Wien. Österreichs Healthcare-Führungskräfte sehen ihre Qualifikationen zu positiv – in Wahrheit hinkt die Branche im internationalen Vergleich hinterher. Das habe eine Befragung von Managern führender Unternehmen in der Medizintechnik und Pharmazie durch Executive Search Boyden ergeben. Es hapert demnach an wirtschaftlichem Denken, Soft Skills, guten Sprachkenntnissen und internationaler Erfahrung – und auch der Anteil der Frauen in Führungspositionen sei in Österreich bescheiden. Internationale Konzerne rekrutieren daher jetzt weniger hier im Land, heißt es.
Das Ergebnis der Studie zeige Divergenzen zwischen Eigenwahrnehmung und internationaler Profilerfordernis. Die zukünftigen Herausforderungen werden demnach realistischer gesehen als die Qualifikationen, die die Führungskräfte zu deren Bewältigung benötigen. Laut Boyden-Auswertung denken 70 Prozent der österreichischen Manager, dass die derzeitigen Führungsebenen mit internationalen Profilen mithalten können.
Gefragt: Soft Skills
Tatsächlich fehle es aber an Kompetenzen wie Sprachkenntnissen, regionaler Flexibilität, internationalen Erfahrungen und wirtschaftlichem Denken. Auch auf für Veränderungen notwendige Soft Skills, wie gute Kommunikationsfähigkeit, Offenheit und Sensibilität werde bei der Personalauswahl zu wenig geachtet.
Kerstin Roubin, Managing Partner bei Boyden Österreich, erklärt: „Die heimische Gesundheitsbranche wird sich in den nächsten drei bis fünf Jahren neu aufstellen. Diese Veränderungen bringen auch neue Anforderungen für das obere und mittlere Management mit sich. Die Aufgabenstellungen werden komplexer. Persönlichkeiten, die sich durch Offenheit und Flexibilität schneller auf das veränderte Umfeld einstellen können, werden notwendig sein.“
Alleiniges Fachwissen wird laut der Expertin zukünftig nicht mehr ausreichen. „Unsere Analysen zeigen, dass in den österreichischen Führungsebenen der Gesundheitsbranche bei der Rekrutierung zu wenig auf die zukünftig notwendigen Qualifikationen geachtet wurden und die Top-Unternehmen der Pharmaindustrie aus Mangel an qualifizierten Personen kaum mehr in Österreich rekrutieren“, so Roubin.
Wettbewerbsfähigkeit in Gefahr
Erhebliche Defizite gebe es auch beim Thema Diversity. Der Kulturwandel zu einer vielfältigeren Unternehmenskultur scheint die Gesundheitsbranche noch nicht erreicht zu haben. Roubin: „Die Frauenquote im Top-Managementbereich ist gering, verglichen mit den Quoten der Ebenen darunter. Das bedeutet, es wäre genug Potenzial vorhanden. Anscheinend gelingt aber noch nicht der letzte Schritt ins Top-Management. Ganz wenige österreichische Manager haben internationale Erfahrung.“
Im Hinblick darauf sei es wichtig, international zu rekrutieren, sowie Diversity und Soft Skills stärker bei der Personalauswahl zu berücksichtigen. „Sonst sehe ich mittelfristig die Wettbewerbsfähigkeit in Gefahr“, so die Personalexpertin von Boyden.
Link: Boyden