St. Gallen. In- und Ausland wird für Schweizer Produkte je nach Branche bis zu über 100% Swissness-Prämie in Form höherer Preise gezahlt, so eine Studie der Uni St. Gallen. Es bestehe allerdings kein Anlass, sich auf dieser Position auszuruhen: So liegen Schweizer Produkte und Dienstleistungen im Gesamteindruck erstmals knapp auf Platz 2 hinter Angeboten aus Deutschland.
Das zeigt die Studie «Swissness Worldwide 2016» mit weltweit rund 7.900 Befragten aus 15 Ländern, die das Institut für Marketing an der Universität St.Gallen (HSG) und die htp St.Gallen Managementberatung AG in Zusammenarbeit mit Jung von Matt / Limmat durchgeführt haben.
Die Schweiz gilt immer noch als weltoffen
- Die Schweiz gelte im internationalen Vergleich – vermutlich entgegen der herrschenden Meinung in der Schweiz – als weltoffen und wenig ausländerfeindlich. Sie liegt im internationalen Vergleich hinter Italien und Spanien auf Rang drei und damit vor Frankreich, Deutschland und den USA.
- Tennisprofi Roger Federer wird als Botschafter, der in besonderem Masse die Schweizer Werte verkörpert, am häufigsten genannt; zehnmal öfter als die nächste lebende Person. Er verkörpere weltweit Schweizer Werte wie Zuverlässigkeit und harte Arbeit und stelle damit ein Beispiel für sympathischen Schweizer Erfolg dar.
Swissness in der Wirtschaft
Am 1. 1. 2017 tritt die „Swissness“-Verordnung in Kraft: Diese regelt, welche Anforderungen Unternehmen erfüllen müssen, um die Marke Schweiz nutzen zu dürfen. Obwohl viele Unternehmen Swissness als wertvoll sehen und künftig verstärkt verwenden wollen, habe die Hälfte hierzu noch keine abschliessende Bewertung vorgenommen und die «Swissness-Strategie» noch nicht verabschiedet.
Swissness ist jedenfalls wertvoll, so die Studie:
- Zwischen 52 und 89% der weltweit Befragten bevorzugen bei gleichem Preis Schweizer Produkte gegenüber Angeboten unbekannter Herkunft.
- Für die Schweizer Herkunft sind die Befragten bei Luxusuhren bereit, einen Aufschlag von über 100%, bei Käse und Kosmetikartikeln über 50% und für Skiferien immer noch 7% zu zahlen.
- Am geringsten ist die Swissness-Prämie bei Fluggesellschaften, im Bereich Informations- und Kommunikationstechnologie sowie im Maschinenbau.
- Die grössten Fans der Swissness mit der höchsten Zahlungsbereitschaft kommen aus den Ländern China, Brasilien, Indien und Russland – Länder, in denen immerhin gut 40% der Weltbevölkerung leben. Schweizer Produkte können im Durchschnitt der untersuchten Branchen eine Preisprämie von fast 40% erzielen.
In der Schweiz ist der Swissness-Trend ebenfalls ungebrochen. 43% der Bevölkerung sind Swissness-affin und achten sehr stark auf die Schweizer Herkunft von Produkten, so die Studie.
Schweizer Produkte Kopf an Kopf mit deutschen
Nachdem Schweizer Produkte und Dienstleistungen in den Studien von 2008, 2010 und 2013 immer den besten Gesamteindruck hinterlassen haben, erreichen sie 2016 erstmals nur Platz 2, ganz knapp hinter deutschen Angeboten.
Bei allen positiven Bewertungen bleibe der internationale Wettbewerb zwischen den Benchmarkländern hart. Aus kommunikativer Perspektive wäre einerseits darauf zu achten, alles zu vermeiden, was das gute Image aushöhlt. Zum anderen müsste die Wahrnehmung der Innovationskraft weiterhin gestärkt werden. Dies würde nicht nur die Landeskommunikation betreffen, sondern eine konzertierte Aktion aller innovativen Schweizer Unternehmen erfordern, rät die Uni.
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