Digitalisierung. Droht den etablierten Versicherern das Aus durch innovative und agile InsureTechs? Beratungsunternehmen Roland Berger hat sich das angesehen.
Welche Geschäftsmodelle besetzen diese bereits erfolgreich, welche stehen kurz vor der Marktreife und welche haben das größte Potenzial, die Branche maßgeblich zu verändern? Diese und andere Fragen rund um die Digitalisierung im Versicherungsbereich sollte die Roland Berger-Studie „Kopieren, kooperieren oder kaufen? – InsureTechs und die Digitalisierung der Versicherungsbranche“ beantworten.
Roland Berger hat weltweit 250 InsureTechs untersucht, Workshops mit Branchenvertretern aus der Kranken-, Lebens- und Nichtlebensversicherung durchgeführt sowie die Start-up-Szene der InsureTechs analysiert.
Versicherungsbranche im Umbruch
„Das Aufkommen von Start-ups ist immer ein wichtiges Indiz dafür, dass die Wertschöpfungskette einer Branche vor massiven Veränderungen steht. Im Jahr 2016 sind global über 600 Mio. USD in InsureTech Start-ups investiert worden, Tendenz weiter steigend“, sagt Michael Hilbert, Partner von Roland Berger Wien.
Das Muster ist bereits aus der Bankbranche mit ihren FinTechs bekannt: Innovative InsureTechs agieren im selben Umfeld wie die Versicherungen, zeigen relevante Entwicklungsmöglichkeiten für etablierte Geschäftsmodelle auf und liefern Vorlagen für neue Ideen.
„InsureTechs genießen zudem den Vorteil weitgehend unbelastet von Traditionen und Strukturen zu handeln. Außerdem verfügen sie über eine digitale DNA“, so Hilbert. Die Analyse der 250 InsureTechs zeige deutlich, dass gerade Start-ups aus den Bereichen Artificial Intelligence, Sensorik und Data Analytics das größte Potential haben, die Versicherungslandschaft maßgeblich zu verändern.
InsureTechs als Sparringpartner
Laut Studie ist jetzt der Zeitpunkt für Versicherungen gekommen, eine auf ihre Gesellschaft zugeschnittene Digitalisierungsstrategie zu entwickeln und umzusetzen. „Auch österreichische Versicherungen müssen die Digitalisierung weiter vorantreiben. Aus unserer Sicht bieten gerade FinTechs für die österreichische Versicherungswirtschaft ein hohes Potential. Aktuell werden bei uns diese Start-ups ausschließlich als Bedrohung empfunden“, so Hilbert aus. Aus seiner Sicht können sie aber „wertvolle Vorbilder, Kooperationspartner oder Akquisitionsziele sein“.
Besteht auf InsureTech-Seite keine Kooperationsbereitschaft, können Technologien und Fähigkeiten immer noch gekauft werden, heißt es: In einem solchen Fall müsse sich das Management der Versicherung allerdings darüber im Klaren sein, dass eine schnelle Integration kontraproduktiv sein kann. Selbst die ausgefeilteste Digitalstrategie werde am Markt nicht bestehen, wenn die betroffene Organisation nicht auf den damit verbundenen (Kultur-) Wandel vorbereitet ist. „Das Unternehmen braucht digitale Kompetenzen, welche in die Aufbauorganisation eingebettet und im kulturellen Mindset akzeptiert sind“, so Hilbert.
Die Wege zum Ziel
Zur Optimierung des bestehenden Geschäftsmodells kann die Versicherungsgesellschaft in eine höhere Prozesseffizienz oder in die Steigerung der Customer Experience investieren. Bei der Entwicklung neuer Geschäftsmodelle stehen die intelligente Nutzung von Daten – Smart Analytics – oder das Besetzen digitaler Ökosysteme zur Auswahl.
„Wie viele und welche Digitalisierungsstrategien gestartet werden, hängt vor allem von der Größe und dem Tätigkeitsgebiet des Versicherungsunternehmens ab“, so Hilbert.
Link: Roland Berger