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Recht

Schuldnerberatungen: Fast zwei Drittel sind arbeitslos oder gescheiterte Selbständige

Hans W. Grohs ©asb / Helga Tscherner
Hans W. Grohs ©asb / Helga Tscherner

Wien. Immer mehr Menschen, die in Österreich eine Schuldenberatung aufsuchen, sind arbeitslos oder gescheiterte Selbständige: Für sie ist eine Entschuldung über den Privatkonkurs kaum zu schaffen, weil sie die Mindestquote von 10 Prozent nicht aufbringen, meint Hans W. Grohs, Geschäftsführer der Dachorganisation der österreichischen Schuldenberatungen (asb). Er fordert nun die Abschaffung der Quote. Insgesamt wurden 2014 knapp 60.000 Menschen von den staatlich anerkannten Schuldenberatungen unterstützt, das sind um 2.000 mehr als im Jahr zuvor. 

„Der Anteil der arbeitslosen Klienten und Klientinnen ist in den vergangenen Jahren enorm gestiegen“, so Grohs: Zu Beginn der Wirtschaftskrise 2008 waren es laut Aussendung knapp 28 Prozent, mittlerweile sind es 41 Prozent. Die zweithäufigste Schuldenfalle mit fast 20 Prozent sei gescheiterte Selbstständigkeit. Durchschnittlich haben KlientInnen 67.000 Euro Schulden, bei ehemaligen Selbstständigen sind es über 100.000 Euro.

Privatkonkurs nicht leistbar

Für Schuldner mit sehr hoher Verschuldung oder sehr geringem Einkommen sei die Mindestquote im Privatkonkurs kaum erreichbar, heißt es: Diese Mindestquote bezeichnet jene zehn Prozent der Schulden, die SchuldnerInnen in einem bestimmten Teil des Insolvenzverfahrens, dem Abschöpfungsverfahren, nach sieben Jahren Existenzminimum an die Gläubiger mindestens zurückgezahlt haben müssen, um schuldenfrei zu werden.

Die staatlich anerkannten Schuldenberatungen weisen schon lange auf die Kontraproduktivität dieser österreichischen Besonderheit hin und halten die Abschaffung der Mindestquote für unausweichlich, heißt es. Grohs: „Weder Wirtschaft noch Gläubigern ist damit gedient, wenn Menschen mangels Regulierbarkeit auf Lebenszeit in einer negativen Zinsenspirale als Sozialfall gefangen bleiben. In diesem Zusammenhang sind auch die gesunkenen Privatkonkurszahlen zu betrachten. Sie besagen nicht, dass weniger Menschen einen Privatkonkurs benötigen, sondern lediglich, dass er für viele überschuldete Menschen, insbesondere Arbeitslose, nicht geeignet ist“.

Gläubigerschützer fordern dagegen ein Festhalten an einer Mindestquote, auch wenn über die Modalitäten im Detail diskutiert werden könne: Internationale Beispiele hätten u.a. kontraproduktive Auswirkungen auf das Schuldnerverhalten gezeigt.

2014 wurden in Österreich 8.600 Privatkonkurse eröffnet, um knapp neun Prozent weniger als im Jahr zuvor. Laut kürzlich vom Sozialministerium präsentiertem Sozialbericht 2013 leben 42 Prozent der Bevölkerung in verschuldeten Haushalten und 7 Prozent haben Zahlungsrückstände. 23 Prozent können unerwartete Ausgaben nicht finanzieren.

Link: Schuldnerberatung

 

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