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Business, Tech

Medtech-Branche profitiert von Börse und niedrigen Zinsen

Erich Lehner ©EY
Erich Lehner ©EY

Wien. Die Medtech-Branche in den USA und Europa präsentiert weiterhin robuste Kennzahlen und profitiert von der guten Lage am Kapitalmarkt. Gleichzeitig treiben sie Fusionen und Übernahmen auf einem hohen Niveau voran. Aus eigener Kraft ist das Wachstum jedoch begrenzt, so eine EY-Studie.

Das Finanzierungsvolumen in dem im Juni endenden Zwölfmonatszeitraum beträgt fast 50 Milliarden US-Dollar – und hat sich damit im Vergleich zum Vorjahreszeitraum fast verdoppelt. Da lag das Gesamtvolumen noch bei 28,1 Milliarden US-Dollar, so eine aktuelle Studie von Ernst & Young (EY). Getrieben wurde diese Entwicklung insbesondere durch die historisch niedrigen Zinsen, die vor allem reifere Unternehmen für umfangreiche Fremdkapitalfinanzierungen (Kredite) nutzen konnten.

Das hat alleine das Volumen an Kreditaufnahmen von 19,8 Milliarden US-Dollar auf 40,8 Milliarden US-Dollar hochschnellen lassen. Im Gegensatz dazu leiden viele Start-up-Unternehmen unter einer sich weiter verschlechternden Finanzierung durch Risikokapital.

M&A: robustes Wachstum

Deutlich nachgelassen haben nur auf den ersten Blick die M&A-Aktivitäten: Das Volumen ging im Zwölfmonatszeitraum bis Ende Juni um 31 Prozent auf 58,4 Milliarden US-Dollar zurück. Allerdings verzerrt der Megadeal von Medtronic, die im Vorjahreszeitraum für 42,9 Milliarden US-Dollar Covidien kauften, die Statistik. Ohne diesen Deal und ohne Berücksichtigung entsprechender Megadeals aus 2015 steigt das Volumen im Jahr 2014/15 im Vergleich um robuste 13 Prozent, so EY.

Kopfzerbrechen bereiten Erich Lehner, zuständiger Partner für Life Sciences bei EY Österreich, andere Trends: „Die niedrigen einstelligen Wachstumszahlen der Branche geben Anlass zur Sorge. Innovationen, die wirklichen Durchbruch bringen, sind selten – dabei wären sie wichtige Wachstumstreiber. Weil organisches Wachstum so schwer ist, versuchen viele Medizintechnikunternehmen durch Übernahmen bereits erfolgreiche Produkte in ihr Portfolio zu holen. Deswegen bleibt der M&A-Markt auf einem sehr hohen Niveau.“

Impulse aus Österreich

Für die Medizintechnik in Österreich erwartet sich Lehner speziell aus Oberösterreich in den nächsten Jahren neue Impulse: „Mit dem neuen Kepler Universitätsklinikum wird die Verschränkung von Medizin und Technik weiter forciert. Die Errichtung des ‚Medical Valley‘ ist ein wichtiges Signal dafür, dass die Medizintechnik als tragende Säule eines funktionierenden Gesundheitssystems gesehen wird.“

USA haben Nase vorne

Die US-amerikanischen Medizintechnikkonzerne konnten ihre Umsätze deutlich stärker steigern als ihre europäischen Pendants. Während die Firmen diesseits des Atlantiks ihre Erlöse lediglich um einen Prozent auf 119,3 Milliarden US-Dollar steigern konnten, verzeichneten die Unternehmen jenseits des Atlantiks ein Umsatzwachstum um drei Prozent auf 222,5 Milliarden US-Dollar.

Börsengänge als Kapitalquelle

Neben der Verdoppelung der Fremdkapitalfinanzierung war insbesondere die Rekordsumme für IPOs in Höhe von 2,3 Milliarden US-Dollar eine sehr erfreuliche Nachricht für die Branche – eine Steigerung gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 57 Prozent.

„Die Medizintechnikbranche profitiert hierbei eindeutig vom äußerst robusten Börsenboom des Biotech-Sektors“, unterstreicht Lehner. „Es wird entscheidend sein, wie das dadurch erzeugte Interesse des Kapitalmarkts an High-Tech-Entwicklungen insgesamt nachhaltig aufrechterhalten werden kann.“

Stagnation bei Start-ups

Die Mittel für Start-ups stagnieren dagegen seit Jahren unterhalb der Fünf-Milliarden-Dollar-Marke und gingen im untersuchten Zeitraum leicht um 2,45 Prozent auf 4,7 Milliarden Dollar zurück.

Dieser Trend erschwere es Start-ups im Anfangsstadium, Mittel zu erhalten. In einem Umfeld, in dem weltweit über alle Industrien hinweg so viel Venture Capital wie nie zuvor zur Verfügung steht, stagniere ausgerechnet der Venture-Capital-Markt für Medizintechnikunternehmen. 2014 wurden industrieübergreifend 57 Milliarden US-Dollar an Venture Capital investiert – das sind mindestens 20 Milliarden US-Dollar mehr als in jedem Jahr nach dem Krisenjahr 2008. 2015 könnte das sogar noch übertreffen werden, wurden in der ersten Jahreshälfte doch bereits 36 Milliarden US-Dollar bereitgestellt.

Biotech am attraktivsten

In der Medizintechnik – aber auch im Health-Care-Sektor im Allgemeinen – kommt von dem Geld jedoch immer weniger an. 2014 konnte sich die Medizintechnikbranche nur noch 5,9 Prozent vom Venture-Capital-Kuchen sichern. Seit dem Jahr 2009, als die Branche noch 12,7 Prozent verbuchen konnte, ist der Anteil Jahr für Jahr gefallen.

„Investoren haben den Medizintechnikbereich nicht mehr so stark im Fokus und wenden sich wieder mehr dem zurzeit attraktiveren Biotech-Sektor zu. Sie bleiben zwar aktiv, erhöhen aber die Mittel nicht. Gerade in den frühen Stadien haben Start-ups große Probleme, frisches Kapital zu erhalten. Die Folge: Wenige, vielversprechende Start-ups erhalten größere Teile vom Kuchen“, sagt Lehner.

Link: EY

 

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