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Werbung für 2000 Schlösser und Burgen: Schlossseiten.at bricht eine Lanze für GutsherrInnen

Alexander Kottulinsky ©schlossseiten.at
Alexander Kottulinsky ©schlossseiten.at

Wien. Fast 2000 Burgen und Schlösser gibt es in Österreich – vom traditionellen Adelssitz über historische Museen bis zum Hotel- und Veranstaltungszentrum. Das neue Online-Portal Schlossseiten.at will die Angebote in den historischen Gemäuern bekannt machen, Schlossherrinnen und -herren bei der Vermarktung helfen – und Verständnis für ihre oft eher mundänen Probleme der wecken. Schlossseiten.at-Chefin Lisa Lensing und Alexander Kottulinsky, Präsident des Österreichischen Burgenvereins, geben im Interview mit Extrajournal.Net Einblick in Marketing und Management mehrhundertjähriger Immobilien: Waren einst Feuer, Wasser und Kriegsvolk der größte Feind, ist es heute der staatlich vorgeschriebene Energieausweis.

„Mehr als zwei Drittel der Objekte sind in Privatbesitz“, sagt Lensing – und die Personen bei der Erhaltung oft auf sich allein gestellt. Entsprechend kreativ wird die Burgen-Branche: Die Angebote für Gäste erstrecken sich vom Wellnesswochende über Weinverkostung und Geisterführung bis zum Falknerkurs.

Extrajournal.Net: Die Schlossseiten sind eine Vermarktungsplattform für Schlösser. Was war die Idee zur Gründung? Was bieten Schlösser, und warum müssen sie sozusagen zentral vermarktet werden?

Lisa Lensing: Der Wunsch zur Gründung von Schlossseiten.at kam mir, als ich bei einer Autofahrt in Niederösterreich bemerkte, wie viele Straßenschilder auf Schlösser aufmerksam machten, von denen ich noch nie gehört hatte. Dies weckte mein Interesse. Ich begann zu recherchieren und erkannte, dass keine Plattform im Internet es ermöglicht, Schlösser nach Regionen zu suchen. Wenn man sich nicht den genauen Namen gemerkt hat, ist es fast unmöglich das gewünschte Objekt wiederzufinden, geschweige denn zu eruieren, ob dieses für Veranstaltungen zu mieten ist oder eigene Events anbietet.

Also entwarf ich ein Konzept mit Businessplan und machte mich auf die Suche nach Schlössern, die von Öffentlichkeitsarbeit profitieren könnten. Österreich hat durch seine bedeutende Geschichte ein Landschaftsbild, das nicht nur durch die pittoreske Natur beeindruckt, sondern auch von einer Vielzahl individueller und künstlerisch hochwertiger Prunkbauten gespickt ist.

Die Schlösser unserer Heimat sind Zeugen unserer Geschichte und Teil unseres kulturellen Erbes. Die stattlichen Gebäude sind durch die meist künstlerische Gestaltung und ihre spannende Vergangenheit für Österreich Identitätsstiftend. Schlossseiten hat es sich zum Ziel gemacht, eine Plattform zu schaffen, auf der österreichische Schlösser, als wichtiges Kulturgut, angemessen präsentiert werden. Sie werden der breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht und damit ein Beitrag zum aufwendigen Erhalt dieser Anlagen geleistet.

Wenn man Schlösser als Markt sieht – wie groß ist dieser? Wie viele Burgen und Schlösser gibt es in Österreich, wie viele stehen in Privatbesitz, wie viele gehören der öffentlichen Hand?

Lensing: In Österreich gibt es fast 2000 Schlösser, Burgen und Palais. Viele davon können von der breiten Öffentlichkeit besichtigt werden. Man hat auch die Möglichkeit, private Objekte für eine Veranstaltung, eine Hochzeit oder ein Seminar anzumieten. Es sind auf alle Fälle mehr als zwei Drittel der Objekte in Privatbesitz und die Personen sind oft bei der Vermarktung und Erhaltung auf sich allein gestellt.

Oft ist es aufgrund finanziellen Möglichkeiten nicht möglich, eine MitarbeiterIn für dieses Segement zu beschäftigen. So muss der Besitzer zum Allroundtalent werden, und muss die Aufgabengebiete Geschäftsführung, Marketing, Veranstaltungsmangement und Renovierungsarbeiten in einer Person vereinbaren. Aufgrund der hohen Erhaltungskosten müssen leider auch alt eingesessene Familien teils ihren Familiensitz veräußern und ihr Schloss wandert in neue Hände. Dieses kann oftmals für die Erhaltung der Gebäude ein Glücksfall sein und beschützt sie vor dem Verfall.

Wie geht es dem typischen Schlossbesitzer, der typischen Schlossbesitzerin wirtschaftlich?

Alexander Kottulinsky: Das kann man nicht verallgemeinern. Oftmals haben einige Schlösser im ländlichen Raum noch Forstwirtschaft oder Landwirtschaft dabei; diese ist oft die wichtigste Einnahmequelle um solche Prachtbauten zu erhalten. Andere, die allein das Gebäude an sich verwalten, müssen der Öffentlichkeit das Schloss zugänglich machen, um Eintrittgelder zu erhalten. Bzw. vermieten sie die Veranstaltungsräume an Gesellschaften, um so wichtigste Einnahmen für die Erhaltung zu genieren.

