Wien. Die gegenseitigen Sanktionen der USA, EU und Russlands stellen laut einer aktuellen Studie der Hypo Capital Management die EU vor größere Herausforderungen als Russland.
Die USA hätten aufgrund geringer Wirtschaftsbeziehungen zu Russland keine nennenswerten Folgen zu fürchten.
Insbesondere der russische Bankensektor, dessen Zugang zu den westlichen Kapitalmärkten eingeschränkt wurde, werde demnach mit den Herausforderungen gut zurechtkommen, heißt es in einer Aussendung. Russische Banken seien relativ unabhängig vom Wholesale Funding, da die Einlagen der Banken 60% ihrer Bilanzsumme ausmachen sollen.
Hohe Eigenkapitalquote der russischen Ölindustrie
Ähnliches gelte für den Industriesektor: So sei die hohe Eigenkapitalquote der meisten Ölkonzerne ein Schutz gegen die verhängten Kapitalmarkt-Beschränkungen. Der Rüstungsbereich ist zwar in höherem Maße fremdfinanziert, doch sollen zur Finanzierung kaum die Kapitalmärkte herangezogen werden, heißt es. Zudem seien die Hauptabnehmer russischer Waffen die Länder China und Indien.
Im Lebensmittelsektor prognostizieren die Analysten von Hypo Capital Management, dass Russland über kurz oder lang Handelsbeziehungen mit neuen Lieferanten in China, Südamerika, Ägypten und Nicht-EU-Ländern wie der Türkei und Serbien aufnehmen wird.
Größter Verlierer ist Litauen
2013 hat die Europäische Union Waren im Wert von knapp 120 Mrd. Euro, hauptsächlich Maschinen und Fahrzeuge, nach Russland exportiert. Im Gegenzug beliefen sich die Importe aus Russland in die EU auf einen Warenwert von rund 206 Mrd. Euro, wobei die Hauptexportprodukte Rohöl und Erdgas war.
Größter Exporteur ist Deutschland, wo rund 6000 Arbeitsplätze mit den Ausfuhren nach Russland zusammenhängen. Gemessen am BIP sei jedoch die Abhängigkeit Deutschlands von diesen Exporten mit einem Anteil von deutlich unter zwei Prozent ebenso gering wie jene Österreichs.
In Relation zur gesamten Wirtschaftsleistung ist laut Studie Litauen der größte Verlierer: Das baltische Land hat im vergangenen Jahr den russischen Nachbarn Produkte, die nun sanktioniert sind, im Wert von 900 Millionen Euro geliefert, was mehr als 10 Prozent des BIP ausmacht. Ebenso stark seien Estland, Lettland und Finnland von den Sanktionen betroffen, heißt es.