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Business, Recht, Steuer, Veranstaltung

Wirtschaftsstandort Österreich: Mit einer Hand nehmen, mit der anderen geben?

©Binder Grösswang
©Binder Grösswang

Wien. >Wirtschaftsstandort Österreich – Im Spannungsfeld von Reformstau und Zukunftspotenzial<: Dazu fand diese Woche in der Wirtschaftskanzlei Binder Grösswang im Rahmen der Talkreihe >impulse< eine Diskussion statt.

Dabei traf der Wirtschaftsminister auf Unternehmer ganz unterschiedlicher Größen- und Altersklassen. Eine der provokanten Thesen: In Österreich gibt es inzwischen eine tolle Palette an Förderungen für junge Unternehmen – doch die sind bloß deshalb nötig, weil die Lohnnebenkosten so hoch sind.

Binder Grösswang-Managing Partner Michael Kutschera begrüßte auf dem Podium Reinhold Mitterlehner (Vizekanzler und Bundesminister für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft), Thomas Fahnemann (Vorstandsvorsitzender der Semperit AG Holding), Alfred H. Heinzel (CEO der Heinzel Holding GmbH) und Moriz Piffl-Percevic, Geschäftsführer der Gebrüder Stitch GmbH. Rund 200 Gäste folgten der Diskussion.

Die Statements

Mitterlehner sieht das Land auf Kurs: „Österreichs Wirtschaft ist von der Grundstruktur her gut aufgestellt. Wir brauchen aber Reformen und müssen weg von der Einstellung vieler, die nach Reformen rufen aber gleichzeitig wollen, dass alles so bleibt wie es ist. Das betrifft vor allem das Pensionssystem, den Arbeitsmarkt und die Lohnnebenkosten.“

Mit der Steuerreform und der Entbürokratisierung z.B. durch die Abschaffung von Anlagengenehmigungen für kleinere Betriebe und von verpflichtenden Beauftragten in Unternehmen, sei Österreich erste Schritte gegangen, so Mitterlehner weiter: „Hier wollen wir mit einem Reformdialog ab Juni noch weitere deutliche Verbesserungen schaffen. Erfolge bringt der verstärkte Fokus im Export auf stark wachsende Märkte außerhalb Europas, die duale Ausbildung und die alternativen Finanzierungsformen für Unternehmensgründer und kleine und mittlere Unternehmen.“

Thomas Fahnemann nannte Österreich ein besonders lebenswertes Land und einen attraktiven Produktionsstandort, „allerdings haben wir bei den Lohnstückkosten deutlich an Wettbewerbsfähigkeit verloren. Dies ist einer der Gründe, warum sich die Industrie mit Investitionen in Österreich derzeit zurück hält.“ Damit drohe Österreich in eine Negativspirale hinein zu geraten: Weniger Investitionen bedeutet weiteren Verlust an Wettbewerbsfähigkeit, mehr Arbeitslosigkeit und Wohlstandseinbußen. „Wenn man bedenkt, dass die Warenproduktion das Herzstück des österreichischen Bruttonationalproduktes ausmacht, sollte uns das massiv zu denken geben. Auch die jüngste Steuerreform wird nur eine Steuertarif-Reform“, so Fahnemann.

Es fehlten weitere substantielle Reformschritte um diese drohenden Negativspirale zu verlassen: Entlastung des Faktors Arbeit, Effizienzsteigerungen in der gesamten öffentlichen Verwaltung und vor allem im Bildungswesen sowie eine Entbürokratisierung der Arbeitswelt. „Denn gerade für kreative, gut ausgebildete junge Menschen mit hoher Leistungsbereitschaft wird eine rückwärts gerichtete österreichische Sozialbürokratie immer mehr zum Hemmschuh.“

Wo bleibt der Spielraum?

