
Davos. Weniger CEOs als im Vorjahr erwarten, dass sich die Weltwirtschaft in den nächsten 12 Monaten erholen wird. Ihr Vertrauen in die Fähigkeit ihrer eigenen Unternehmen, Umsatzzuwächse zu erzielen, bleibt jedoch groß. Das ist das Ergebnis der 18th Annual Global CEO Survey von PwC, an der rund 1.300 CEOs teilnahmen. Wenn es darum geht, auf welchen Märkten heuer die besten Wachstumschancen bestehen, zeigt sich eine klare Wende: Erstmals seit fünf Jahren liegen die USA vor China.
Die Ergebnisse der Umfrage wurden bei der Eröffnung der Jahresversammlung des Weltwirtschaftsforums in Davos, Schweiz, veröffentlicht.
Mehr Wachstum
37 % der CEOs glauben, dass sich das Wachstum der Weltwirtschaft 2015 verbessern wird. Damit sind sie in Summe weniger optimistisch als noch vor einem Jahr (44 %), heißt es in einer Aussendung. Mehr als doppelt so viele CEOs (17 % gegenüber 7 % im Vorjahr) erwarten eine Verlangsamung des globalen Wachstums. Die übrigen 44 % gehen von gleichbleibenden Wirtschaftsbedingungen aus.
Die positivste Einstellung haben CEOs im Asien/Pazifik-Raum: 45 % erwarten eine Verbesserung, gefolgt von jenen im Nahen Osten (44 %) und Nordamerika (37 %). Dagegen glauben nur 16 % der CEOs in Mittel- und Osteuropa an eine Verbesserung der Wirtschaftsbedingungen. CEOs in aufstrebenden Volkswirtschaften wie Indien (59 %), China (46 %) und Mexiko (42 %) haben optimistischere Wirtschaftserwartungen als jene in den USA (29 %) und Deutschland (33 %).
Die Situation in Österreich schätzt Aslan Milla, Senior Partner PwC Österreich, so ein: „Ich denke, die Wachstumsaussichten für 2015 in Österreich sind nicht mehr so gut. Der Trend geht eher in Richtung Re-Dimensionierung, Neuansiedlungen oder der Aufbau von neuen Headquarters sind momentan wenig attraktiv. Ja, die Lebensqualität oder der Ausbildungsstandard sind gut – aber das alleine reicht nicht. Österreich verliert im konzerninternen Standortwettbewerb an Boden, während andere aufholen.“
Das Umsatzwachstum
In ihre eigenen Unternehmen haben CEOs nach wie vor großes Vertrauen: 39 % sind „sehr zuversichtlich“ bezüglich des Umsatzwachstums im Jahr 2015 (2013: 36 %); am höchsten ist dieser Wert im Asien/Pazifik-Raum (45 %, nahezu keine Veränderung zum Vorjahr). Zu den optimistischsten Regionen gehört auch der Nahe Osten, hier sind 44 % der CEOs in Sachen Umsatzwachstum sehr zuversichtlich (2013: 69 %).
In Nordamerika haben sich die Wachstumserwartungen der CEOs von 33 % im Vorjahr auf 43 % verbessert. CEOs in Westeuropa (31 %) sowie Mittel- und Osteuropa (30 %) zeigen die geringste Zuversicht. Besonders optimistisch: CEOs in Indien. 62 % sind sehr zuversichtlich, wenn es um ihre kurzfristigen Wachstumschancen geht, gefolgt von Mexiko (50 %) und den USA (46 %).
Am wenigsten optimistisch: Frankreich (23 %), Venezuela (22 %) und Italien (20 %). In Russland sind nur 16 % sehr zuversichtlich – 2013 zeigten russische CEOs mit 53 % noch die optimistischste Einstellung.
Dennis M. Nally, Chairman von PricewaterhouseCoopers International: „Während einige gesättigte Märkte wie die USA sich anscheinend auf Erholungskurs befinden, haben andere, etwa der Euroraum, nach wie vor zu kämpfen. Ebenso gibt es aufstrebende Volkswirtschaften, die schnell wachsen, während sich in anderen das Wachstum verlangsamt. Bei solch stark schwankenden Marktbedingungen ist es eine Herausforderung, das richtige strategische Gleichgewicht für nachhaltiges Wachstum zu finden.“
Die Wachstumsstrategien
CEOs betrachten die USA als ihren wichtigsten Wachstumsmarkt für 2015 – damit überholen die Vereinigten Staaten erstmals seit fünf Jahren China. 38 % der CEOs geben die USA als einen der drei wichtigsten Wachstumsmärkte in Übersee an; 34 % sagen das von China, 19 % von Deutschland.
