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Business, Recht, Steuer

Korruption hat seit 2015 nicht zugenommen – immerhin

Compliance. Bestechung und Korruption bleiben weltweit ein Problem für Manager, so eine neue EY-Studie: Auch bei der Verankerung ethischer Standards im Geschäftsleben sieht das Beratungsunternehmen weiterhin Aufholbedarf.

Im Durchschnitt von 41 untersuchten Länder gehen 51 Prozent der befragten Mitarbeiter quer über alle Hierarchiestufen davon aus, dass in ihrem Land bestochen und betrogen wird, wenn Geschäfte getätigt werden – genauso viele wie bei der letzten Befragung 2015. Zu diesen Ergebnissen kommt die Studie „EY Fraud Survey EMEIA 2017“ der Prüfungs- und Beratungsorganisation EY, für die rund 4.100 Entscheidungsträger aus Unternehmen in 41 Ländern befragt wurden.

Die Hotspots der Korruption

  • An der Spitze der Länder, in denen Korruption aus Sicht der befragten Unternehmen besonders weit verbreitet ist, stehen die Ukraine (88%) und Griechenland bzw. die Slowakei (jeweils 81%).
  • Aam besten schneidet erneut der Norden Europas ab: In Dänemark (6%), Norwegen (10%), Finnland (16%) und Schweden (18%) werden am wenigsten unlautere Praktiken geortet.
  • Im Vergleich zu 2015 gab es speziell in Osteuropa Fortschritte – allerdings geben dort immer noch durchschnittlich 64 Prozent der Befragten an, dass Korruption weit verbreitet ist. In Westeuropa ist dieser Anteil mit 33 Prozent fast halb so hoch.

Jeder Fünfte würde für die eigene Karriere unethisch handeln

Viele der befragten Mitarbeiter aller Hierarchiestufen wären bereit, für ihre eigene Karriere und zum vermeintlichen Wohl des Unternehmens zu unlauteren Mitteln zu greifen:

  • So gibt durchschnittlich mehr als jeder Fünfte (21%) an, dass er für das eigene berufliche Fortkommen und eine höhere Bezahlung unethisch handeln würde, in Westeuropa sind es 14 Prozent.
  • Fünf Prozent aller Befragten können sich vorstellen, der Unternehmensführung Falschinformationen zu geben, um ihre eigene Karriere oder Bezahlung zu verbessern, in Westeuropa liegt dieser Anteil bei vier Prozent.
  • Zehn Prozent aller Befragten würden absichtlich die Finanzzahlen falsch darstellen, um vorgegebene Ziele zu erreichen (Westeuropa: 6%).
  • Zu Bargeldzahlungen, um Aufträge zu erhalten, würden sich insgesamt 17 Prozent (Westeuropa: 10%) der Befragten hinreißen lassen.

77 Prozent würden bei Gefahr im Verzug tricksen

Ist das Unternehmen in Gefahr, verlieren viele Manager ihre Hemmungen: 77 Prozent der Führungskräfte würden dann unethisches Verhalten rechtfertigen. Jeder Dritte würde sogar Bargeldzahlungen tätigen, um Geschäfte zu gewinnen oder zu behalten.

Andreas Frohner, Partner und Leiter Fraud Investigation & Dispute Services bei EY Österreich: „Die Diesel-Affäre, der Libor-Skandal, illegale Preisabsprachen oder absichtlich falsch deklariertes Fleisch – Compliance-Verstöße sorgen immer wieder für große Schlagzeilen. Zahlreiche Korruptionsskandale der Vergangenheit haben bei vielen Unternehmen zu einem Umdenken geführt. Sie haben den Kampf gegen Korruption und unethisches Verhalten intensiviert und ahnden Verstöße deutlich stärker als früher.“

Allerdings seien immer noch zu viele Mitarbeiter in allen Hierarchiestufen bereit zu unethischem Handeln – speziell in Notsituationen liegt die Hemmschwelle oft niedrig. „Die besten Compliance-Regeln nützen nichts, wenn das Bewusstsein bei den Mitarbeitern zu wenig vorhanden ist“, so Frohner.

Whistleblowing hat zu wenig Wirkung

Mehr als die Hälfte der befragten Mitarbeiter gab an, sich Sorgen wegen unethischen Verhaltensweisen in ihrem Unternehmen zu machen. Fast die Hälfte der Befragten hat deswegen sogar schon eine Kündigung in Erwägung gezogen. Allerdings wissen viele Mitarbeiter nicht, wo sie auf eine verdächtige Person hinweisen können oder zögern, Meldung zu erstatten, hat die Studie ergeben.

Speziell „Whistleblowing“ ist in vielen Unternehmen nicht wirkungsvoll verankert: Nur 21 Prozent aller Mitarbeiter wissen, wie sie die Hotline ihres Unternehmens erreichen können. Demgegenüber gaben 73 Prozent an, gegebenenfalls einer Drittpartei wie einem Regulator oder einer anderen Behörde Informationen zukommen zu lassen, statt mögliche Verstöße zuerst intern zu melden und damit dem eigenen Unternehmen öffentliche Kritik und einen Vertrauensverlust zu ersparen.

77 Prozent unterstützen Bestrafung der Verantwortlichen

Das Geschäftsgebaren großer internationaler Unternehmen wird intensiver überprüft denn je: Die Öffentlichkeit fordert immer stärker, dass Unternehmen zur Verantwortung gezogen werden. An der Spitze dieser Entwicklung stehen dabei die G20-Staaten, die OECD und die Weltbank. Für die Kontrolle zeichnen international vernetzte Regulierungsbehörden verantwortlich.

Die Mehrheit der Befragten scheint mit diesem Vorgehen zufrieden zu sein:

  • So unterstützen 77 Prozent, dass Führungskräfte persönlich für Fehlverhalten zur Rechenschaft gezogen werden können.
  • 28 Prozent – und damit um acht Prozentpunkte mehr als 2015 – sind der Ansicht, dass Vorschriften positive Auswirkungen auf ethische Standards in ihrem Unternehmen haben.

Technologien können Kampf gegen Betrug und Korruption erleichtern

„Unternehmen müssen neue Technologien nutzen, um interne und externe Bedrohungen durch Betrug und Korruption zu identifizieren und abzuwehren. Bedrohungen durch Insider können ohne die gezielte Sammlung und Analyse von Daten nur schwer erkannt und bewältigt werden. Dafür müssen Unternehmen auf Verhaltensmuster von Mitarbeitern mit Risikopotenzial achten“, meint Frohner.

Das seien etwa:

  • Unregelmäßigkeiten bei Arbeitszeiten,
  • versuchte Zugriffe auf eingeschränkte Arbeitsbereiche oder
  • die Verwendung von unautorisierten externen Speichergeräten.

„Zudem sollten Unternehmen auch digitale Technologien zur Erkennung und Verringerung von Betrug und Korruption nutzen“, so Frohner.

Erschwert werde dies allerdings durch eindeutige Konflikte zwischen Persönlichkeitsschutz und Sicherheitsbedürfnissen: So geben 75 Prozent der Befragten an, dass ihr Unternehmen Datenquellen wie E-Mails oder Telefone überwachen sollte. Gleichzeitig betrachten 89 Prozent der Befragten aber eine Überwachung dieser Datenquellen als Verletzung der Privatsphäre.

Link: EY (Fraud Survey 2017)

 

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