Frankfurt. Das Jahr 2015 war international das bislang stärkste M&A-Jahr aller Zeiten. Weltweit fanden mehr als 100 Mega-Deals mit einem Transaktionsvolumen von über 5 Milliarden US-Dollar statt. Und es bleibt spannend, so Anwaltssozietät Allen & Overy.
Mit dem Zusammenschluss von Pfizer und Allergan mit einem Volumen von rund 160 Milliarden US-Dollar, dem 130 Milliarden US-Dollar-Zusammenschluss von Dow Chemical und DuPont zum weltgrößten Chemie-Konglomerat und der Übernahme von SABMiller durch das weltgrößte Brauereiunternehmen Anheuser-Bush InBev für rund 106 Milliarden US-Dollar schaffen es gleich drei Transaktionen aus dem vierten Quartal 2015 in die Top Ten der weltweit größten M&A-Transaktionen aller Zeiten.
„Die Gründe für diesen M&A-Boom sind vielfältig“, so Corporate/M&A-Partner Michael J. Ulmer. „Nach der Lehman-Krise haben viele Unternehmen große Positionen liquider Mittel aufgebaut. Auf Drängen der Investoren müssen diese jetzt für Aktienrückkäufe und Dividendenausschüttungen verwendet oder aber investiert werden.“
Günstiges Geld und Wachstumspläne
Außerdem stelle der Markt Finanzmittel zu weiterhin ausgesprochen günstigen Bedingungen zur Verfügung. Dies treffe auf ein Umfeld, in dem in vielen Branchen Umsatzwachstum mittlerweile fast ausschließlich durch Akquisitionen erzielt werden kann. Zudem böte auch das Steuerrecht trotz des Tätigwerdens insbesondere des US-amerikanischen Gesetzgebers noch immer Anreize zum Erwerb von Zielgesellschaften mit einem aus steuerlicher Sicht attraktiven Sitzstaat, in welchen der US-amerikanische Erwerber seinen Sitz im Zuge der Transaktion verlegt.
Auch der deutsche M&A-Markt zeigte sich nach dem Boom-Jahr 2014 weiterhin stark. Bemerkenswert sei die hohe Anzahl feindlicher Übernahmen: Im deutschen Markt sonst eher unüblich, bestimmten sie 2015 das Bild, insbesondere im Immobiliensektor.
Zu nennen sei hier vor allem die angestrebte feindliche Übernahme der Deutsche Wohnen durch Vonovia mit einem Transaktionsvolumen von rund 14 Milliarden Euro. Nicht erfolgreich war der Versuch der Düngemittel-Gruppe Potash, K+S für rund 8 Milliarden Euro zu übernehmen. „Dieses zunehmende, im deutschen M&A-Markt ungewöhnliche, feindliche Vorgehen deuten einige Marktteilnehmer bereits als Zeichen für eine Überhitzung des Marktes“, so Ulmer.
Die Belastbarkeit des Kapitalmarktes trug 2015 einen wesentlichen Teil zum Erfolg des deutschen M&A-Marktes bei und erlaubte nicht nur die Refinanzierung von M&A-Transaktionen, vielmehr wurden Aktien auch wieder zur Akquisitions-Währung. So war etwa die versuchte LEG-Übernahme durch Deutsche Wohnen als Tauschangebot strukturiert, und auch das Übernahmeangebot von Vonovia an die Aktionäre der Deutsche Wohnen hat eine Aktien-Komponente.
Die durch großvolumige Börsengänge bewiesene Aufnahmefähigkeit der Märkte erlaube zudem, Veräußerungsprozesse in Form von Dual Track Verfahren zu gestalten, bei denen ein IPO wieder als glaubhafte Alternative neben einen Verkauf tritt und so den Wettbewerbsdruck erhöht, heißt es weiter.
Die Aussichten
„Die Rahmenbedingungen für den M&A-Markt zum Jahreswechsel präsentieren sich unverändert gut, die Deal-Pipelines sind gefüllt und die günstige Finanzierung von Transaktionen ist weiterhin gesichert. Vor diesem Hintergrund spricht derzeit nichts dagegen, dass der M&A-Markt in Deutschland auch im Jahr 2016 das Niveau der Vorjahre erreichen könnte“, so Ulmer zum Ausblick auf das kommende Jahr.
Link: Allen & Overy