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Bildung & Uni, Business

WU-Studie: Reich oder arm durch Klimawandel?

Wien. Big Data trifft auf Global Warming: WU-Professor Jesús Crespo Cuaresma entwickelt Prognosemodelle, die zeigen sollen, wo der Klimawandel für vermehrte Armut – und wo für mehr Reichtum sorgt.

Die Verfügbarkeit globaler Daten zur Bevölkerungsentwicklung nach Alter, Geschlecht und Bildungsleistung eröffne neue Forschungswege, so die Uni: An der WU erforschte Jesús Crespo Cuaresma, Vorstand des Instituts für Makroökonomie, in Zusammenarbeit mit dem Weltklimarat anhand dieser Daten, wie sich das Einkommen in 144 Staaten bis zum Jahr 2100 verändern wird. Sein neues, weltweit einzigartiges Modell ermögliche nun, die volkswirtschaftlichen Effekte des Klimawandels in Prognosemodellen zu inkludieren. Er will konkret wissen, wie man diese Information nutzen kann, um die Herausforderungen des Klimawandels besser zu verstehen.

Die Ausgangsbasis

Um mögliche zukünftige Entwicklungen besser verstehen und bewältigen zu können, entwarf das Intergovernmental Panel on Climate Change, der Weltklimarat, fünf Zukunftsszenarien von globalen ökologischen Entwicklungen im Jahr 2100. Auf Basis dieser Vorgaben arbeiten nun Forscher/inn/en weltweit an den Fragen, wie sich Arbeit, Bildung und Einkommen ändern, wenn eines dieser fünf Szenarien eintritt.

Ein Team an Demografen berechnet ausgehend von diesen Szenarien zahlreiche Faktoren wie unter anderem Strukturveränderung von Alter und Bildung der 144 Länder bis zum Jahr 2100. Jesús Crespo Cuaresma beschäftigte sich mithilfe dieser Zahlen damit, wie sich das Einkommen einer Bevölkerung länderspezifisch und global verändert.

Er entwickelte hierfür ein Szenarienmodell, mit dessen Hilfe zukünftig verschiedenste globale Entwicklungen abgebildet werden können. In seiner aktuellen Studie zeigen der WU-Professor und sein Team, wie sich abhängig von Alter, Geschlecht und Bildung das Einkommen, innerhalb eines Landes sowie weltweit verändern könnten.

Zwei der möglichen Szenarien

„Klimaforschung braucht Modelle, die in der Lage sind, langfristige Szenarien von Einkommen für alle Länder der Welt zu produzieren“, so Cuaresma: „Wir gehen von fünf verschiedenen Szenarien aus.“

  • Wenn man zwei davon als Beispiele hernehmen will, dann beziehe sich das erste auf eine Welt, in der die Durchschnittseinkommen dazu tendieren sich anzugleichen: Der Zugang zu Bildung ist gleich verteilt und die Einkommensungleichheiten zwischen und innerhalb der Staaten gehen zurück.
  • Im zweiten Szenario führt dagegen beispielsweise eine ungleiche Verteilung von Bildungsleistungen zu größeren globalen Ungleichheiten.

Obwohl im zweiten Szenario die Ungleichheit bestehen bleibt, geben die demografischen Daten Hinweise darauf, dass es in beiden Fällen bis zum Jahr 2100 eine positive Entwicklung des Bildungsniveaus gibt. Wobei das Wachstum im ersten Szenario höher ausfällt als im zweiten, insbesondere in Staaten mit schwachem und mittlerem Einkommen.

Alter, Geschlecht, Bildung

Viele ökonomische Modelle berechnen die Einkommensentwicklung unter der Annahme, dass alle Menschen gleich produktiv sind. Cuaresma wählte einen differenzierteren Zugang für mehr Genauigkeit und ging in seinem Modell davon aus, dass Alter und Bildung die wichtigsten Faktoren sind, die die Produktivität einer Person beeinflussen. Dementsprechend berechnete er die Einkommensdynamik erstmals nicht einfach basierend auf repräsentativen Personen in einem Land, sondern bezog die Entwicklung der Altersstrukturen sowie jene des Bildungsniveaus mit ein.

„Erst haben wir für jedes der 144 Länder einzeln diese fünf Einkommensszenarien berechnet, dann globale Ländervergleiche gezogen“, beschreibt der Makroökonom. „In punkto Bildung lassen die Ergebnisse darauf schließen, dass Menschen durch mehr Bildung nicht nur ihre Produktivität erhöhen, sondern auch ideenreicher werden. Dadurch werden technologische Innovationen vorangetrieben, die im Weiteren nicht nur die eigene Effizienz, sondern die einer ganzen Bevölkerung ankurbeln.“

Einfach zu kommunizieren

„Einer der großen Vorteile unseres Szenarienmodells ist, dass die Ergebnisse gut abbildbar und daher einfach zu kommunizieren sind – sie liefern so einen wichtigen Output“, erläutert Cuaresma. „Mit dem neuen Modell können wir auch in anderen Bereichen Szenarien abbilden, wie zum Beispiel: Wie entwickelt sich die Demokratie weltweit oder in einzelnen Ländern? Wie entwickelt sich Gesundheit und Lebenserwartung einer Bevölkerung?“

„Die Prognose des Bruttoinlandsprodukts von Staaten, gesamt beziehungsweise pro Einwohner/in, ist es eine bedeutende Information für Modelle, die darauf abzielen, die Effekte des Klimawandels zu messen. Unsere Verquickung von Klimadaten und gegliederten Bevölkerungsprognosen mit Schätzmodellen der Einkommensentwicklung ist ein neuer Weg, den wir an der WU und am Wittgenstein Centre for Demography and Global Human Capital gehen“, resümiert Cuaresma. Dieser Weg werde in dieser Form weltweit zum ersten Mal beschritten.

Link: WU Wien

 

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