etwa die zunehmende Technikabhängigkeit und Expansion in aufstrebenden Volkswirtschaften“, so Salvenmoser.

Afrika vor Nordamerika und Osteuropa 

Wirtschaftskriminalität ist eine weltweit verbreitete Bedrohung: In Afrika gaben 50 % der Studienteilnehmer an, davon betroffen zu sein – das ist zwar der höchste Wert, gleichzeitig aber auch ein Rückgang gegenüber den 59 % von 2011. Afrika wird gefolgt von Nordamerika (41 %), Osteuropa (39 %), Lateinamerika und Westeuropa (je 35 %), dem Asien-Pazifik-Raum (32 %) und dem Nahen Osten (21 %).

Die einzelnen Länder im Vergleich: Der Prozentsatz ist in Südafrika mit 69 % am höchsten (gegenüber 60 % im Jahr 2011). Wirtschaftskriminalität steigt besonders stark in der Ukraine (63 % gegenüber 36 % vor drei Jahren), in Russland (60 % vs. 37 %) und in Australien (57 % vs. 47 %) an.

Auch 40 % der Studienteilnehmer aus acht aufstrebenden Volkswirtschaften – Brasilien, Russland, Indien, China, Südafrika, Türkei, Mexiko und Indonesien – geben an, von Wirtschaftskriminalität betroffen zu sein. 

Wirtschaftskriminalität kommt am häufigsten in folgenden Branchen vor: Finanzdienstleistungen, Einzelhandel, Verbraucherdienste und Kommunikation. Fast die Hälfte der Befragten gab hier jeweils an, Opfer von Wirtschaftskriminalität gewesen zu sein.

Finanzdienstleister sind sehr häufig Opfer von Internet-Kriminalität und Geldwäsche, während Einzelhandel, Verbraucherdienste und Kommunikationsunternehmen vor allem von Diebstahl betroffen sind. Tourismus und Freizeitwirtschaft sowie regierungsnahe Bereiche berichten ebenfalls über ein hohes Niveau von Wirtschaftskriminalität (je 41 %).

56 % sind eigene Mitarbeiter 

Zu Wirtschaftskriminalität kommt es vor allem dann, wenn drei Bedingungen erfüllt sind: persönliche Problemsituation, Gelegenheit und Rationalisierung des Verbrechens. Der Studie zufolge werden 56 % der Fälle von Wirtschaftskriminalität von Personen innerhalb des Unternehmens begangen, 40 % von Außenstehenden. Die Branchenunterschiede sind groß: Bei den Finanzdienstleistern zum Beispiel werden 60 % der Verbrechen von außerhalb und nur 36 % von innerhalb des Unternehmens begangen.

Weltweit betrachtet werden 20 % der Fälle von Wirtschaftskriminalität von Personen im höheren Management, 42 % vom mittleren Management und 34 % von Personen in untergeordneten Positionen begangen.

Der typische Wirtschaftsbetrüger ist ein Mann mittleren Alters mit Hochschulabschluss, der seit geraumer Zeit Mitarbeiter der Organisation ist. Weltweit werden fast die Hälfte aller Betrugsfälle von Mitarbeitern begangen, die sechs oder mehr Jahre bei einem Unternehmen sind, und fast ein Drittel von solchen, die seit drei bis fünf Jahren dabei sind.

55 % werden durch Kontrollprozesse aufgedeckt 

Die Studie ergab, dass 55 % der Fälle von Wirtschaftskriminalität durch Kontrollprozesse im Unternehmen aufgedeckt werden, wie zum Beispiel das Melden von verdächtigen Transaktionen, Interne Audits oder Betrugs-Risikomanagement. Whistleblowing-Systeme oder Hinweise decken ca. ein Viertel der angegebenen Fälle von Wirtschaftskriminalität auf. Ungefähr ein Fünftel kommt etwa durch Polizei, Behörden, Medien oder rein zufällig ans Tageslicht.

Die Befragten gehen davon aus, dass sich Wirtschaftskriminalität in praktisch allen Bereichen weiter ausbreiten wird. Zu diesem Ergebnis kam auch die 17th Annual CEO Survey von PwC.

CEOs weltweit erkennen die Auswirkungen von Wirtschaftskriminalität, etwa „Vertrauensverlust“ – 50 % gaben an, dass das einen wesentlichen Faktor auf dem Markt darstellte. Dies entspricht einem starken Anstieg gegenüber dem Vorjahr (37 %). Auch Bestechung und Korruption gehören zu den größten Problembereichen für CEOs.

Link: PwC

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