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Bildung & Uni, Business, Recht, Veranstaltung

Anwälte-Weltverband IBA tagt in Wien: Das bringt die Konferenz

Michael Kutschera ©Helmreich / Binder Grösswang
Michael Kutschera ©Helmreich / Binder Grösswang

Wien. In zwei Wochen bringt die Jahrestagung einer weltweiten Anwaltsvereinigung mehr als 6000 Berufsvertreter nach Wien: Die International Bar Association (IBA) behandelt von 4. bis 9. Oktober 2015 im Vienna International Centre zahlreiche fachliche und rechtspolitische Themen. Auf der Teilnehmerliste steht u.a. UNO-Generalsekretär Kofi Annan. Binder Grösswang Managing Partner Michael Kutschera hat maßgeblichen Anteil daran, dass die IBA Annual Conference in Wien ist. Im Interview mit Recht.Extrajournal.Net spricht er über die Top-Themen der Welttagung.

Recht.Extrajournal.Net: Wie schwer war es, die IBA Annual Conference nach Wien zu holen, und was bedeutet der Event für die Anwälte und für Österreich als Veranstaltungsland?

Michael Kutschera: Die IBA hat zwei Arten von Veranstaltungen: einerseits kleinere Konferenzen zu bestimmten Fachgebieten, mit rund 100 bis 500 Teilnehmern. Und andererseits die Jahrestagung, die heuer in Wien stattfindet und bei der es immer mehrere tausend Teilnehmer gibt. Wo die Jahrestagung stattfindet, hat manchmal Signalwirkung, wenn man durch den Ort ein politisches Zeichen setzen möchte. Meistens pendelt die Konferenz aber zwischen Westeuropa und Nordamerika und einem Wirtschaftszentrum anderswo. Alle drei bis vier Jahre findet sie daher in Europa statt, und dabei kommt es dann zu einem Wettbewerb der Standorte.

Zu den Kriterien, die erfüllt sein müssen, gehören neben der verfügbaren Hotelkapazität, Sicherheit und Attraktivität auch, dass es ein ausreichend großes Konferenzzentrum gibt. Wien hat es mit dem Vienna International Centre (VIC), während zB die Schweiz bis heute nicht über ein ausreichend großes Konferenzzentrum verfügt und in Italien erst jetzt ein solches Objekt in Bau ist. Ich habe vor vier Jahren gemeinsam mit dem Kongressbüro der Stadt Wien die Bewerbung verfasst. Wien konnte damals im Wettbewerb mit anderen attraktiven Bewerbern zum Zug kommen.

Wie viele Konferenzteilnehmer werden kommen, und was interessiert die Berufsprofis?

Kutschera: Wir rechnen mit rund 6000 Teilnehmern, damit ist die Konferenz sicherlich ein beträchtlicher positiver Wirtschaftsfaktor für Wien. Die IBA hat zwei Kategorien von Mitgliedern: einerseits die Einzelanwälte, und andererseits praktisch weltweit alle Rechtsanwaltskammern und ähnliche Verbände. Während sich die Einzelanwälte vor allem für ihre jeweiligen Spezialgebiete interessieren. sind für die Kammern Fragen der Unabhängigkeit, der Standesregeln von Interesse.

Es geht aber auch um grenzüberschreitende Tätigkeit, um Best-Practice. Zum Beispiel kann man bei Geldwäsche-Bestimmungen als international tätige Kanzlei nicht einfach von den strengsten Regeln betreffend Meldungen ausgehen und die überall anwenden, sondern muss sich nach örtlichen Gegebenheiten richten. So spricht die Konferenz immer eine große Zahl von Themen an, die sich gerade stellen. Dabei stehen oft Dinge auf der Tagesordnung, die manchmal erst nach Jahren in Österreich ankommen, zum Beispiel das Verbot des Anfütterns in den Antikorruptionsregeln. Im Bereich der Schiedsgerichtsbarkeit hat die IBA durch guidelines, etwa betreffend Beweisaufnahmen international anerkannte Standards geschaffen, ohne dass dazu Gesetze erlassen worden wären. Man ist da wirklich am Puls der Zeit, das ist sehr spannend.

