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Business, Recht, Steuer

Österreichs KMU im EU-Vergleich: Attraktives Umfeld, aber wenig Eigeninitiative, teuer bei Gründung

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Wien. Trotz der globalen Wirtschaftskrise haben Österreichs Klein- und Mittelbetriebe (KMU) seit dem Jahr 2008 mehr als 77.000 zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen und ihre Bruttowertschöpfung um rund 9 % gesteigert, meldet der aktuelle Mittelstandsbericht 2014.

Die KMU seien aufgrund ihrer stabilen Entwicklung in einem schwierigen konjunkturellen Umfeld mitverantwortlich für die relativ gute Arbeitsmarktsituation in Österreich. Laut aktuellem EU-Vergleich sind Österreichs kleine und mittlere Unternehmen bei Know-how, Internationalisierung und auch den Finanzierungsquellen gut aufgestellt – zeigen aber bloß unterdurchschnittliche Initiative, wie es heißt.

Die rund 313.700 kleinen und mittleren Betriebe beschäftigen knapp 1,9 Millionen Erwerbstätige – mehr als zwei Drittel aller Beschäftigten in Österreich – und bilden 68.000 Lehrlinge aus. Im Jahr 2012 erzielten die KMU Umsatzerlöse von mehr als 450 Milliarden Euro netto. Nach einem Rückgang im Krisenjahr 2009 lagen die Anzahl der Beschäftigten und der Umsatz der KMU bereits 2011 wieder deutlich über dem Niveau von 2008, heißt es weiter.

Der Trend zum EPU

Dabei sind aktuell rund 115.200 Unternehmen bzw. 37 % aller Unternehmen der marktorientierten Wirtschaft Ein-Personen-Unternehmen (EPU). Die meisten davon sind im Bereich der wissenschaftlichen, technischen und freiberuflichen Dienstleistungen aktiv und verfügen über einen vergleichsweise hohen Bildungsgrad.

Der Strukturwandel mit seinem Trend zu einer wissensbasierten Gesellschaft manifestiere sich auch in der steigenden Bedeutung der Kreativwirtschaft. Jedes zehnte Unternehmen ist bereits diesem Bereich zuzuordnen. Die rund 39.000 Kreativunternehmen bieten dabei insgesamt 139.600 Erwerbstätigen Beschäftigung.

Neun von zehn österreichischen Unternehmen zählen zu den Familienunternehmen, die sich vor allem durch nachhaltiges Handeln und Stabilität auszeichnen und damit, wie der Bericht betont, eine wichtige Basis der heimischen Wirtschaftsstruktur darstellen. Das Papier weist in diesem Zusammenhang auch auf die Problematik der Unternehmensübergabe hin und erinnert daran, dass im Zeitraum 2014 bis 2023 45.700 kleine und mittlere Arbeitgeberbetriebe vor der Herausforderung stehen, Nachfolger zu finden. Dies entspricht 27 % aller KMU im Bereich der gewerblichen Wirtschaft Österreichs.

Der amtliche EU-Vergleich

Die aktuelle Leistungsüberprüfung auf Basis des Small Business Act (SBA) der EU zeige für Österreich eine Position im Mittelfeld bei der „unternehmerischen Initiative“. Während das Umfeld als förderlich für unternehmerische Aktivität eingestuft wird, seien die ÖsterreicherInnen im europäischen Vergleich seltener geneigt, das Risiko einer Selbstständigkeit auf sich zu nehmen, heißt es.

Bei der >zweiten Chance< für Unternehmer nach der Pleite liege Österreich über dem EU-Durchschnitt: Positiv haben sich laut Bericht die rückläufigen Kosten für die Unternehmensschließung und die weiterhin vergleichsweise geringe Dauer von Insolvenzverfahren ausgewirkt. Durch eine neue Bestimmung im Förderwesen muss überdies künftig für den Erhalt einer Förderung der Austria Wirtschaftsservice GmbH (aws) der Zahlungsplan noch nicht gänzlich erfüllt sein, sodass auch in diesem Bereich ein Neustart erleichtert wird.

Die Unternehmensgründung sei dagegen trotz der neuen >Gründungsprivilegierung< für GmbHs (geringeres Stammkapital zum Start) eher teuer. Wegen des im EU-Vergleich größeren zeitlichen Aufwands und des weiterhin höheren einzuzahlenden Mindestkapitals bei Unternehmensgründungen sei die Position Österreichs bei der Umsetzung des SBA-Grundsatzes >Öffentliche Verwaltung< nach wie vor unterdurchschnittlich.

Zugang zu Finanzierung besser als im EU-Durchschnitt

Wenngleich sich die Kreditbedingungen in den vergangenen Jahren verschärft haben, so gestalte sich der Zugang zu Finanzierung für österreichische KMU immer noch wesentlich einfacher als in vielen anderen EU-Staaten – und zwar sowohl was den Zugang zu Bankdarlehen als auch zu öffentlichen Finanzierungsmitteln einschließlich Bürgschaften betrifft.

Als förderlich erweisen sich die auf KMU abgestimmten Finanzierungsangebote der Austria Wirtschaftsservice GmbH (aws) sowie der Österreichischen Hotel und Tourismusbank GmbH (ÖHT), heißt es weiter. Zudem wurden 2013 mit dem aws-Gründerfonds und dem aws-Business Angel Fonds zwei Initiativen umgesetzt, die ebenfalls darauf abzielen, die Versorgungslücke im Bereich Risikokapital zu schließen.

Beim Wissen stark

Gute Werte bescheinigt der Bericht den heimischen Unternehmen in Sachen Internationalisierung und Binnenmarkt. Die österreichischen KMU seien überdurchschnittlich gut in den EU-Binnenmarkt integriert und betreiben auch aktiven Außenhandel mit Drittländern, wobei die Exportoffensive >go international< zusätzliche Unterstützung für Österreichs Exporteure biete.

Eine herausragende Platzierung erreiche Österreich im internationalen Vergleich im Bereich Weiterqualifizierung und Innovation. So beteiligen sich die heimischen KMU häufiger an Innovationskooperationen und engagieren sich stärker für die Fortbildung ihrer MitarbeiterInnen, hebt der Bericht hervor.

Ein positives Zeugnis wird den KMU schließlich auch hinsichtlich Umweltgerechtigkeit ausgestellt. Viele österreichische Unternehmen bieten grüne Produkte an und setzen Maßnahmen auf dem Gebiet der Ressourceneffizienz um. Kleine und mittlere Betriebe engagieren sich damit im Bereich Corporate Social Responsibility, nutzen das Engagement jedoch seltener als Großunternehmen gezielt für Marketingzwecke, berichtet die Parlamentskorrespondenz.

Link: Wirtschaftsministerium

 

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