Luzern. Eine Schweizer Studie hat die Vorgangsweise und die Begründung bei Kündigungen durch Arbeitgeber sowie Arbeitnehmer unter die Lupe genommen.
Die Studie >So kündigt die Schweiz< wurde laut den Angaben von der Luzerner Marktforschungs- und Coaching-Unternehmung NeumannZanetti & Partner bei 597 arbeitnehmenden und arbeitgebenden Personen im ersten Quartal 2017 durchgeführt.
Zwar laufen knapp 50 Prozent aller Kündigungsgespräche zufriedenstellend, heißt es, doch werfe die Vorgangsweise in vielen Fällen Fragen auf.
Ausgangsbasis und Ergebnisse
In der Schweiz können Arbeitsverhältnisse jederzeit und ohne Begründung aufgelöst werden. Zur rechtskonformen Beendigung des Arbeitsverhältnisses reicht es, Fristen und Ausnahmen einzuhalten. Doch über das Thema wie in der Schweiz gekündigt wird und welche Folgen daraus entstehen, werde kaum je gesprochen. Die Erkenntnisse aus der Studie:
- Mangelhafte, unstrukturierte Vorgehensweisen. Zwar sind knapp 50% aller an Kündigungsgesprächen beteiligten Personen mit dessen Verlauf im Großen und Ganzen zufrieden. Doch stehen dieser generellen Einschätzung zahllose schlechte, unstrukturierte Vorgehensweisen gegenüber, heißt es.
- Zu späte Kündigungsgespräche. Kündigungsgespräche werden oft zu spät und nur rudimentär vorbereitet. So verzichten 13% aller Vorgesetzten gänzlich auf eine Vorbereitung.
- Keine oder falsche Grundangaben. Gründe für Kündigungen bleiben unklar oder werden sogar verschleiert. Arbeitgeber bestätigen beispielsweise, dass der häufigste Kündigungsgrund eine nicht genügende Leistung von Arbeitnehmern ist. Diese jedoch geben an, dass ihnen im Kündigungsgespräch am häufigsten „Restrukturierung“ als Grund genannt wird. 18% der Arbeitgeber, die an der Studie teilnahmen, sagen dass sie die wahren Gründe der Kündigung nicht erwähnten.
- Wertschätzender Austausch wäre wichtig. Die Wertschätzung der gekündigten Teammitglieder geht in jedem zweiten Kündigungsgespräch unter, auch weil für viele Führungskräfte die Kontrolle jeglicher Gefühle und Unwägbarkeiten als wichtigstes Ziel gilt. Sie lassen das Verstehen von Zusammenhängen vermissen, denn ein wertschätzender Austausch im Kündigungsgespräch wäre ein wichtiger Baustein fürs Akzeptieren und fürs gemeinsame Umsetzen der noch verbleibenden Schritte, heißt es.
- Nur knapp die Hälfte der Arbeitgeber führen Austrittsgespräche. Austrittsgespräche werden zu selten als Chance genutzt. Mit nur 47% der Arbeitnehmer, die kündigten, wurde ein solches Austrittsgespräch geführt.
- Nach Kündigung viele sofortige Freistellungen. 45% der Arbeitnehmer, die von ihrem Arbeitgeber die Kündigung erhielten, wurden umgehend freigestellt. Diese Zahl sei enorm hoch und lasse mehrere gewichtige Gründe vermuten.
- Fragwürdige Zeugnis-Ausstellung. 11% der Arbeitnehmer, die kündigen, dürfen die erste Version ihres Arbeitszeugnisses selbst verfassen – erstaunlich, meinen die Studienautoren.
- Führungskräfte sind der häufigste Kündigungsgrund. Eindeutig der häufigste Kündigungsgrund für Kündigungen durch den Arbeitnehmer ist die Beziehung zur eigenen Führungskraft.
- Führungsstil beeinflusst Zusammenarbeit. Die Studie zeige sehr gut auf, wie sehr die Zusammenarbeit in den Unternehmen von der Art und Weise abhängt, wie Führungskräfte ihre Führungsaufgabe wahrnehmen.
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