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Business

PwC ist mit Österreichs Familienbetrieben unzufrieden: Mehr Tempo, mehr Innovation, mehr Professionalität?

Rudolf  Krickl ©PwC
Rudolf Krickl ©PwC

Wien. Österreichische Familienunternehmen müssen sich schneller anpassen, früher Innovationen entwickeln und noch professioneller agieren, um erfolgreich zu bleiben. Das meinen zumindest die Autoren des Österreich-Reports der PwC Family Business Survey.

Freilich scheint der Alarmismus des Beratungsunternehmens mit den selbst erhobenen Fakten nur schwer vereinbar: So weisen die Autoren im gleichen Atemzug aus, dass österreichische Familienunternehmen einen beinahe doppelt so hohen Exportanteil haben als ihre Kollegen in der Wirtschafts- und Außenhandelslokomotive Deutschland. Und die Österreicher blicken – bei aller Besorgnis über die allgemeine wirtschaftliche Lage – durchaus optimistisch in die Zukunft.

Da Familienunternehmen weltweit 70-90 % der Bruttoinlandsprodukte ausmachen, gelten sie als Barometer für die wirtschaftliche Situation, heißt es in einer Aussendung von PwC. In den vergangenen zwölf Monaten verzeichneten 60 % der österreichischen Familienunternehmen Wachstum und liegen damit im globalen Schnitt.

Stetiges mittelfristiges Wachstum planen 90 % der befragten Unternehmen, wohingegen nur 2 % schnell und aggressiv wachsen möchten. Österreichs Familienunternehmen agieren hier konservativer als ihre globalen Pendants.

Druck bei Preisen und Innovationen

Vor allem Preisdruck, das stetige Innovationsbedürfnis und die allgemeine wirtschaftliche Situation werden als größte Wachstumsherausforderungen in Österreichs Familienbetrieben gesehen. Als wichtigste Prioritäten gelten für sie:

  • langfristiger Fortbestand
  • Steigerung der Profitabilität
  • Rekrutierung von qualifiziertem Personal

„Der Wettbewerb für familiengeführte Unternehmen wird härter“, wird Rudolf Krickl zitiert, Partner bei PwC Österreich und Experte für Familienunternehmen. „Familienunternehmen dürfen sich nicht auf ihrem unternehmerischen Können ausruhen. Sie müssen aufgeschlossen sein gegenüber neuen Trends, Märkten und Kulturen und innovativ und professionell agieren.“

Ein bekannter Familienname allein sei zu wenig, um im Geschäftsleben glaubwürdig zu sein. „Das wissen auch die Unternehmer der nachfolgenden Generation. Sie glauben sogar, dass er sich nachteilig auswirken kann und dass sie viel härter arbeiten müssen, um sich zu beweisen“, so Krickl.

Österreich als Exportkaiser

Österreichs Familienunternehmen erzielen bereits mehr als die Hälfte ihres Umsatzes im Ausland, wobei dieser Anteil in den nächsten fünf Jahren auf knapp 60 % ansteigen soll. In Deutschland liegt dieser Anteil bei nur einem Drittel, während global gesehen Familienunternehmen lediglich ein Viertel ihrer Umsätze mit internationalen Kunden erwirtschaften.

Die befragten österreichischen Familienunternehmen sehen in Europa (vor allem in Deutschland) die größten Exportpotenziale innerhalb der nächsten fünf Jahre.

Weitergabe an die nächste Generation

Österreichische Familienunternehmen sind darauf bedacht, ihr Unternehmen an die nächste Generation weiterzugeben: mehr als die Hälfte der österreichischen Eigentümerfamilien plant genau das innerhalb der kommenden fünf Jahre. Ein Drittel plant das Unternehmen, nicht jedoch das Management an die nächste Generation zu übergeben.

Nur 4 % der Eigentümerfamilien wollen das Unternehmen verkaufen. Lediglich 22 % der österreichischen Familienunternehmen verfügen dabei über einen soliden Nachfolgeplan zur Weitergabe des Unternehmens an die nächste Generation.

„Die Übergabe eines Familienunternehmens von einer Generation zur nächsten war schon immer eine heikle Angelegenheit“, so Krickl. „Ganz besonders trifft dies nun auf den Übergang zwischen den Baby-Boomern und den Millennials zu. Seit die derzeitige Unternehmergeneration die Verantwortung übernommen hat, hat sich die Welt völlig verändert.“ Und weiter: „Die ältere Generation neigt dazu, die eigenen Kinder zu unterschätzen. Offiziell gibt sie das Management zwar ab, in der Praxis trifft sie aber weiter alle wichtigen Entscheidungen. Die Übergabe eines Familienunternehmens braucht eine exakte Planung mit klar definierten Rollen und Aufgaben und genügend Zeit – etwa fünf bis sieben Jahre sollten einkalkuliert werden.“

Ressourcenknappheit als Top-Trend

Die Studie behandelt ebenfalls die Trends, die die globale Wirtschaft in den nächsten fünf Jahren am stärksten beeinflussen werden.

Heimische Familienunternehmen sehen hier Ressourcenknappheit und klimatische Veränderungen, demographische Verschiebungen sowie globale Verlagerungen von Wirtschaftsleistung unter den Top 3.

Diese Einschätzung decke sich nahezu mit jener von Familienunternehmen auf globaler Ebene. Im Gegensatz zu Österreich wird in Deutschland sowie global jedoch der technische Fortschritt als bedeutendster Trend angesehen. Österreichs Familienunternehmen unterschätzen im Vergleich zu den globalen Pendants das rasche Wachstum der digitalen Welt, mahnt PwC: 72 % aller Familienunternehmen, aber nur 42 % der heimischen sehen hier Bedarf ihre Organisation >digital< zu adaptieren.

Über die Family Business Survey

Bereits zum siebten Mal wurden im Rahmen der Family Business Survey weltweit Familienunternehmen durch PwC befragt. Dieses Jahr gibt es erstmals einen eigenen Österreich-Report zu den Umfrageergebnissen aller österreichischen Teilnehmer. An der Family Business Survey 2014 haben den Angaben zufolge weltweit 2.378 Unternehmen aus 40 Ländern teilgenommen. In Österreich wurden 50 Interviews mit Familienunternehmen zwischen Mai und Juli 2014 telefonisch durchgeführt.

Als Familienunternehmen im Sinne dieser Studie gelten Unternehmen, in welchen der Gründer, seine Familie oder seine Nachkommen über die Mehrheit der Anteile bzw. Stimmrechte verfügen oder in denen mindestens ein Familienmitglied in der Geschäftsführung vertreten ist.

Börsennotierte Unternehmen gelten noch als Familienunternehmen, wenn sich der Stimmenanteil der Gründerfamilie auf mindestens 25 % beläuft und wenigstens ein Familienmitglied im Vorstand vertreten ist, so PwC.

Link: PwC

 

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