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Business, Recht, Steuer

Österreichs Unternehmer sorgen besser vor, so Notare

Michael Umfahrer ©Richard Tanzer

Wien. Der Gesellschaftsvertrag bei GmbH ist von größter Bedeutung in der Unternehmensvorsorge – und Österreichs Unternehmen sorgen besser vor. Das sagt jedenfalls eine Studie aus, die die Notare zum KMU-Tag 2017 vorgelegt haben.

Der 27. Juni 2017 war heuer erstmals der internationale Tag der Klein und Mittelbetriebe: Aus diesem Anlass veröffentlichte die Österreichische Notariatskammer (ÖNK) die Ergebnisse einer Studie zum Thema Unternehmensvorsorge und Unternehmensübergabe, bei der bundesweit die Firmenchefs von 500 Klein- und Mittelbetrieben befragt wurden. Verglichen wurde mit Vorstudien aus 2008 und 2013.

Notare zeigen sich unternehmensnah

„Das Bewusstsein der Klein- und Mittelunternehmer ist geschärft. Österreichs Unternehmen sorgen wieder besser vor“, so Michael Umfahrer, Leiter des ÖNK-Fachausschusses für Unternehmensrecht und Notar in Wien.

  • Drei Viertel der Befragten gaben an, den eigenen Ruhestand nach dem Rückzug aus dem Unternehmen bereits finanziell abgesichert zu haben. Das bedeute ein Plus von sechs Prozentpunkten gegenüber dem Jahr 2013.
  • Weitere 52 Prozent haben auch die finanzielle Situation des Partners, der Kinder und deren Ausbildung abgesichert (ebenso ein Plus von sechs Prozentpunkten).
  • Bei der Vorsorge für den Weiterbestand des Unternehmens zeigt sich ein differenzierteres Bild je nach Betriebsgröße. Durchschnittlich haben 33 Prozent (+1%-Punkt) der befragten Firmenchefs entsprechend die Weichen gestellt.
  • Bei großen Unternehmen (ab 10 Mitarbeitern) hingegen hat sich schon die Hälfte der Befragten um eine Sicherung ihres Lebenswerkes gekümmert. Michael Umfahrer: „Ein Auftrag für uns Notare, auch die kleinen Unternehmen noch stärker für die Betriebsvorsorge zu sensibilisieren.“
  • Ebenfalls auffällig laut der Studie: Im Vergleich zu 2013 ist die Absicherung des Übernehmers wieder relevanter geworden. 23 Prozent der Unternehmer haben entsprechend vorgesorgt, ein Plus von fünf Prozentpunkten.

Mehr Vorsorge durch Testament, Gesellschaftsvertrag und Vorsorgevollmacht

Auch die Instrumente, die die Unternehmen einsetzen, wurden von den Notaren in der Studie unter die Lupe genommen. Im Vergleich zu 2013 werden wieder mehr rechtlichen Vorkehrungen im Zuge der Unternehmensvorsorge getroffen, heißt es. Konkret bedeute das:

  • Das Testament liegt mit 41% an erster Stellte (+5%-Punkte im Vergleich zu 2013),
  • gefolgt vom Gesellschaftsvertrag mit 36% (+5-%-Punkte) und
  • einem Notfallplan durch Vorsorgevollmacht mit 31% (+8%-Punkte).

Für Unternehmen mit mehr als zehn Mitarbeitern ist mit 62% der Gesellschaftsvertrag von größter Bedeutung, wenn es um die rechtlichen Vorkehrungen geht, gefolgt vom Testament mit 50%. Notar Umfahrer betont, dass maßgeschneiderte rechtliche Vorsorge entscheidend sei.

Das Service der Notare beginne mit einer ausführlichen, persönlichen Beratung und reiche von der Prüfung aller Möglichkeiten bis hin zu rechtlich einwandfreien Verträgen.

Größte Herausforderung: Wer wird Nachfolger

In 23% der Klein- und Mittelunternehmen ist in den nächsten ein bis fünf Jahren eine Unternehmensübergabe angedacht. Damit stehen in den nächsten fünf Jahren rund 75.000 Betriebe3 zur Übergabe an. Zugleich wissen 40% der Befragten (-4%-Punkte im Vergleich zu 2013) aus heutiger Sicht nicht, wer einmal die operative Führung des Betriebes übernehmen könnte.