Sicherlich ist die wirtschaftliche Lage für einen heutigen Schlossbesitzer nicht unbedingt angenehm, nachdem auch die Auflagen zu Erhaltung sehr umfangreich sind.

Was sind die Hauptthemen bei der Bewirtschaftung eines Schlosses? Bau und Erhaltung, Personalkosten, Auflagen des Bundesdenkmalamts, … ?

Kottulinksy: Grundsätzlich ist die Unterstützung des Staates schlecht in Österreich. Wir haben das Bundesdenkmalamt, welches 40.000 Denkmäler in Verwaltung hat und mit einem Budget von 12 Mio. Euro auskommen muss. Damit kann man sich ausrechnen, wie viel Geld für jedes einzelne Objekt übrig bleibt.

Somit sind die Eigentümer selbst dafür zuständig, meist aus privaten Mitteln, diese Objekte zu erhalten. Mein Wunsch hierfür wäre, statt einer Zuwendung des Denkmalamtes eine steuerliche Verbesserung zu ermöglichen. Damit wäre schon vielen Menschen und damit auch den Kulturgütern sehr geholfen. Förderung gibt es – nur muss man mindestens 50% Eigenmittel haben.

Das Wichtigste ist – von der Bautechnik her gesehen – immer das Dach, also eine dichte Außenhaut des Gebäudes. Weiters ist die Feuchtigkeit meist ein riesiges Problem, das nur schwer behoben werden kann. Dabei muss vermehrt geheizt werden, wobei ein sehr großer Energieaufwand entsteht.

Damit spreche ich auch den Energieausweis an, den man für vermietete, geschützte Objekte haben muss, der aber ein schwieriges Instrumentarium geworden ist. Es muss dafür gesorgt werden, diese Energiewerte in irgendeine vernünftige Form zu bringen. Mein Ansuchen wäre also, denkmalgeschützte Objekte nicht zur Erstellung eines Energieausweises zu verpflichten, da diese Gebäude nicht wie moderne Häuser gedämmt werden können. Hier geht die Verordnung an der Idee des Erhaltes vorbei.

Gibt es weitere Maßnahmen bei der Besteuerung, bei Förderungen, die aus Sicht der Schlossbesitzer/-betreiber wichtig wären und die Österreich oder die EU setzen könnten?

Kottullinsky: Die Erbschaftssteuer ist tatsächlich eine Katastrophe. Die Objekte werden nun mal nicht kleiner. Der klassische land- und forstwirtschaftliche Betrieb tut sich heutzutage sehr schwer, diese Objekte zu erhalten.

Noch dazu haben die Besitzer Auflagen des Bundesdenkmalsamtes, die eine gewisse Erhaltungspflicht vorschreiben. Die Eigentümer können und wollen meist nicht die modernsten und billigsten Baumethoden anwenden. Alte Methoden kosten zwar mehr Geld, sind aber für diese Gebäude sinnvoller. Damit ist der Objektbesitzer oft alleingelassen. Das gilt übrigens nicht nur für Schlösser und Burgen, sondern für alle denkmalgeschützten Objekte in Österreich.

Sind weitere Marketinginitiativen wie die Schlossseiten geplant?

Lisa Lensing ©piaclodi / schlosseiten.at
Lisa Lensing ©piaclodi / schlosseiten.at

Lensing: Selbstverständlich werden vermehrt die Mitgliedschlösser der Öffentlichkeit durch gezielte Pressearbeit nahe gebracht. Im kommenden Jahr werden wir auch auf das Thema Co2 eingehen und werden alternativ Anreisemöglichkeiten kommunizieren. Wir hoffen hier auch einen Kooperationspartner zu finden, dem es genauso wie uns ein Anliegen ist, dass die Objekte Co2 freundlich besucht werden können.

Die Themen Seminar, Location-Vermietung an Film und Fernsehen sind auch noch ein großes Anliegen, das nachhaltig kommuniziert wird, um so regelmäßige Einnahmen für die Besitzer zu lukrieren.

Auf unserer Website wird sich bald ein weiterer Punkt mit dem Thema >Angebote< finden, dieser soll verschiedenste Angebote eines Schlosses auflisten bzw. soll es auch den Besuchern der Website zeigen, welche Innovationen heutzutage auf Schlössern geboten werden. Die Angebote erstrecken sich von einem Wellnesswochende, Rosenpartnerschaft, Weinverkostung, Geisterführung bis hin zum Falknerkurs.

Zusätzlich haben wir noch ein großes Projekt, das im Printbereich sein wird. Wir werden vermehrt auf Behind the Scene Stories eingehen, um so den Besuchern oder den Personen, die Interesse an einem Schloss haben, den persönlichen Zugang zu veranschaulichen. Es ist sicherlich den Besuchern angenehmer, ein Schloss zu besichtigen, wo man vorab schon etwas über den Besitzer bzw. über die Aktivitäten weiß, als anonym ein Schloss zu besichtigen.

Link: Schlossseiten.at

Link: Burgenverein

 

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