Auch Alfred Heinzel meinte, dass Österreich insgesamt ein guter Standort sei, allerdings bringe die Steuerreform nicht den Spielraum, den es bräuchte. „Die Arbeitskosten steigen, die Mitarbeiter bekommen immer weniger heraus. Der Unterschied zwischen Brutto und Netto für unsere Mitarbeiter bleibt trotz Steuerreform erheblich.“

Heinzel wünscht sich mehr Mut zur Veränderung und mehr Druck von der Politik, diese umzusetzen, „auch wenn ein ernsthafter Reformkurs mit teilweise unpopulären Maßnahmen ein politischen Risiko bedeutet.“ Die Wirtschaft leide unter Basel III. Die Eigenkapitalerfordernisse machen die Kreditvergabe schwierig und Investoren könnten kein Geld mehr auftreiben. Heinzel: „Wir brauchen Banken, die unternehmerisches Risiko eingehen wollen!“ Ein Standortvorteil seien die Stiftungen, „die Unternehmer brauchen Stiftungen um die Mittel für Reinvestitionen sicherstellen zu können.“ Außerdem sei es immens wichtig und ihm ein Anliegen, die Ausbildung und das Schulsystem zu mobilisieren sowie Start-ups und junge begabte Leute zu fördern.

Förderungen als Ausgleich für hohe Lohnnebenkosten?

Moriz Piffl-Percevic meinte, dass es in Österreich für kleine Unternehmen jede Menge Förderungen gebe, „allerdings wären viele davon wohl gar nicht erst notwendig, wenn die Lohnnebenkosten nicht zu hoch wären.“ Seine Forderung: „Förderungen reduzieren und die Kohle anstelle dessen über gesenkte Lohnnebenkosten in die Wirtschaft pumpen, das reduziert Verwaltungsaufwand bei der öffentlichen Hand und den Unternehmen.“

Außerdem kritisierte er die vielen Genehmigungen und damit verbundenen Wartezeiten für Neugründer: „Wenn‘s blöd lauft, wartest du bei einer Neugründung 6 Wochen auf die Firmenbuchnummer, 4 Wochen auf die UID Nummer und dann nochmal 8 Monate auf eine Betriebsanlagengenehmigung. 10 Monate sind vergangen, Kohle verbrannt und der einzige, der bis dorthin was verdient hat, ist der Notar. Kammer, Gewerberecht, Notariatskosten, Dauer und Aufwand einer GmbH-Gründung – das ist alles nicht im Ansatz zeitgemäß. Ärmel hoch, und weg damit.“ Ein Ansatz von Piffl-Percevic ist, Arbeit zu entlastet und Energie zu belasten, „die KMUs und vielen Kleinunternehmer würden davon genauso profitieren wie die Umwelt.“

Grundtenor der Diskussion war, dass Österreich ein guter Wirtschaftsstandort sei, es aber wichtiger Reformschritte bedürfe und dazu einer positiven Stimmung. Krankjammern sei freilich nicht angebracht, heißt es in einer Aussendung von Binder Grösswang.

Die Gästeliste

Unter den Gästen befanden sich den Angaben zufolge u.a. Alfred Fadinger (Vorstand Raiffeisen Factor Bank), Stefan Brezovich (Vorstand ÖRAG Österreichische Realitäten-AG), Wolfgang Layr (Vorstand Volksbank Wien-Baden AG), Reinhard Karl (Vorstandsdirektor Raiffeisenlandesbank Niederösterreich-Wien AG), Heimo Hackel (CEO card complete Service Bank AG), Alois Steinbichler (CEO Kommunalkredit Austria AG), Richard König (Director, Energy & Utilities Raiffeisen Centrobank AG), Franz Niklesz (Executive Director Investment Banking Erste Bank der oesterreichischen Sparkassen AG) und Franz J. Hiesinger (Finanzvorstand Mondi Packaging AG).

Ebenfalls unter den Gästen: Klaus Vukovich (Managing Director UniCredit Group Bank Austria), Günther Tengel (Manging Partner Amrop Jenewein), Franz Grohs (Vorsitzender der Geschäftsführung T-Systems Austria GmbH), Georg Krenkel (Direktor Helvetia Versicherungen Direktion für Österreich), Friedrich J. Neubrand (GrECo International AG), Bernhard Sagmeister (Austria Wirtschaftsservice GmbH) u.v.m.

Link: Binder Grösswang

 

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