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Coface: Kredit-Risiken weltweit auf Höchststand

Paris/Wien. Die wirtschaftlich angeschlagenen USA und China lösen eine Schockwelle aus; die erkennbar erhöhten Risiken für Unternehmen schlagen auf die drei größten Volkswirtschaften der Welt durch – und wirken von dort auf andere Länder weiter. So eine nicht gerade optimistische Analyse des Kreditversicherers Coface.

Nach der Herabstufung von Japan auf das Kredit-Rating A2 im März dieses Jahres hat Coface nun auch die USA und China in der Länderbewertung eine Stufe tiefer gesetzt. Die Vereinigten Staaten sind jetzt mit A2, China sogar nur noch mit B bewertet.

USA: Profite sinken

„Die Unternehmen in den USA stecken in einem problematischen Zyklus. Die Erholungsphase nach der Krise hat ihren Höhepunkt erreicht. Zum ersten Mal seit 2010 kommt es vermehrt zu Insolvenzen. Die Profite sinken, die Investitionen werden reduziert, die Arbeitslosigkeit geht nicht mehr so stark zurück“, so Coface. In China würden die stimulierenden Maßnahmen der Staatsführung trotz des stabilen Wachstums nur geringe Wirkung zeigen. Dem wirken die Überkapazitäten und stark steigende Verschuldung der Unternehmen entgegen.

Wie zu erwarten wirken sich diese Schocks weltweit aus. Zum einen auf Kanada, das in A3 heruntergestuft wurde. Zum anderen auf etliche asiatische Länder. So hat Coface Südkorea, Hongkong, Singapur und Taiwan in A3 herab genommen und Malaysia in A4. Diese Länder spüren die strukturelle Verlangsamung in China bei Exporten, im Tourismus und bei den Investitionen aus China. Zudem wirken sich die volatilen Rohstoffpreise, auch beim Öl, auf die Unternehmen aus.

Brexit: Politische Risiken steigen

Politische Probleme wirken sich laut Coface auf die Zuversicht der Unternehmen und Verbraucher in Europa aus. Mit dem Brexit-Votum hat Coface die Wachstumsprognose für die britische Wirtschaft um 0,6 Punkte auf 1,2 Prozent reduziert. In der EU sind die Länder am stärksten betroffen, die einen begrenzten lokalen Markt, aber starke Verbindungen nach Großbritannien haben. Das sind vor allem Irland, aber auch die Niederlande, Belgien, Dänemark und Schweden.

Aktuell erwartet Coface noch keine Auswirkungen auf das relativ gesunde Wachstum in der Eurozone insgesamt und hält die Prognose von 1,7 Prozent für dieses Jahr aufrecht. Getragen wird dieses Wachstum sowohl von den Konsumausgaben als auch den privaten Investitionen.

Verbessert: Italien, Frankreich

Einige positive Nachrichten gibt es aber auch:

  • Frankreich hat sich in die Risikostufe A2 verbessert. Die Unternehmensinvestitionen sind auf dem höchsten Stand seit vier Jahren, die Baubranche erlebt einen Schub und die Insolvenzen gehen konstant zurück, 2016 um voraussichtlich 3,2 Prozent.
  • Italien wurde in A3 hochgestuft. Auch dort fallen die Insolvenz- ebenso wie die Arbeitslosenzahlen.
  • Osteuropa liegt im Sog der Entwicklung im Westen. So wurden die Bewertungen von vier Ländern verbessert: Litauen (A3), Slowenien (A3), Lettland (A4) und Rumänien (A4). Ausschlaggebend für die Upgrades sind das solide Wachstum und geringere Abhängigkeiten im Export von Russland.

Öl-Exporteure leiden

Die Öl-exportierenden Länder spüren weiterhin die Effekte der gesunkenen Öl-Preise. In Saudi-Arabien (neue Bewertung B), Kuwait (A3), Katar (A3) und Algerien (C) steigen die Defizite der öffentlichen Hand, und die Geschäfte der nicht direkt mit dem Öl verbunden Branchen lahmen. Dies gilt auch für Angola und Sambia (D), wo zudem die Währungen aufgrund des gebremsten Wachstums in China abwerten und die Preise für andere Rohstoffe ebenfalls fallen.

Mozambique (D) steht höchstwahrscheinlich vor der Zahlungsunfähigkeit. In diesem Kontext hat Coface eine achte Risikostufe in ihr Länder-Bewertungssystem eingefügt: E für „extremes Risiko“. Einige Länder, die in der bisher niedrigsten Stufe D waren, kommen nun in E: Afghanistan, Armenien, Zentralafrikanische Republik, Kuba, Eritrea, Iran, Irak, Libyen, Sudan, Syrien, Timor-Leste, Venezuela, Jemen, Simbabwe.

Link: Coface

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