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Business

Ex-Konjunkturwunder China hat nächstes Jahr 20% mehr Pleiten

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Wien. Die Prisma Kreditversicherung und Euler Hermes prognostizieren in ihrer aktuellen Insolvenz-Studie für 2016 eine Trendwende bei den weltweiten Insolvenzzahlen: Erstmals nach sechs Jahren wird demnach der rückläufige Trend unterbrochen, die Zahlen werden bei rund 300.000 Fällen stagnieren. Ursache für diese Entwicklung seien vor allem die Schwellenländer, die mit zahlreichen Problemen kämpfen und teilweise einen starken Anstieg bei Zahlungsausfällen und Insolvenzen hinnehmen müssen. Sehr positive Konjunktursignale kommen dagegen aus den CEE-Ländern.

Die Kluft zwischen Industrie- und Schwellenländern vertieft sich 2016, sowohl beim Zahlungsverhalten als auch bei den Insolvenztrends, heißt es weiter. In den Schwellenländern rechnet Prisma 2016 mit durchschnittlich 4% mehr Insolvenzen. Negativrekordhalter dabei wird China sein (+20%).

Westeuropa erfreut sich dagegen rückläufiger Fallzahlen. Bessere konjunkturelle Aussichten und bessere Finanzierungsbedingungen sorgen demnach dafür, dass die Pleiten in unserem Raum bis Ende 2015 um 10% und 2016 um weiter 5% fallen werden.

Einzig Großbritannien (+5%), Finnland (+2%), die Schweiz (+1%) schwimmen gegen den Strom; Österreich und Griechenland stagnieren auf dem Niveau von 2015.

In Deutschland rechnet Prisma mit einem Rückgang um rund 2% im kommenden Jahr. Besonders erfreulich werden sich Schweden und Italien (jeweils -8%) und Portugal, Irland und Spanien (jeweils -10%) entwickeln. Damit sei die Trendwende bei den einstigen Sorgenkindern der Europäischen Union geschafft. Dies dürfe jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Insolvenzniveau immer noch ein Drittel über dem Level von 2003- 2007 liegt.

Die Entwicklung in Österreich

Die Insolvenzen 2015 sinken im Vergleich zum letzten Jahr, bleiben aber auf einem sehr hohen Niveau – und dort werden sie nach Einschätzung der Prisma auch 2016 sein. Sowohl Zinsen wie Energiepreise sind derzeit niedrig. Wenn die Wirtschaft wieder zu wachsen beginnt, kann sich das Blatt schnell wenden und dann wird auch die Zahl der Insolvenzfälle wieder ansteigen, heißt es weiter.

Das Problem China

„Die Aussichten für Deutschland sind auf den ersten Blick relativ gut bei einem erwarteten Rückgang der Insolvenzen im kommenden Jahr um zwei Prozent“, sagte Ludwig Mertes von Prisma. „Allerdings ist die Entwicklung branchenübergreifend heterogen. Zudem ist in der Exportnation Deutschland kaum ein Unternehmen nur im Inland tätig – im Gegenteil. Der wichtigste Handelspartner der Deutschen, Nachbarland Frankreich, verzeichnet zwar 2016 eine leichte Erholung bei den Insolvenzen. Die Franzosen kämpfen allerdings weiterhin mit sehr hohen Fallzahlen, nicht weit entfernt von der Rekordhöhe der vergangenen Jahre.“

Die schwierige Situation in China werde ebenso eine Herausforderung, denn das Reich der Mitte ist mittlerweile der drittwichtigste Handelspartner Deutschlands. Und natürlich sind auch die Geschäftspartner in anderen Ländern betroffen. „Die Risiken der steigenden Abhängigkeit von China sind für die Unternehmen bereits 2015 spürbar geworden mit einer um zwei Tage verschlechterten Zahlungsmoral chinesischer Unternehmen und einem Anstieg der Insolvenzen um ein Viertel“, sagte Mertes. „Auch 2016 brauchen Exporteure gute Nerven, denn es zeigen sich Risse in der chinesischen Mauer: Die dortige Zahlungsmoral verschlechtert sich nach unserer Einschätzung um zusätzliche vier Tage und die Insolvenzen steigen um weitere 20%“

Italien und Frankreich seien dagegen in der Mitte festgefahren: Hier gehe die Entwicklung nicht schnell genug vonstatten, folglich liegen die Insolvenzzahlen weiterhin sehr weit über den Werten vor der Krise. Das Wachstum reiche nicht aus, um einen selbsttragenden Aufschwung einzuleiten, der die Arbeitslosigkeit senkt und einen schnellen Rücklauf von Geschäftsinsolvenzen ermöglicht.

„Neben der guten Entwicklung in Westeuropa und den USA erwarten wir 2016 auch in einigen anderen Ländern eine leichte Verbesserung der teilweise sehr schwierigen Situation in diesem Jahr“, sagt Mertes. „In Russland war 2015 beispielsweise von einer starken Rezession und 30% mehr Pleiten geprägt. Zwar steigen die Insolvenzen nach unserer Prognose auch 2016 weiter an – mit 4% flacht sich diese Entwicklung jedoch merklich ab. Auch in Griechenland dürfte sich die Lage etwas normalisieren. Nach 15% mehr Insolvenzen in 2015 rechnen wir für das kommende Jahr derzeit mit keinem weiteren Anstieg, sondern gleichbleibenden Fallzahlen – auch wenn die politischen Unsicherheiten weiter bestehen bleiben.“

In Osteuropa erwarte man insgesamt 2016 einen Anstieg der Insolvenzen um 4%. Das heißt, insgesamt steigen die Risiken der Zahlungsausfälle, überproportional zum weltweiten Trend. Insgesamt aber habe sich Zentraleuropa, d.h. die zur EU gehörenden Länder der Region, mittlerweile deutlich von der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise 2008-2009 erholt. Damals war die Region am stärksten betroffen gewesen und hatte eine tiefe Rezession durchlebt, als die fremdkapitalfinanzierte Wachstumsblase der Vorkrisenjahre platzte.

Mittlerweile stehen die CEE-Volkswirtschaften aber auf einem stabileren Fundament und die Region dürfte nach +2,8% in 2014 mit etwa +3,2% in 2015 wachsen, gefolgt von nochmals gut +3% in 2016 und 2017. Die Region profitiere dabei von der allmählichen Erholung in der Eurozone, dem mit Abstand größten Handelspartner der Region, und einer stärkeren Binnennachfrage (privater Konsum und Investitionen).

Besonders stark wachsen dürften in diesem Jahr Tschechien (+4,2%), Rumänien (+3,6%), Polen (+3,4%) und die Slowakei (+3,3). Und diese Länder sollten auch 2016 wieder mit mindestens +3% wachsen. Entsprechend erwarte man für diese Länder auch leichte Rückgänge bei den Insolvenzzahlen, wobei das Niveau aber über dem Vorkrisenniveau bleibt.

Link: Prisma (Acredia)

 

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