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Business

Creditreform: Insolvenzverfahren steigen heuer wieder an, das erste Mal seit zwei Jahren

Rainer Kubicki ©Creditreform
Rainer Kubicki ©Creditreform

Wien. Die endgültigen Zahlen der Creditreform Firmeninsolvenzstatistik für das 1. bis 3. Quartal 2014 zeigen erstmals seit zwei Jahren ein Ansteigen der Insolvenzverfahren, konkret um 1,2% auf 4.244 Fälle. Die Zahl der eröffneten Verfahren ist hierbei um 2,4% auf 2.464 gestiegen. In 1.780 Fällen (-0,4%) wurden die Insolvenzanträge mangels kostendeckenden Vermögens zurückgewiesen.

Während die Insolvenzverfahren bei Firmen ansteigen, gehen sie bei Privatpersonen zurück: Die Privatinsolvenzstatistik für das 1. bis 3. Quartal 2014 zeigt eine Abnahme um 6,5% auf 7.149 Verfahren. Das ist der niedrigste Stand seit 2007 – aber keineswegs ein Zeichen für gute Konjunktur, so die Creditreform. 

Bei den Unternehmensinsolvenzen komme neben Managementfehlern immer mehr das sich „eintrübende konjunkturelle Umfeld“ zum Tragen, heißt es in einer Aussendung. Wie die Creditreform-Umfrage unter 7.000 österreichischen KMU vom Frühjahr 2014 schon gezeigt hat, haben sich die Erwartungen der Unternehmen hinsichtlich der Umsatz- und Auftragsentwicklung deutlich verschlechtert. Die befragten Unternehmen berichteten auch von sinkenden Angebotspreisen.

Insgesamt war die Ertragserwartung negativ. Die sinkende Investitionsbereitschaft rundete das pessimistische Bild ab. Dazu Rainer Kubicki, Geschäftsführer von Creditreform:“Der Wettbewerb wird intensiver, der Preisdruck höher und die Deckungsbeiträge schmelzen. Wurde die Öffentlichkeit im vergangenen Jahr von den Großinsolvenzen Alpine, dayli und Niedermeyer abgelenkt, zeigt sich in diesem Jahr, dass viele kleine Unternehmen schlicht am konjunkturellen Wettbewerbsdruck scheitern.“ Das werde auch dadurch belegt, dass die Höhe der Insolvenzpassiva (2,2 Mrd, -63%) und die Zahl der betroffenen Arbeitsplätze (15.000, -37%) gesunken ist.

Stärkster Anstieg in Vorarlberg

Der Blick auf die Bundesländer zeigt ein sehr unterschiedliches Bild: Den stärksten Zuwachs verzeichneten Vorarlberg (+17,5%) und die Steiermark (+8,4%). Hingegen sanken die Insolvenzen im Burgenland (-6,7%) und in Salzburg (-4,8%). Die höchste Insolvenzbetroffenheit herrschte in Wien mit über 15 Insolvenzen pro 1.000 Unternehmen. Österreichweit wurden im Durchschnitt nicht ganz 12 Insolvenzen pro 1.000 Unternehmen gezählt.

Die am stärksten betroffenen Branchen sind laut Creditreform das Bauwesen sowie Verkehr- und Nachrichtenübermittlung mit 31 bzw. 27 Insolvenzen je 1.000 Branchenunternehmen.

Den stärksten Zuwachs verzeichnete die Branche Kredit- und Versicherungswesen mit einem Plus von 30%. Den stärksten Rückgang meldete die Branche „Unternehmensbezogene Dienstleistungen“ mit einem Minus von 21,3%.

Der Ausblick

Seit dem konjunkturellen Zwischenhoch 2011/12 sind die Firmeninsolvenzen kontinuierlich zurückgegangen. Nun dürfte es zu einer Trendumkehr kommen. Viele Unternehmen – vor allem die exportorientierten – seien angesichts der diversen Krisen verunsichert und sollen daher Investitionen scheuen.

Die bekannten Insolvenzen der ersten drei Quartale Krobath, DiTech und mc world seien ein Beweis für Wettbewerbsdruck und schwindende Margen. Zeichen der Entspannung seien nicht in Sicht, heißt es. Daher rechnet Creditreform für das Gesamtjahr 2014 mit einem Anstieg der Insolvenzen um 5 bis 8% auf über 6.000 Verfahren.

Privatkonkurse sinken auf tiefsten Stand seit 7 Jahren

Die Zahlen der Privatinsolvenzstatistik zeigen einen Rückgang um 6,5% auf 7.149 Verfahren, der niedrigste Stand seit dem Jahr 2007. Die Anzahl der eröffneten Schuldenregulierungsverfahren ist hierbei um 7,3% auf unter 6.300 Verfahren gesunken, die mangels Vermögen abgewiesenen Insolvenzanträge sind bei 852 Verfahren gleich geblieben.

Ein Bundesländer-Vergleich zeigt, dass entgegen dem bundesweiten Trend in Oberösterreich (+3,3%) und in der Steiermark (+1,5%) die Insolvenzen gestiegen sind. Hingegen sind in Vorarlberg (-28,5%), Salzburg (-11,8%) und im Burgenland (-11,8%) die Insolvenzen am stärksten zurückgegangen.

Spitzenreiter bei der absoluten Zahl an Insolvenzen ist die Bundeshauptstadt mit über 2.800 Fällen, ebenso bei der relativen Insolvenzbetroffenheit: 21 von 10.000 erwachsenen Wienern wurden insolvent. Somit finden rund 40% aller Insolvenzen in Wien statt. Österreichweit wurden 11 von 10.000 Erwachsenen zahlungsunfähig.

Für das Gesamtjahr 2014 rechnet Creditreform mit einem weiteren Rückgang um rund 7% auf ca. 9.400 Insolvenzen. Sinkende Privatinsolvenzen können mehrere Ursachen haben, heißt es: unterbesetzte und niedrigdotierte öffentliche Schuldnerberatungen oder erhöhter Spardruck infolge Arbeitsplatzangst aufgrund einer schwierigen Konjunkturlage. Und ein (scheinbares) Paradoxon: Durch die steigende Arbeitslosigkeit werde die Finanzierbarkeit eines Zahlungsplanes zur Entschuldung erschwert.

Unschuldig seien die in ihrer Kreditvergabe vorsichtiger agierenden Banken und auch sonstige Gläubiger, die sich schlichtweg ihre Kunden nicht aussuchen können. Ebenso gebe es kein Manko in der geltenden Rechtsordnung, so die Creditreform: das österreichische Privatinsolvenzrecht habe sich seit 1995 durch eine faire Interessenabwägung zwischen Gläubigern und Schuldnern in der Praxis bewährt. Forderungen nach einer Abschaffung der Mindestquote von 10% seien daher zurückzuweisen.

Link: Creditreform

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