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Finanz

Was passiert, wenn die Zinsen steigen?

Andreas Treichl ©Erste Group / Andi Bruckner

Geldanlage. Erste-Chef Andreas Treichl glaubt eher nicht mehr an weiter fallende Zinsen. Die Schoellerbank sieht in einer aktuellen Analyse sogar Anzeichen, dass die Talsohle bei den Zinsen bereits hinter uns liegt. Die Frage ist jetzt: Was würden steigende Zinsen für Anleger bedeuten?

Ist von Zinsen die Rede, blickt man meist nur wenige Jahre zurück und denkt mit Wehmut (Anleger) oder eher mit Qualen (Kreditnehmer) an das, was früher war. Die Schoellerbank betrachtet in ihrem aktuellen Analysebrief, der sich mit dem möglichen Ende der Nullzinsen beschäftigt, auch das Jahr 1981: Damals hatte gerade ein Herr Reagan das Weiße Haus übernommen und die Zinsen er zehnjährigen US-Staatsschuldverschreibungen erreichten mit 15,84 Prozent einen Höchststand.

Für Anleiheinvestoren begannen danach „goldene Zeiten: Die Realzinsen (Anleihezins abzüglich Inflation) stiegen an, es konnten ordentliche Erträge erwirtschaftet werden. Doch schon 1993 standen die Zinsen deutscher Staatsanleihen nur noch bei rund 7 Prozent, in den Folgejahren sanken sie im Schnitt um etwa ein Viertel Prozent pro Jahr. Im Jahr 2016 erreichten sie dann die Nulllinie.

Magere Jahre, fette Jahre

Die Zinsen sind im Moment also so niedrig wie noch nie, den Anleihekäufern drohen magere Jahre, in denen sich das Vermögen kaum verzinst und durch die Inflation sogar schmilzt. Nun gäbe es aber gute Gründe anzunehmen, dass die Tiefststände bei den Zinsen überwunden wurden, heißt es bei der Schoellerbank. Die US-Notenbank scheint nämlich entschlossen, die Zinsen weiter anzuheben.

Sogar ein sehr prominenter Bankchef zeigt sich vorsichtig optimistisch: Er glaube eher nicht daran, dass die Zinsen weiter fallen werden, sagte Erste Group-Chef Andreas Treichl öffentlich nach der Präsentation der (sehr guten) Ergebnisse seiner Bankengruppe.

Folgt nun eine neue Ära steigender Zinsen? Vorsicht, auf eine Talsohle muss keine steile Bergflanke folgen. Hohe Schuldenstände machen es laut Schoellerbank eher unwahrscheinlich, dass die Zinsen langfristig auf ähnlich hohe Raten steigen könnten wie 1981.

Dazu kommt: Fallende Zinsen werden von den Finanzmärkten begrüßt, weil das Schuldenmachen einfacher wird, steigende Zinsen hingegen sind eine Belastung – das betrifft unter anderem Kredite, die variabel verzinst sind. Sind Staaten und Unternehmen mit steigenden Zinsen überfordert, kann das im schlimmsten Fall gar eine neuerliche Finanzkrise auslösen, in der die Zinsen rasch wieder gesenkt werden müssen.

Aktien oder Anleihen?

Was bedeutet ein möglicher Zinsanstieg konkret für Anleger? Die Erwartungen der Experten der Schoellerbank:

  • Bei den Aktien könnten gemächlich steigende Zinsen, gepaart mit solidem Wirtschaftswachstum, eine gute Mischung darstellen.
  • Anleihen: kurzfristig sind Verluste zu erwarten, doch je stärker die Zinsen steigen, umso besser sind auch die langfristigen Aussichten.
  • Die eigentliche Gefahr ist die schleichende Enteignung durch Inflation. Ein international aufgestelltes Aktienportfolio sei langfristig die beste Waffe gegen die Inflation.

Weitere Fakten aus dem Analysebrief der Schoellerbank

  • Anleiheinvestoren konnten seit 1993 ihr Vermögen mehr als verdreifachen.
  • Realer Kapitalerhalt gelinge auch in Zeiten steigender Zinsen nur mit Qualitätsaktien, Qualitätsanleihen mittlerer Laufzeit sowie mit Inflations- und Fremdwährungsanleihen, heißt es.
  • Es gab bereits einmal eine Phase, in der die Zinsen sehr niedrig waren und danach länger anstiegen: In den Jahren 1940 bis 1980 kletterten die Zinsen von US-Staatsanleihen von etwa 2 Prozent auf mehr als 15 Prozent. Die meiste Zeit stiegen die Zinsen langsam, um etwa 0,15 Prozent pro Jahr. Erst in den späten 1970er-Jahren beschleunigte sich der Anstieg. Als Anleiheinvestor konnte man mit 10-jährigen US-Staatsschuldverschreibungen in dieser Phase durchschnittlich 3 Prozent verdienen. Doch die Inflation lag in diesem Zeitraum bei etwa 5 Prozent, die Anleger wurden „kalt enteignet“.

Tipp: Übersicht über die aktuellen Sparzinsen.

Link: Schoellerbank

Link: US-Notenbank

(rp)

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