Wien. Philipp Maier, Arbeitsrechtspartner bei Baker & McKenzie in Wien, hat mit bauMax gerade die größte Reorganisation des Landes betreut. Nun schildert Maier in seinem neuen Buch „Restrukturierungen im Arbeitsrecht“, welche Herausforderungen die Restrukturierungspraxis birgt. Wie verhandelt man zum Beispiel einen Sozialplan mit dem Betriebsrat – wenn es letzteren gar nicht gibt?
Im globalen Wettbewerb ist Restrukturierung ein Dauerauftrag. Doch jede unternehmerische Neuausrichtung steht und fällt mir ihrer arbeitsrechtlichen Machbarkeit. „Wer die arbeitsrechtlichen Möglichkeiten nicht kennt, ist heutzutage schlicht nicht wettbewerbsfähig“, beschreibt Maier seine Motivation, ein Handbuch über „Restrukturierungen im Arbeitsrecht“ zu verfassen.
Der Leiter der Wiener Arbeitsrechtspraxis der internationalen Anwaltskanzlei Baker & McKenzie ist auf Unternehmensrestrukturierungen spezialisiert und berät derzeit u.a. bauMax bei einer komplexen Reorganisation. Das Handbuch soll auf 338 Seiten aufzeigen, worauf es bei Restrukturierungsmaßnahmen aus arbeitsrechtlicher Sicht ankommt.
Die neuen Zeiten
Moderne Restrukturierungen bestehen heutzutage nicht mehr bloß in statischen Maßnahmen wie einem einmaligen Personalabbau oder Gehaltskürzungen, sondern in der ständigen Anpassung der Arbeitsbedingungen an aktuelle unternehmerische Herausforderungen (zB Industrie 4.0), lautet eine der Erkenntnisse: Unternehmen unterschätzen bei der Planung eines Restrukturierung regelmäßig die Kosten eines Personalabbaus. So übersteigen am Ende des Tages die „freiwilligen“ Zahlungen oft die gesetzlich vorgeschriebenen (wie Abfertigung alt, Urlaubsentschädigung etc.).
Die Voraussetzungen
Voraussetzung für den Abschluss eines Sozialplans ist das Vorhandensein eines Betriebsrates. So wie bei bauMax gibt es aber häufig gar keinen. Auf Empfehlung von Philipp Maier hat bauMax nun Neuland betreten und die Organisation von „Vertrauenskomitees“ initiiert, mit dem ein Unterstützungspaket ausgehandelt werden konnte.
Das Buch enthält Handlungsanleitungen aus der Praxis und Muster-Dokumente, die eine erfolgreiche Umsetzung von Restrukturierungsvorhaben erleichtern sollen. Behandelt werden zB die Folgen von Betriebsübergängen, Alternativen zum Personalabbau, Mitwirkungsrechte des Betriebsrates, Sozialpläne und die Bedeutung der Post-Merger Integration.
So kommt es bei Betriebsübergängen aufgrund der Doppelstruktur oft zu einem belastenden Personalüberhang. Das wechselnde Personal genießt aber eine Art Kündigungsschutz, der die ganze Fusion gefährden kann. Unter gewissen Bedingungen könne aber trotzdem Personal abgebaut werden.
Link: Baker & McKenzie