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Business

Bei 51% der Pleiten hat das Management zu viel Ehrgeiz und zu wenig Kapital, so der KSV

Hans-Georg Kantner ©Petra Spiola
Hans-Georg Kantner ©Petra Spiola

Wien. Mehr als die Hälfte der insolventen Unternehmen scheiterte im Jahr 2014 aufgrund unternehmensinterner Verluste, und dabei spielte der Mangel an Eigenkapital eine der Hauptrollen, so der KSV1870: Weit abgeschlagen folgen Fahrlässigkeit und externe Auslöser als Ursachen für Insolvenzen (je 15%).

Um nicht in die Falle der „unternehmensinternen Verluste“ zu gehen, ist es unbedingt notwendig, Unternehmen mit ausreichend Eigenkapital auszustatten, mahnen die Kreditschützer. Die Zeiten des Wachstums auf Kredit sind vorbei. Nicht weil der Kredit so teuer wäre, ganz im Gegenteil. Das Wachstum ist nicht da. Und da lasse sich nur mit Eigenkapital vernünftig wirtschaften.

Die Investoren gibt es, nur die Unternehmer müssen noch lernen, mit Eigenkapital zu arbeiten und mit Investoren zu kommunizieren. Es sei viel leichter, auf Basis eines guten Businessplans und dem darin abgebildeten Optimismus Geldgeber zu überzeugen, als wenn eine Kapitalspritze nur noch die Pleite abwenden helfen soll.

KSV1870 Insolvenzexperte Hans-Georg Kantner: „Es zeigt sich, dass auch schon länger tätige Unternehmer oft keinen >Plan B< haben bzw. sich überhaupt zu wenig mit der Zukunft auseinandersetzen. Geschäftsmodelle altern heute viel schneller als noch vor einer Generation. Da bedarf es der Fähigkeit, die Zeichen der Zeit zu erkennen und danach zu handeln, das Szepter nicht aus der Hand zu geben und selbst die nötigen Schritte zu setzen.“

Zu den „externen Auslösern“ (15 %) zählen etwa Kreditrestriktionen der Hausbank, Änderung rechtlicher Rahmenbedingungen oder verschärfter Wettbewerb. Fehlendes Debitorenmanagement und Dominoeffekte bei Großinsolvenzen gehören weitgehend der Vergangenheit an.

Seit der Pleite des Handelsriesen „Konsum“ im Jahr 1995 wisse man, dass es keine unsinkbaren Schiffe gibt und Unternehmer haben daraus gelernt. So seien die Insolvenzen als Folge einer Lieferanten- oder Abnehmerinsolvenz mit insgesamt 2% ausgesprochen selten.

Der Preis der Selbständigkeit

In kaum einem europäischen Land gibt es so wenig Unternehmen, wie in Österreich. Auch wenn sich schon einiges gebessert hat, habe Österreich immer noch zu wenig Selbstständige, die Innovationen vorantreiben, Arbeitsplätze schaffen und Steuern zahlen. Österreich verzeichnet über die Jahre eine Insolvenzquote von ca. 1,3 % aller aktiven Unternehmen. Das bedeutet, dass immerhin über 98 % der Unternehmen über die Runden kommen. Knapp die Hälfte der Insolvenzen entfällt auf Unternehmen, die nicht älter als 5 Jahre sind. Laut Kantner keine Überraschung: „Das entspricht ja auch der Lebenserfahrung, dass jeder sich erst einmal beweisen und behaupten muss. Wem das gelungen ist, der ist mit einer deutlich unterdurchschnittlichen Insolvenzgefahr konfrontiert.“

„Besser eine gute Insolvenz als Weiterwursteln“

Gescheiterte Unternehmer erfahren heutzutage meist die Solidarität ihrer Gläubiger, denen in vielen Fällen ein momentaner Geldverlust leichter verschmerzbar erscheint, als der Verlust eines langjährigen Kunden, heißt es weiter. „Wenn alles nichts hilft, dann ist daher ein gut überlegter und vorbereiteter Insolvenzantrag immer noch der weitaus bessere Weg, als das >Weiterwursteln<. Unternehmer, die selbst frühzeitig die unliebsamen Schritte setzen, beweisen Handlungsfähigkeit und können damit nicht selten ihre Gläubiger und Mitarbeiter bei der Stange halten. Immerhin münden mehr als 30% aller Insolvenzverfahren in Österreich in einem Sanierungsplan“, so Kantner.

Für seine Insolvenzanalyse wertet der KSV1870 nach eigenen Angaben die Ursachen von ca. 95% aller Insolvenzfälle aus. Nach einem Multiple Choice-Verfahren werden dabei 18 typische Ursachen vorgegeben.

Link: KSV1870

 

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