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Business, Steuer

Auch PwC möchte die Versicherer innovativer machen

Thomas Windhager ©Oreste / Schaller / PwC
Thomas Windhager ©Oreste / Schaller / PwC

Wien. Für die Assekuranzen scheinen die geruhsamen Zeiten wirklich vorbei zu sein: Einige Monate nach KPMG attestiert nun auch Beratungsmulti PwC in einer Studie den Versicherern ein gespanntes Verhältnis zur Innovation. Demnach sehen 70% der CEO aus der Branche die Geschwindigkeit des technologischen Wandels als Bedrohung für ihr Wachstum.

Am branchenübergreifenden 19th Annual Global Survey von PwC nahmen mehr als 1.400 CEOs teil, darunter auch 101 CEOs aus der Versicherungsbranche aus 43 Ländern. Mehr als 70% von ihnen gaben an, dass sie Technologie heute ganz anders einsetzen, um Kundenerwartungen zu erfassen und zu erfüllen. Als größten potenziellen Beitrag zur Verbesserung der Interaktion mit Kunden nannten 79% Daten und Analysen und 76% Relationship-Management-Systeme, so PwC.

„Veraltete, proprietäre Kernsysteme“

  • Der PwC-Studie zufolge ermöglicht es eine neue Generation von Analysemethoden den Versicherungsunternehmen, zukünftige Ereignisse besser zu antizipieren (Predictive Analytics) sowie das Resultat zu beeinflussen (Prescriptive Analytics), wie z. B. geringere Unfallraten oder verbesserte Gesundheit und mehr Wohlbefinden. Dieser verstärkt aktiv und präventiv wirkende Ansatz stelle eine Neuorientierung für Versicherungsunternehmen dar, dessen sozialer und finanzieller Wert beträchtlich sein werde.
  • Darüber hinaus erkenne die Versicherungs-Branche zunehmend, dass es mit veralteten, proprietären Kernsystemen schwierig wird, sich über das Kundenerlebnis zu differenzieren und effizientere Geschäftsprozesse zu etablieren.
  • Neue, aggressive Marktteilnehmer greifen auf Basis ihrer Flexibilität ohne technische Altlasten gezielt an und setzen auf die Serviceansprüche der Kunden, die von Erfahrungen mit anderen Industrien wie etwa dem Online-Einzelhandel geprägt sind, so PwC. Insbesondere bei der digitalen Interaktion erwarten die Kunden heute von ihrer Versicherung eine ähnliche Einfachheit, Geschwindigkeit und intuitive Nutzbarkeit.
  • Jedoch sehen fast 70% der Versicherungs-CEOs die Geschwindigkeit des technologischen Wandels als Bedrohung für ihr Wachstum und mehr als 60% sorgen sich um Veränderungen bei den Verbraucherausgaben und dem Verhalten der Konsumenten.

Da kommt noch mehr

Die Zukunft werde jedoch noch größere Veränderungen bringen, da die neuen Technologien auch neue Möglichkeiten zur Zusammenarbeit und neue Einkunftsquellen bedeuten.

  • So können zum Beispiel Daten von Auto- und Ausstattungssensoren an die Hersteller und Reparaturbetriebe weitergegeben werden, sodass sich neue Möglichkeiten für Joint Ventures im Bereich Design und Wartung eröffnen.
  • Wie die Studie zeige, könnten sich die Einnahmenmodelle zunehmend von Prämiensystemen zu Prämien mit Abonnements entwickeln.
  • Manche Versicherungsunternehmen werden sich vielleicht sogar neu erfinden – wobei die Entwicklung weg vom Schutz vor dem Risiko und hin zur Verwaltung von und dem Geldverdienen mit Informationen geht.

Die neuen Geschäftsfelder

Thomas Windhager, Versicherungsexperte bei PwC Österreich, meint: „Neue Technologien und Innovation werden eine wesentliche Rolle dabei spielen, die von den Stakeholdern gewünschten Ergebnisse zu erreichen – und das zu Kosten, die Kunden und Investoren auch bereit sind zu zahlen. Wenn Versicherungsunternehmen vorbeugenden Schutz gegen Cyber-Angriffe entwickeln – wobei die Jahresprämien dafür bis zum Ende des Jahrzehnts nach PwC-Schätzungen bis zu USD 7,5 Mrd. betragen könnten – oder günstigere Prämien für sicheres Fahren in Form von sensorbasierten Pay-as-you-drive-Systemen offerieren, so zeigt dies, dass man mehr Leistung für weniger Aufwand anbieten kann.“

Starker Gegenwind

Die PwC-Studie verdeutlicht, dass die Wirtschaft weiterhin mit starkem Gegenwind zu rechnen habe.

  • Nur 28% der CEOs im Versicherungsbereich sind derzeit der Ansicht, dass sich die Weltwirtschaft in diesem Jahr erholen wird (2015 war dies noch bei 40% der Fall).
  • Der optimistische Blick in die Zukunft hat sich also etwas eingetrübt. 38% der Versicherungs-CEOs sind nach wie vor sehr zuversichtlich, ihre Einnahmen steigern zu können (im Vergleich zu 44% im Jahr 2015).
  • 70% der Versicherungsunternehmen planen in den nächsten 12 Monaten ihre Kosten zu senken. Für deren CEOs sind neue Technologien jener Trend, der in den nächsten fünf Jahren die Kundenerwartungen am stärksten beeinflussen wird.

Windhager merkt dazu an, dass Kosteneinsparungen alleine langfristig eine Erhöhung der Renditen nicht sicherstellen können. Seiner Ansicht nach setzen vorausdenkende Unternehmen auf nachhaltige Prozessverbesserungen, die mehr Effizienz und Produktivität bedeuten. Künstliche Intelligenz und so genannte Robo-Advisors (automatisierte Plattformen für Anlageberatung) können die Kosten beträchtlich senken, indem Routinetätigkeiten und -nachforschungen automatisiert werden.

Versicherungsvertreter und Broker können so mehr Zeit dazu verwenden, maßgeschneiderte Lösungen zu entwickeln und sich auf komplexere Konten mit höherem Wert zu konzentrieren.

„Es geht darum, das Geschäftsmodell tatsächlich zu transformieren und die Dinge wirklich anders anzupacken und nicht einfach nur mit weniger Mitarbeitern dasselbe zu tun. Zu den vorrangigen Trends in der gesamten Industrie gehören in diesem Zusammenhang der verstärkte Einsatz von Shared Service Centers, die Auslagerung in Niedriglohnländer sowie Outsourcing“, so Windhager.

Gleichzeitig bedeuten die neuen Technologien aber auch einen Nutzen für die Versicherungsbranche – wie z. B. der Einsatz von Telematik-Sensoren, Datenanalyse und anderen digitalen Informationsquellen sowie von digitaler Vernetzung, heißt es. „All das ermöglicht Risikobeurteilung, Preisgestaltung und laufende Kundenbetreuung in Echtzeit“, meint Windhager. Die Ergebnisse der Studie belegen, dass führende Versicherungsunternehmen die radikalen technologischen Umbrüche eher als Wachstumschance denn als Bedrohung sehen, so PwC. Windhager: „Sie nutzen die Kreativität ihrer Mitarbeiter für neue Formen der Wertschöpfung sowie die Verbesserung der Geschwindigkeit und der Kosten in ihren Unternehmen. Sie verwenden auch neue Datenquellen und nutzen jeden Kundenkontakt für die Verbesserung der Kundenzufriedenheit, ihr Ergebnis und für neue Optionen im Versicherungsangebot.“

Link: PwC

 

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