Wien. Die internationale Wirtschaftskanzlei Freshfields Bruckhaus Deringer hat in Österreich ihr Online-Tool „Guardian Angel“ ausgerollt: Es ist vor allem für große Unternehmen mit ausgedehntem Exposure gegenüber öffentlichen Krisen gedacht. Also beispielsweise für börsenotierte Konzerne, über die ein Unfall, ein IT-Datenleck oder ein Compliance-Skandal hereinbricht. Ein klassisches Beispiel: BP und der Brand der Bohrinsel „Deepwater Horizon“ sowie die darauf folgende Ölpest 2010.
International ist der Guardian Angel schon ein Jahr in Betrieb; nun wird auch hierzulande seine Schutzwirkung gepriesen. Freshfields-Partner Bertram Burtscher (Gesellschaftsrecht, IT u.a.) sowie Stephan Denk (Counsel im Bereich Öffentliches Wirtschaftsrecht) sehen Österreich freilich in einer begünstigten Situation: Unternehmenskrisen solcher Dimensionen können sich österreichische Unternehmen zum Glück „in der Regel erste Reihe fußfrei ansehen“, sagt Burtscher.
Der Guardian Angel ist eine Online-Checkliste, die Unternehmen befähigen soll, auf typische Krisenfälle in den ersten 24 bis 48 Stunden richtig zu reagieren.
Neben der Aufarbeitung unterschiedlicher Krisentypen, verschiedenen Checklisten und Guidelines biete der Guardian Angel die Möglichkeit, potentielle Szenarien durchzuspielen, das Ausbreiten einer Krise besser zu verstehen und damit verbundene Imageschäden zu minimieren. Je nach Branche werde dabei auch auf typische Klienten-Besonderheiten eingegangen.
Nicht vergessen
Die Bedeutung liege nicht in der besonderen Raffinesse der vorgeschlagenen Maßnahmen, sondern darin, in der Eile und unter der Nervenbelastung eines Krisenszenarios nicht auf wichtige Maßnahmen schlichtweg zu vergessen. Ansprechpartner des Guardian Angel sind Vorstand, Aufsichtsrat und die Rechtsabteilung als Koordinationsinstanz, Risk Manager usw. Übrigens sollen die Klienten nicht mit dem Online-Tool alleingelassen werden: Die Telefonnummern der Ansprechpartner bei Freshfields sind eines der prominentesten Elemente des Guardian Angel.
Die Wirkung der Krisen-Maßnahmen in und auf die Öffentlichkeit ist dabei ein ganz wesentlicher Faktor im Guardian Angel-Programm. Ein Beispiel aus der IT: Oft sei es so, dass Unternehmen nach einem Datenleck zunächst nur zögernd handeln, dann aber mit umso härteren juristischen Mitteln versuchen, die ausgeflogene Information in den Weiten des Internet dingfest zu machen – was dann erstens nicht mehr gelinge und zweitens den Imageschaden nur noch vergrößere.
Wie es funktioniert
Die Einstiegsseite des Guardian Angel lässt dem Benutzer die Wahl zwischen vier Krisen-Haupttypen: „Operational, Informational, Corporate, Behavioural“. Dabei ist dann beispielsweise „Operational“ weiter unterglieder in:
- Major incident
- Non-food product safety
- Food product safety
- Human/labour rights violation
Jeder Krisen-Typ ist ein Untermenü mit weiteren Definitionen und Ratschlägen.
Link: Freshfields