Andererseits gibt es auch Grenzen der Aktualität, weil die Themen ja fachlich vorbereitet werden müssen. Das große aktuelle Thema der Flüchtlingsproblematik ist jetzt beispielsweise fast zu kurzfristig für die Aufnahme in das offizielle Programm – aber es kann natürlich trotzdem von den Teilnehmern angesprochen werden.

Es gibt das offizielle IBA-Programm mit mehreren hundert Tagesordnungspunkten, dazu können die Teilnehmer auch auf Themen eingehen, die nicht auf dem Programm stehen. Und abgesehen von diesen sozusagen inhaltlichen Punkten dient die Konferenz  auch der Kontaktpflege. Welcher Bereich ist wichtiger, der offizielle oder der inoffizielle?

Kutschera: Natürlich geht es auch um Networking. Fast jede namhafte Wirtschaftskanzlei der Welt ist vor Ort vertreten, es werden auch außerhalb des offiziellen Programms Treffen organisiert, es gibt Cocktails, Round-Tables im kleinen Rahmen usw. Wer outbound arbeitet, als Kanzlei also außerhalb des eigenen Landes tätig ist – z.B. weil man die Klienten bei Investitionen oder Streitigkeiten im Ausland begleitet – der kann davon enorm profitieren. Man kennt durch die Konferenz dann die Leute in den relevanten Fachgebieten in den anderen Ländern. Wenn man sie dann einmal braucht, geht es so viel schneller.

Die Konferenz ist also ein toller Rahmen dafür, die interessanten Personen aus dem eigenen Fachgebiet kennenzulernen, innerhalb und abseits des offiziellen Programms. Andererseits muss man auch sagen, dass wir auch ein bisschen mit dem Format der Konferenz ringen. Als ich das erste Mal auf einer IBA Annual Conference war, kamen wohl nicht viel mehr als 1500 Personen. Das war 1984, als die IBA das letzte Mal in Wien war. Heute sind es 6000. Natürlich leidet da die Überschaubarkeit ein wenig.

Ein Hauptprogrammpunkt der IBA Annual Conference sind die sogenannten „Showcases“. Dabei werden Themen von größter Bedeutung besprochen, mit prominenten Rednern. Deren prominentester dürfte diesmal UNO-Generalsekretär Kofi Annan sein. Worum geht es dabei?

Kutschera: Die Showcases beleuchten Fragen von sehr grundsätzlichem Interesse, nicht nur für die Anwälte sondern auch für Rechtsstaat und Demokratie. Kofi Annan spricht zum Thema Wirtschaft und Menschenrechte – „UN´s Guiding Principles on Business and Human Rights“.

Ein wichtiger Punkt ist auch die Prozessbeobachtung durch das Human Rights Institute. Wir sehen zB, dass in einer Reihe von Ländern besorgniserregende Tendenzen bestehen, Anwälte von politischen Gegnern mundtot zu machen. Ein anderes, in die Zukunft weisendes Thema ist „Lawyer in the 21st century“, wo es um die Problematik geht, dass Rechtsberatung vielerorts nicht mehr nur durch Anwälte ausgeübt wird. Da geht es dann natürlich um Fragen der Fairness des Marktes, aber auch der Qualitätssicherung und von Haftungsfragen, die sich aus der Tätigkeit solcher berufsfremder Gruppen ergeben. Es gibt aber auch Panels mit Wirtschaftsführern.

Was interessiert Sie persönlich bei der Tagung am meisten?

Ich bin natürlich stark in die Organisation eingebunden. Mich beschäftigt vorrangig das Thema, ob die Konferenz in Wien ein Erfolg wird – da habe ich keine Zweifel. Meine Kanzleikollegen bei Binder Grösswang sind dagegen stark bei den Fachbereichen präsent, die sie interessieren – beispielsweise Bankrecht, Wertpapierrecht, Schieds- und Gerichtsverfahren, Arbeitsrecht, IP.

Dr. Michael Kutschera, M.C.J. (NYU) ist Managing Partner von Binder Grösswang Rechtsanwälte.

Link: IBA Annual Conference Vienna 2015

 

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