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Unterwasserwelt aus Glas: Hightech und Kunst von gestern

Wien. Die gläsernen Meerestiere von Leopold und Rudolf Blaschka waren den Studenten der Uni Wien um 1900 das, was Video ihren Zeitgenossen ist: Jetzt macht das Naturhistorische Museum Wien die Exponate der Öffentlichkeit zugänglich.

Die Universität Wien zeigt damit in der Oberen Kuppelhalle des NHM einen Teil ihrer bedeutenden Sammlung mariner wirbelloser Tiere der Künstler Leopold und Rudolf Blaschka in der ständigen Schausammlung des Naturhistorischen Museums Wien.

Die Modelle wurden Ende des 19. Jahrhunderts in beeindruckender Perfektion und Präzision für die universitäre Lehre angefertigt und waren bis vor kurzem für die Öffentlichkeit nicht zugänglich. Durch die Kooperation der Universität Wien und dem Naturhistorischen Museum Wien ist es nun möglich, diese einzigartigen Objekte einem breiten Publikum zu präsentieren, so das NHM.

Die Vorgeschichte

Mit dem Beginn meeresbiologischer Forschungen Mitte des 19. Jahrhunderts war die Nachfrage nach Darstellungen von Tieren, die sich aufgrund von fehlenden Skelettteilen nur ungenügend konservieren ließen, sehr groß. Für den naturwissenschaftlich interessierten böhmischen Glasbläser Leopold Blaschka war es naheliegend, 1863 den Versuch zu unternehmen, Quallen, Tintenfische, Meeresschnecken und Anemonen in Glas nachzubilden.

Seine außergewöhnliche Darstellungsgenauigkeit und handwerkliche Meisterschaft fand bei namhaften zeitgenössischen Naturwissenschaftern wie Franz Eilhard Schulze und Ernst Haeckel große Anerkennung, sodass in den darauffolgenden Jahrzehnten mehrere tausend Modelle entstanden, die Leopold Blaschka bis 1890 gemeinsam mit seinem Sohn Rudolf- seinem einzigen Lehrling, den er dafür ausgebildet hatte – herstellte.

Das Glasbläser-Duo

Glasmodelle von Leopold und Rudolf Blaschka finden sich in Museen und Universitäten weltweit, schildert das NHM: Modelle mariner Tiere stellen darunter den weitaus geringeren Teil dar, da Vater und Sohn 1890 nach Amerika eingeladen wurden, um dort für die Harvard University ausschließlich Pflanzenmodelle herzustellen.

Mit 145 Modellen besitzt die Universität Wien nach dem Stift Kremsmünster die zweitgrößte Sammlung im deutschsprachigen Raum. Sie wurde um 1880 von dem bedeutenden Zoologen Carl Claus angekauft, der als Ordinarius am „Zoologisch-vergleichend anatomischen Institut“ der Universität Wien die Zoologische Station in Triest begründete. Von dieser Meereszoologischen Station bezogen Leopold und Rudolf Blaschka regelmäßig lebende Tiere, die sie in ihrer Werkstatt in Dresden in Aquarien hielten, um ihnen als lebende Vorlagen zu dienen.

Im Zuge der Ausstellungseröffnung werden auch Ausschnitte aus dem preisgekrönten Kurzfilm „Fragile Legacy“ des Filmemachers und Kameramanns David O. Brown gezeigt. Brown hat sich 2015 gemeinsam mit Drew Harvell, Meeresbiologin und Kuratorin der Blaschka-Sammlung der Cornell University (USA), auf die Suche nach den lebenden Vorbildern der Blaschka-Glasmodelle gemacht. Ihre Tauchgänge führten sie weltweit entlang von Küsten, in tropischen Meeren und in Tiefseeregionen durch.

Link: Naturhistorisches Museum Wien

 

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