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Der Weg der USA nach den Präsidentenwahlen

Washington/Wien. The Donald oder Hillary? Der Ausgang der US-Präsidentenwahl wird Konjunktur und Börsen maßgeblich bestimmen, heißt es bei Exportfunktionären und Bankern. Damit spürt auch Österreich – die USA sind der zweitgrößte Exportmarkt nach Deutschland – die Wahl.

Good news und bad news haben die Experten der Wirtschaftskammer-Organisation AWO zu den USA. Grundsätzlich nähere sich die amerikanische Wirtschaft sich der Vollbeschäftigung. Das Beschäftigungswachstum soll allerdings in den kommenden zwei Jahren von bisher durchschnittlich 200.000 neuen Jobs pro Monat auf 150.000 und 125.000 Jobs pro Monat sinken, so die aktuelle Anderson Forecast der University of California Los Angeles.

„Die Inflation nähert sich dem Zwei-Prozent-Ziel der Federal Reserve Bank, was – so die Annahme – die Fed zu einer graduellen Anpassung der Zinsen im Dezember und weiter im nächsten Jahr veranlassen wird“, so Rudolf Thaler, österreichischer Wirtschaftsdelegierter in Los Angeles. Die US-amerikanische Wirtschaft werde 2017 und 2018 schätzungsweise zwei bis zweieinhalb Prozent wachsen. Dieser Wachstumspfad entspreche dem der letzten sieben Jahre.

Exportmagnet Nordamerika strahlt weiter aus

Thaler: „Damit wird die größte Volkswirtschaft der Welt auch weiterhin der Exportmagnet für Österreichs Wirtschaft sein. Immerhin sind die USA seit 2015 nach Deutschland der zweitwichtigste Exportmarkt für österreichische Produkte. Österreichische Unternehmen, die in den USA präsent sind, verfolgen mit dementsprechend großem Interesse den US-Präsidentschaftswahlkampf, bei dem Themen wie Protektionismus und Handelsbeschränkungen im Fokus stehen und Einfluss auf das unternehmerische Umfeld nehmen.“

Das zeigte sich jüngst auch bei den Gesprächen am Rande der österreichischen Niederlassungsleiterkonferenz Austria Connect North America der US-AußenwirtschaftsCenter in Atlanta. Sicher sei, so Thaler, dass österreichische Unternehmen mit Innovationen ihre Marktstellung auf dem größten und wettbewerbsintensivsten Markt weiter gezielt verteidigen und ausbauen werden. Die Größe des amerikanischen Marktes und niedrige Energiepreise werden auch in Zukunft österreichische Investitionen anziehen.

Wer wird gewinnen?

Die USA sind vor den Präsidentschaftswahlen am 8. November 2016 gespalten. Thaler: „Eines ist jetzt schon sicher: beide Präsidentschaftskandidaten werden das Budgetdefizit mehr oder weniger vergrößern.“

  • Donald Trump verspricht Steuersenkungen für Unternehmen und Arbeitnehmer in Höhe von 4,4 – 5,4 Billionen US-Dollar über zehn Jahre. Weiters stehen auf der Liste des republikanischen Präsidentschaftskandidaten mehr Geld für Verteidigung, Grenzsicherung und Infrastruktur, höhere Zölle sowie die Neuverhandlung von Handelsabkommen.
  • Die Demokratin Clinton möchte Spitzenverdiener über einen Zeitraum von zehn Jahren mit einer halben Billion US-Dollar besteuern und mehr Geld für Gesundheit, Infrastruktur, Colleges und soziale Sicherheit ausgeben.

Die Finanzmärkte im Blickpunkt

Als Auswirkung der Präsidentschaftswahl in den USA rechnet das Bankhaus Krentschker mit deutlich unterschiedlichen Reaktionen der Finanzmärkte. Während die Wahl von Hillary Clinton durchaus mit Erleichterung und einer kurzfristig positiven Marktreaktion aufgenommen werden sollte, seien bei einem Sieg von Donald Trump höhere Volatilitäten an den Börsen zu erwarten.

Die Intensität dieser Reaktionen werde auch von den jeweiligen Mehrheiten in den Kongresskammern (Senat und Repräsentantenhaus) abhängig sein, so die Privatbank.

Hillary Clinton sei als ehemalige First Lady und Außenministerin politisch einschätzbar. Ihr Parteiprogramm enthalte viele positive Aspekte zur Stärkung der US-Wirtschaft. Infrastruktur- aber auch Umweltschutzmaßnahmen schaffen Arbeitsplätze in den USA und sind Investitionen in die Zukunft. Hiervon sollten insbesondere US-Unternehmen aber auch innovative, auf Umweltschutz spezialisierte Unternehmen im Ausland profitieren können. Die Beibehaltung von Freihandelsabkommen ist vor allem für US-Unternehmen mit Absatzmärkten außerhalb der USA von Bedeutung, und sichert somit auch Arbeitsplätze im Land. Auch die Investition in ein leistbares Bildungssystem ist zu begrüßen, da dadurch der Bildungsstand insgesamt sowie die Qualifikation von künftigen inländischen Arbeitskräften gehoben werden. Ein Sieg Clintons sollte somit eher positive Auswirkungen auf Börse und Wirtschaft haben.

Trump will radikale Veränderungen

Donald Trump habe keine politische Erfahrungen, bringe aber sein Wissen als Unternehmer ein. Sein politisches Programm beinhalte insbesondere Punkte, die in der Vergangenheit vom US-Establishment negiert oder nur unzureichend politischen Rückhalt gefunden haben. Er sieht seine Wahlchancen vor allem bei den unzufriedenen Menschen in den USA, welche vom bisherigen System nicht entsprechend profitieren konnten.

Sein Programm stütze sich vor allem auf zwei Kernbereiche: Bestehende und neue Arbeitsplätze für US-Bürger sowie mehr Protektionismus, also eine Reduzierung des freien Handels samt Einfuhrzöllen.

Trump würde als US-Präsident, der vor allem im Außenhandel weitreichende Rechte hat, aktuelle Freihandelsabkommen in ihrem künftigen Bestand gefährden. Eine Trump-Administration würde insbesondere Abkommen mit Ländern, welche große Handelsüberschüsse aufweisen (z.B. China, Mexiko oder Deutschland), in Frage stellen.

Eine Gefahr für das US-BIP-Wachstum ist gemäß diversen Berechnungen auch die von Trump geplante Abschiebung von illegalen Ausländern, denn diese sind Konsumenten und zumeist billige Arbeitskräfte. Derzeit geht man davon aus, dass rund 5 – 6 Mio. Arbeitskräfte das Land verlassen müssten.

Ein höheres US-Staatsdefizit wäre bei einer Präsidentschaft Trumps zu befürchten, weil er bei der Änderung von Steuern auf die Zustimmung des Kongresses angewiesen ist. Wenn dieser seine Zustimmung zu neuen Steuergesetzen verweigert oder verzögert, würde dies unmittelbar ein höheres Defizit auslösen.

Bei einer erwarteten Ausweitung des US-Staatsdefizits käme es zu Zinserhöhungen, was kurzfristig den US-Dollar steigen ließe. Die zuvor genannten Indikatoren, die das Wachstum der USA hemmen würden, wären jedoch auf der Gegenseite nachteilig für ein Erstarken der US-Währung. Somit wäre die US-Währung je nach Nachrichtenlage sehr volatil, meint die Bank Krentschker.

Link: WKO

Link: Bank Krentschker

 

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