Auch hinsichtlich der Abtretung von Unternehmensanteilen bleibt die Unschlüssigkeit auf anhaltend hohem Niveau. „Das ist besorgniserregend“, sagt Umfahrer. Zumal fast jeder zweite Befragte (wie bei den Befragungen 2013 und 2008) die Auffassung vertritt, dass ein bis fünf Jahre vor dem geplanten Rückzug mit der Planung der Unternehmensübergabe begonnen werden sollte. Das trifft besonders auf KMU mit maximal neun Mitarbeitern zu.

Die frühzeitige Einbindung der Nachfolger und die schrittweise Übergabe stellen die Weichen für eine gelungene Übergabe dar, heißt es. Gut geplant ist halb gewonnen: Diese Regel gelte nicht nur bei Expansion, Investitionen oder Personalentscheidungen, sondern besonders auch beim Generationswechsel. Doch jeder zweite befragte Firmenchef sieht als größte Herausforderung die erfolglose Suche nach dem geeigneten Nachfolger.

Management Buyout wieder stärker gefragt

  • Für über ein Drittel (36%) kommt eine Weitergabe nur innerhalb der Familie in Frage. Der Wunsch, das Unternehmen im Familienbesitz zu halten, ist in größeren Unternehmen stärker als in kleineren Unternehmen mit bis neun Mitarbeitern.
  • Unterschiede lassen sich auch im Bundesländervergleich feststellen: In Oberösterreich ist der Familiengedanke mit 47% bei der operativen Führungsaufgabe und mit 46% bei der Unternehmens(anteile)übergabe deutlich stärker ausgeprägt als im Osten. In Wien planen lediglich 28% der Firmenchefs die Unternehmensführung an Familienmitglieder abzutreten. Verdiente Führungskräfte bzw. externe Investoren sind in Wien eine interessante Alternative.
  • Generell hat sich im Vergleich zu 2013 die Anzahl der Unternehmer, die ein Management Buyout planen, von 5% auf mittlerweile 11% mehr als verdoppelt. Michael Umfahrer: „Das ist eine interessante Entwicklung, die gesellschaftsrechtlich besondere Herausforderungen birgt.“ Demzufolge zeigt sich im Vergleich zu 2006 bei den Betriebsübernahmen innerhalb der Familie eine rückläufige Tendenz von 36% auf derzeit 32%. Der Anteil selbst gegründeter Unternehmen hat indes von 58% auf 62% zugenommen.
  • Grundsätzlich werden die heimischen KMU von Jahr zu Jahr in der Tendenz älter. Das heißt, es >verschwinden< kaum Unternehmen der früheren Gründungszeiträume. Es bedeutet aber auch, dass die Zahl der Gründungen / Neuübernahmen aktuell die tendenziellen Verluste der früheren Zeiträume lediglich ausgleichen, so die Notare

Notar und Unternehmensvorsorge

Bei Fragen rund um die Unternehmensvorsorge wünschen sich die Firmenchefs einen Partner, der sich auskennt – und natürlich positionieren die Notare sich als solcher. Michael Umfahrer: „Die österreichischen Notare beraten und begleiten jedes Jahr Tausende Klein- und Mittelunternehmer bei ihren Unternehmensübergaben.“ Für 23% der Unternehmer in Österreich sei der Notar die wichtigste Anlaufstelle. Nicht explizit erwähnt werden an dieser Stelle die Rechtsanwälte.

Denken die KMU-Chefs an die Zeit der Firmengründung zurück, ergibt sich laut der Studie übrigens folgendes Ranking mit den wichtigsten, potentiellen Beratungsthemen:

  • Steuerrecht (56%)
  • Business Plan (22%)
  • Gesellschaftsrecht (20%)
  • Arbeitsrecht (19%)
  • Marketing (14%)

Für die Studie Unternehmensvorsorge befragte Spectra Marktforschung im Juni 2016 im Auftrag der Österreichischen Notariatskammer 500 KMU in Österreich (bis 250 Mitarbeiter) in Telefoninterviews.

Link: Notare

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