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Business, Finanz, Veranstaltung

Gibt es Unterschiede zwischen Chefs und Chefinnen?

Bauer, Hanappi-Egger, Stürmer, Mlnarsky, Tomanek ©Kerschbaum / FMVÖ

Wien. Zum Weltfrauentag lud der Finanz-Marketing Verband Österreich (FMVÖ) in den Erste Campus zu einem Financial Forum, um der Frage nachzugehen, ob Frauen nicht die besseren Chefs sind. Gibt es überhaupt Unterschiede? Die Antwort: Ein klares Jein.

Univ.-Prof. Edeltraud Hanappi-Egger, Rektorin der Wirtschaftsuniversität Wien, eröffnete die Veranstaltung mit einem Impulsvortrag über mögliche geschlechtsspezifische Führungskompetenzen und diskutierte anschließend gemeinsam mit Andrea Stürmer (Vorstandsvorsitzende der Zürich Versicherungs-Aktiengesellschaft), Doris Tomanek (Vorstandsmitglied der UniCredit Bank Austria) und Sabine Mlnarsky (Head of Human Resources der Erste Bank) über die Qualitäten und Potentiale weiblicher Führungskräfte, sowohl generell als auch speziell in der Finanzwirtschaft.

Obwohl wissenschaftliche Studien besagen, dass sich ein Geschlechtermix in der Chefetage positiv auf die Entwicklung eines Unternehmens auswirkt, sind Frauen in den österreichischen Führungspositionen nach wie vor deutlich unterrepräsentiert.

Der Finanz-Marketing Verband Österreich (FMVÖ) nahm daher den Weltfrauentag am 8. März zum Anlass, das nächste Event der Financial Forum-Reihe dem Thema weibliche Führungskräfte in der Finanzwirtschaft zu widmen und stellte die Frage in den Raum, ob Frauen nicht die besseren  Leader sind, heißt es in einer Aussendung: „Beispiele in den Vorstandsebenen der heimischen Finanzwirtschaft zeigen, dass Frauen ihren männlichen Kollegen in Nichts nachstehen, im Gegenteil. Dennoch sind weibliche Führungskräfte in der obersten Etage eher rar“, so Josef Redl, Vizepräsident des FMVÖ, und erklärt weiter: „Führungsqualitäten und -stil haben eine wesentliche Auswirkung auf den Erfolg eines Unternehmens. Daher hat es auch betriebswirtschaftliche Gründe, sich mit dieser Thematik auseinanderzusetzen.“

Es gibt doch Unterschiede im Führungsstil

Nach der Begrüßung durch die beiden FMVÖ-Vizepräsidenten Robert Sobotka und Josef Redl eröffnete Univ.-Prof. Edeltraud Hanappi-Egger, Rektorin der Wirtschaftsuniversität Wien und Professorin für Gender & Diversity in Organisationen, den Abend mit einem Impulsvortrag. Dabei ging sie zuerst darauf ein, was denn eine „gute“ Führungskraft ausmache.

Neben klassischen Aspekten wie Qualifikation durch Ausbildung, aber auch durch Lebens- sowie Berufserfahrung, zählt sie auch die nötigen sozialen Kompetenzen und Eigenschaften, wie etwas kommunikatives, teamfähiges und analytisches Vorgehen, auf und stellt die Frage, ob es geschlechtsspezifische Unterschiede bezüglich diesen Eigenschaften gibt.

Während darauf die einen von einem biologischen Standpunkt aus mit einem klaren Ja antworten, entgegnen andere mit einem strikten Nein und meinen, diese Unterschiede seien gesellschaftsbedingt und somit austauschbar.

Hanappi-Egger vertritt den Mittelweg und antwortet auf die Frage mit einem „Jein“ – es gibt keine biologischen Gründe, aber doch nachweisbare Unterschiede: „Männer und Frauen sind durchaus anders, doch muss das eine nicht gleich besser sein als das andere.“

Die Rektorin der WU Wien – sie kommt selbst aus der akademischen Gender-Forschung – findet es freilich bedenklich, wenn sie die Zahlen der Absolventinnen mit jenen der weiblichen Führungskräfte vergleicht: „Wir haben rund 1000 Absolventinnen an der WU jedes Jahr, wo kommen die hin? Das ist doch eine massive Ressourcenverschwendung.“

Führen Frauen besser?

