Kontokosten. Hinter der Diskussion um die Bankomatgebühren steckt ein grundsätzliches Dilemma für Kunden und Banken.
Kein Ende der Aufregung um die Bankomatgebühren: Nachdem Sozialminister Alois Stöger gestern seinem Unmut Luft gemacht hat, gibt es von weiteren Seiten Angriffe gegen die Kosten für Bargeldbehebung beim Automaten. So haben die Grünen eine gesetzliche Verankerung des „Rechts auf kostenlose Barabhebung“ gefordert. Indes erachtet die Bundeswettbewerbsbehörde ein Verbot von Bankomatgebühren als nicht zielführend – die Banken würden sich das Geld dann eben auf andere Weise hereinholen.
Auslöser Euronet
Weshalb überhaupt die Diskussion? Auslöser war der US-Konzern Euronet gewesen, der seit dem Juli des Vorjahres für die Nutzung seiner Geldautomaten in Österreich 1,50 Euro je Abhebung verlangt. Die Banken wurden damals sogar von Finanzminister Schelling zusammengetrommelt, der sich vehement gegen Gebühren aussprach. Allerdings haben zuletzt einige Banken angekündigt, bei Girokonten-Paketen eventuell Gebühren für die Nutzung von Bankomaten einzuheben, sobald man mehr als eine inkludierte Zahl von Abhebungen tätigt. Die Bawag etwa hat Ende des Vorjahres in einem Brief an Kunden zum Umstieg auf neue, günstige Kontopakete geraten – in diesen sind aber Transaktionen wie Geldabhebungen ab einer gewissen Anzahl kostenpflichtig. Andere Banken überlegen Ähnliches. Das wiederum hat Konsumentenschützer und Parteien auf den Plan gerufen.
Transparenz oder nicht?
Der Hintergrund: Die Banken, zwischen Niedrigzinsen, Billigkonkurrenz, Automatisierung und Kostendruck gefangen, müssen schauen, wo und wie sie noch Geld verdienen können. Daher wird an allen möglichen Gebührenschrauben gedreht, zum Teil recht verschämt über die Kontopakete, deren genauen Inhalt kaum jemand kennt. Früher selbstverständliche und kostenlose Dienstleistungen wie eben Bargeldbehebung könnten in Zukunft daher kostenpflichtig werden. Die entscheidende Frage wird sein: Sind die Kosten für die Kunden tatsächlich ersichtlich?
Fakten zu Bankomatkarten in Österreich:
- Rund 9,8 Millionen Bankomatkarten sind derzeit in Österreich im Umlauf.
- 95 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher nutzen die Bankomatkarte zur Bargeldbehebung.
- 8700 Bankomaten stehen in Österreich derzeit zur Verfügung.
- Neben den Banken, die einen Großteil dieser Automaten betreiben, gehören rund 1200 First Data und rund 80 Euronet.
(Robert Prazak)