Ihre Unternehmen stärken möchten COEs in den nächsten 12 Monaten so: Kosten senken (71 %), strategische Bündnisse oder Joint Ventures (51 %), Prozess oder Funktion im Unternehmen outsourcen (31 %) oder einen M&A-Deal im Inland abschließen (29 %; 2013: 23 %)
Die größte Sorge der CEOs ist Überregulierung (78 %) – das sei der absolute Höchstwert seit Beginn der Studie. Besonders problematisch wird Überregulierung in Argentinien (98 %), Venezuela (96 %), den USA (90 %), Deutschland (90 %), dem UK (87 %) und China (85 %) gesehen.
„Unternehmen sind mit unzähligen Verordnungen und Gesetzen konfrontiert – auf Länderebene wie auf EU-Ebene, dazu kommen zig internationale Standards. Davon betroffen sind nicht nur Großkonzerne, sondern auch immer mehr KMU“, so Milla. „Unternehmen müssen enorm viel Zeit in die Kontrolle und Einhaltung all dieser Regeln investieren – Zeit, die fehlt, um sich aufs Wesentliche zu konzentrieren. Und egal wie viele Regulierungen, Vorschriften und Gesetzen es gibt und welche noch kommen mögen, wir können die Realität mit all ihren Problemen auch damit nicht in den Griff bekommen. Unternehmer haben den Eindruck, dass sie mit immer mehr Regeln konfrontiert werden, die weder ihnen noch dem Markt nützen und die dazu führen, dass der unternehmerische Erfolg vernachlässigt wird.“
Weitere Problemfelder die global genannt werden: Fachkräftemangel (73 %), Haushaltsdefizit und Schuldenlast (72 %), geopolitische Unsicherheit (72 %), steigende Steuern (70 %), Cyber-Bedrohungen und mangelnde Datensicherheit (61 %; 2013: 48 %), soziale Instabilität (60 %), Veränderungen im Konsumentenverhalten (60 %) und die Geschwindigkeit der technologischen Veränderungen (58 %).
Aufgaben für die Regierungen
Für 67 % der CEOs sollte die größte Priorität einer Regierung darin liegen, ein wettbewerbsfähiges und effizientes Steuersystem zu erhalten. Aber: Nur 20 % meinen, dass ihr Land hier erfolgreich ist. Für 60 % der CEOs ist der Zugang zu qualifizierten Fachkräften wichtig – doch nur 21 % denken, dass es in ihrem Land genügend Fachkräfte gibt.
Zu den Prioritäten einer Regierung sollten laut den CEOs auch Infrastruktur (physische: 49 %, digitale: 28 %) und leistbares Kapital (29 %) gehören. Die Reduktion des Risikos durch Klimaveränderungen wird hingegen nur von 6 % als Priorität erachtet.
58 % der CEOs bereitet die Geschwindigkeit der technologischen Veränderungen Sorge (gegenüber 47 % im Vorjahr). Mobile Technologien haben für 81 % die größte Bedeutung für ihr Unternehmen, gefolgt von Datengewinnung und -analyse (80 %), Cyber-Sicherheit (78 %), interaktiven Unternehmensprozessen (61 %) und Cloud Computing (60 %). In Bereichen wie Effektivität der Geschäftsprozesse (88 %), Daten und Datenanalyse (84 %) sowie Kundenzufriedenheit (77 %) sehen CEOs die größten Vorteile digitale Technologien für Unternehmen.
Die Arbeitskräfte-Nachfrage
50 % CEOs gehen davon aus, dass sie in den nächsten 12 Monaten mehr Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einstellen werden, 21 % erwarten einen Rückgang (etwa gleich 2013), heißt es. Die richtigen Leute zu finden ist eine besondere Herausforderung: 81 % wollen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit einer größeren Bandbreite von Fähigkeiten.
Für die 18th Annual Global CEO Survey von PwC wurden den Angaben zufolge im letzten Quartal 2014 1.322 Interviews in 77 Ländern durchgeführt. Davon wurden 459 Interviews im Asien/Pazifik-Raum durchgeführt, 455 in Europa, 147 in Nordamerika, 167 in Lateinamerika, 49 in Afrika und 45 im Nahen Osten.
Link: PwC