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Bildung & Uni, Recht

Rechtshistorikerin der Karl-Franzens-Universität untersucht Rolle der Frauen im Ersten Weltkrieg

Graz. „Frauen haben zu denken gelernt“, schrieb die sozialdemokratische Zeitung „Arbeiterwille“ während des Ersten Weltkriegs. Tatsächlich bewirkte der Krieg nach und nach eine Verschiebung der Geschlechter-Verhältnisse.

Wie stark sich der Krieg auf die Gleichberechtigung ausgewirkt hat, analysierte Univ.-Prof. Anita Prettenthaler-Ziegerhofer vom Institut für Österreichische Rechtsgeschichte und Europäische Rechtsentwicklung der Uni Graz anhand von Zeitungsberichten aus den Jahren 1914 bis 1918.

„Zunächst bleiben die Frauen ihren traditionellen Rollen treu, machen Hausfrauentätigkeit und Mütterlichkeit aber öffentlich“, so Univ.-Prof. Prettenthaler-Ziegerhofer in einer Aussendung. Bereits im August 1914 gründen Grazer Bürgerinnen den Frauenhilfsausschuss, der sich um die Verpflegung der Soldaten kümmert, Bahnhofslabestellen sowie Nähstuben für Uniformen einrichtet und darüber hinaus Kriegskochbücher herausgibt, die zeigen, was man aus den spärlich gewordenen Lebensmitteln noch zubereiten kann.

Für die Arbeiterschicht sind solche Initiativen undenkbar. Sie kann sich nicht einmal die Lebensmittel für die publizierten Rezepte leisten und auch keine Konsumartikel für ihre Männer spenden. „Aber auch sie engagieren sich patriotistisch, indem sie die sozialistische Bewegung aufrecht erhalten. Es werden einige neue Frauenorganisationen in den steirischen Bezirken gegründet, auch die Beitritte zu den bestehenden nehmen zu“, erklärt die Rechtshistorikerin.

In einer eigenen Untergruppe des Arbeiterhilfskorps kümmern sich die Mitglieder um Krankenpflege, die Unterstützung von Wöchnerinnen und Waisen oder die Beschaffung von Lebensmitteln für völlig Mittellose.

Frauen arbeiten erstmals in Männerdomänen 

Die Transformation der Geschlechterverhältnisse wird am sichtbarsten, als die Frauen auch beruflich in Männerdomänen eindringen. Ab 1915 sorgen in Linz die ersten Schaffnerinnen für Aufsehen, 1916 gehören sie auch in Graz bereits zum Alltagsbild. Damen aus bürgerlichem Hause werden verstärkt als Hilfskräfte des Heeres benötigt, etwa für den Post- und Telegraphendienst.

Arbeiterinnen hingegen müssen an Hochöfen bis zu 18 Stunden Schichtarbeit verrichten und werden dafür wesentlich schlechter bezahlt als Männer. Dafür müssen sie sich auch noch den Vorwurf gefallen lassen, Lohndrückerinnen zu sein. Es taucht nämlich rasch die Frage auf, wen die Betriebe wohl nach Kriegsende weiter beschäftigen würden: zurückgekehrte Männer oder billigere Frauen. Die Forderung nach gleichem Lohn für gleiche Arbeit wird folglich bereits 1916 gestellt.

„Von echter Gleichstellung war man also noch weit entfernt, immerhin bekamen Frauen eine Reihe von Rechten zugestanden, so 1918 auch das aktive und passive Wahlrecht“, erklärt Prettenthaler-Ziegerhofer. Bislang war dieses an die Wehrfähigkeit gekoppelt gewesen. Als Soldaten des Hinterlandes hat das weibliche Geschlecht aber bewiesen, dass sie auch bei den Staatsbürgerpflichten ihren Mann stellen können.

Link: Uni Graz

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