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Business

Run-off: Uni St. Gallen ortet großen Rückbau bei Versicherern

Martin Eling ©Uni St. Gallen
Martin Eling ©Uni St. Gallen

Zürich. Unter >Run-off< bezeichnet man im Versicherungsjargon das Schließen von Geschäftsfeldern bzw. Produktlinien. Diese aktive Reduktion wird nun für Versicherer immer wichtiger, so das Ergebnis einer neuen Studie der Uni St. Gallen. Die Abbau-Bestände im deutschsprachigen Raum sind seit 2012 um 29% auf 133,5 Milliarden Euro gewachsen.

Im Blickpunkt steht die Studie „Run-off 2016: Status quo und zukünftige Bedeutung von Run-off im deutschsprachigen Nichtleben-Versicherungsmarkt“ der Universität St. Gallen. Nach der Vorgänger-Publikation von 2013 ermittelt die neue Analyse wieder eine steigende Anzahl an Versicherern, die Run-off-Bestände aktiv reduzieren.

  • 2015 war dies bei etwa einem Drittel (30,2%) der Versicherer (50% der Rückversicherer) der Fall.
  • 2012 befassten sich lediglich 26,3% aller Gesellschaften (45,5% der Rückversicherer) mit dem aktiven Abbau der Bestände.

Reaktion auf Solvency II

Folglich ist das Run-off-Volumen im Vergleich zu 2012 um rund 29% gestiegen. Die aktuelle Untersuchung ermittelt zum Stand Ende 2015 Run-off-Bestände in Höhe von 133,5 Milliarden Euro in der Schweiz, Deutschland, Österreich und Luxemburg. Anders als im englischsprachigen Raum, wurden inaktive Bestände bisher vorwiegend intern abgewickelt. Inzwischen berücksichtigen die Versicherer jedoch verstärkt die mit Run-off verbundenen Risiken und die höheren Eigenmittelanforderungen unter Solvency II und entscheiden sich häufiger für die Externalisierung ihrer Run-off-Bestände, heißt es.

Der Anteil der Unternehmen, die Run-off in ihren Beständen halten, wächst:

  • 52,9% aller teilnehmenden Versicherungsunternehmen gaben an, über eingestelltes Geschäft zu verfügen. 2012 waren es noch 41,7%.
  • Unter den Rückversicherern ist der Anteil mit Run-off noch höher, dort sind es 71,4% gegenüber 60,7% im Jahr 2012.

„Obwohl die Thematik bei Rückversicherern noch ausgeprägter ist als bei Erstversicherern, beobachten wir ein zunehmendes Interesse auch seitens national agierender Erstversicherer und bei kleineren Versicherern“, so Prof. Martin Eling, Autor der Studie und Direktor am Institut für Versicherungswirtschaft (I.VW) an der Universität St. Gallen.

Schweiz und Luxemburg an der Spitze

„Unsere Studie analysiert auch den Umgang der Unternehmen mit inaktiven Beständen. Portfolioübertragungen und Rückabwicklung haben sich dabei als die gängigsten Instrumente für die aktive Reduzierung von Run-off erwiesen. Aber wir stellen Unterschiede zwischen den Gesellschaftsarten und den Ländern fest“, so Eling. „Zurzeit reduzieren besonders Schweizer und Luxemburger Versicherer Run-off-Bestände aktiv. Die Studie zeigt aber auch, dass deutsche Versicherer im Management von Run-off aufholen.“

Mit Blick auf die Gesellschaftsformen sind die Aktiengesellschaften besonders aktiv. Für die Zukunft prognostizieren die Studienteilnehmer eine weitere Zunahme der Run-off-Aktivitäten.

Motivation: Kostenreduktion

Der Hauptgrund für die aktive Reduzierung von Run-off ist die Unsicherheit in der künftigen Schadenentwicklung. Wichtige Anreize für die Übertragung von Run-off an externe Dienstleister seien außerdem die Freisetzung von Kapital und die Reduktion administrativer Kosten.

Arndt Gossmann, Vorsitzender des Vorstands der Deutschen Versicherungs- und Rückversicherungs-AG (DARAG), bestätigt in einer Aussendung das stetig wachsende Interesse am effizienten Umgang mit Altbeständen: „Die Geschwindigkeit und die Dynamik des Marktwachstums haben unsere Erwartungen übertroffen. Die vermehrten Run-off-Aktivitäten haben ihren Ursprung in der wirtschaftlichen und strategischen Notwendigkeit zur Konsolidierung und in den strengeren Regulierungen. Das macht Solvency II zu einem wichtigen Treiber für Run-off. Wir erwarten, dass die Summe aller Run-off-Deals 2016 den Rekordwert von 4 Milliarden Euro erreicht.“

Run-off nach Sparten

  • Die Sparten mit dem größten Volumen an Run-off sind Allgemeine Haftpflicht-Versicherung, die aufgrund ihrer langen Abwicklungszeiträume viel Run-off aufweist, sowie Kraftfahrzeugversicherung, die zuletzt unter sinkender Profitabilität litt. Solche Run-off-Bestände wurden meist zwischen 1993 und 2008 gezeichnet.
  • Die Sparten Rechtsschutz und Kreditversicherung nehmen den geringsten Anteil ein.

Nach den Motiven zur Einstellung von Zeichnungsaktivitäten befragt, gaben die Versicherer mehrheitlich drei Gründe an:

  • Aufgabe eines Geschäftsfeldes
  • außerplanmäßiger Schadenverlauf
  • Konzentration auf das Kerngeschäft (Komplexitätsreduktion)

Studien-Design

Für die Studie wurden von November bis Dezember 2015 insgesamt 75 deutsche, Schweizer, österreichische und Luxemburger Versicherungsunternehmen befragt. Basierend auf den Angaben der Teilnehmer entspricht dies rund 254 Milliarden Euro versicherungstechnischer Rückstellungen und rund 53% des deutschsprachigen Marktes. Erstmals wurden zudem 18 Experten zu wichtigen Implikationen für die Weiterentwicklung des Marktes befragt.

Link: Uni St. Gallen

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