„Für mich ist Führung geschlechterunabhängig. Wenn ich eine Position besetze, entscheide ich nach klassischen Kriterien, die gute Führungskräfte auszeichnen“, startet Andrea Stürmer, neue Vorstandsvorsitzende der Zürich Versicherung, die Diskussionsrunde: „Ich möchte die beste Person für die Position und da haben Frauen keine anderen Voraussetzungen als Männer.“

Als Unternehmen könne man es sich nicht leisten, die Hälfte der Talente auszublenden. Doris Tomanek sieht sehr wohl Unterschiede zwischen Männern und Frauen als Führungskräfte, aber man dürfe hier nicht verallgemeinern. Was gut ist, hängt im Endeffekt von den jeweiligen Anforderungen der Führungsposition ab. „Ist Erfahrung gefragt, so haben hier Männer einen klaren Vorteil, weil es bis heute noch nicht viele Frauen mit langjähriger Führungsexpertise gibt, das kann und wird sich aber ändern“, so die Vorständin der Bank Austria.

Auch Sabine Mlnarsky, Personalchefin der Erste Bank, sieht situationsbezogene Unterschiede: „Führen Frauen besser? In manchen Situationen ja!“. Aus Erfahrung könne sie berichten, dass sich vor allem in rein männlich dominierten Bereichen ein weiblicher Aspekt sehr positiv auswirkt. Stürmer bestätigt: „Es kommt auf die Mischung und die unterschiedlichen Sichtweisen darauf an. Wenn ich eine Entscheidung treffe, möchte ich beide Sichtweisen kennen und einbeziehen.“

Hebel gegen den Stillstand?

Auf die Frage, warum der Frauenanteil in Führungspositionen eher schleppend vorankommt, meint Hanappi-Egger, dass es hier unterschiedliche Ansichten gibt. Manche meinen, man müsste den Frauen helfen und sie schulen, damit sie sich behaupten können. Die andere Sichtweise ist, die Systemlogik, was Karriere und gute Führung bedeutet, maßgeblich zu hinterfragen.

Beide Denkweisen seien nötig, um hier voran zu kommen, ist die Rektorin überzeugt. Tomanek sieht hier vor allem ein Problem darin, dass Frauen weniger aufzeigen und ihre Fähigkeiten unterschätzen, während Männer sich hingegen  eher vordrängen und dazu neigen, sich „besser zu verkaufen.“

Aus diesem Grund müssen Frauen andere Frauen motivieren und fördern, hakt Mlnarsky ein: „Es ist nicht Aufgabe der Männer, sondern eben unsere, Frauen nachzuziehen.“ Sie platziere bewusst Frauen um sich herum. Stürmer entgegnete jedoch, dass die Besetzung der meisten Positionen noch immer Männersache ist, und man daher diese nicht aus der Pflicht lassen kann, Frauen zu fördern.

Dauerthema Frauenquote

Die Diskutantinnen wurden auch auf die voraussichtlich ab 2018 geltende Frauenquote in Aufsichtsräten angesprochen. Hanappi-Egger sieht dieses Thema sehr gelassen, da es in den Universitäten schon lange eine solche Quote gibt. Das Gute daran sei, dass so Frauen sichtbarer werden und auch für weitere Gremien in Frage kommen.

Auch Mlnarsky hat keine Einwände gegen die Quote: „Schließlich hatten Männer doch schon Jahrhunderte lang selbst eine. Zudem wollen wir ja keine 100, sondern nur 50 Prozent“. Die Vorstandsvorsitzende der Bank Austria war hingegen lange gegen die Quote, da sie selbst immer als angebliche „Quotenfrau“ gesehen wurde. Jedoch, so Tomanek, ändert sich sonst anscheinend nicht viel, daher brauche man die Quote wohl.

Zürich-Chefin Stürmer hält hingegen wenig von einer vorgeschriebenen Quote. Es liege im Interesse der Unternehmen, auch für Frauen attraktiv zu sein. Statistiken zeigen, dass „weiblichere“ Unternehmen erfolgreicher sind. „Jetzt ist das Bild von Führung immer noch männlich. Frauen in Führungspositionen zu bringen, ist daher unternehmerisch kluges Handeln“, so Stürmer.

Der kontroversiellen Diskussion folgte eine angeregte Fragerunde, an der sich sowohl Frauen als auch Männer beteiligten. Auf die Frage hin, ob Kinder karrierehindernd sind, waren sich alle Diskutantinnen einig, dass dem nicht so sei: „Kann gar nicht sein, denn es gibt doch so viele erfolgreiche Väter“, brachte es Hanappi-Egger auf den Punkt.

Link: FMVÖ

 

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