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Flexibles Arbeiten noch stark ausbaufähig, so Deloitte

Wien. Die meisten österreichischen Unternehmen halten an den klassischen Kernzeiten fest und gehen mit dem Thema Flexibilisierung konservativ um, hat Beratungsmulti Deloitte erhoben – und findet es nicht gut.

Die Flexible Working Studie 2017 von Deloitte Österreich in Zusammenarbeit mit Universität Wien und FH Oberösterreich zeige, dass Home Office oft nur Einzelpersonen vorbehalten ist. Zudem mangelt es in Unternehmen meist an entsprechenden Regelungen und der notwendigen Vertrauenskultur, so Deloitte.

Im Rahmen der Studie wurden mehr als 400 österreichische Unternehmensvertreter befragt. Laut Erhebung sind flexible Arbeitsmodelle zwar heute grundsätzlich gängige Praxis, aber es gibt Defizite in der praktischen Umsetzung. Flexible Modelle gelten meist nur für bestimmte Personen, klare Spielregeln werden selten festgelegt.

Gleitzeit mit Kernzeit bleibt Klassiker

Österreichische Unternehmen halten nach wie vor zum Großteil an Gleitzeit mit Kernzeit fest. 61% setzen bei mindestens der Hälfte ihrer Mitarbeiter auf dieses Modell, bei dem bestimmte Anwesenheitszeiten vorgegeben werden. Flexiblere Modelle wie Gleitzeit ohne Kernzeit oder Vertrauensarbeitszeit sind weitaus seltener. „Unternehmen haben beim Verzicht auf Kernzeiten oft noch Bedenken, da flexiblere Arbeitszeitmodelle nur als Vorteil für Mitarbeiter gesehen werden. Bei klaren Regelungen profitieren aber beide Seiten von der gesteigerten Flexibilität“, erklärt Barbara Kellner, Managerin bei Deloitte Österreich.

Beruf und Privatleben nicht immer klar trennbar

Vor allem Führungskräfte nehmen im Umgang mit flexibler Arbeitszeitgestaltung eine wichtige Vorbild- und Steuerfunktion ein. Dennoch werde gerade von ihnen in der Praxis oft uneingeschränkte Erreichbarkeit erwartet. Zwei Drittel der befragten Unternehmen wollen ihre Führungsetage auch außerhalb der Arbeitszeiten erreichen können. 22% erwarten diese Erreichbarkeit sogar von ihren Mitarbeitern ohne Führungsfunktion.

„Richtlinien in Bezug auf Verfügbarkeit sowie Anwesenheit gibt es selten und meist nur für die Nutzung von Home Office“, so Bettina Kubicek, Professorin für Organisationsentwicklung an der FH Oberösterreich. „Arbeitszeit und Freizeit müssen aber klar abgegrenzt werden. Das ist für Wohlbefinden und langfristige Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter wesentlich.“

Anwesenheit weiterhin wichtig

Mobiles Arbeiten sei noch immer ein Einzelfallphänomen: Die physische Anwesenheit im Büro wird von 77% der Befragten als wichtig erachtet. Fast jedes zweite Unternehmen bietet Home Office nur für wenige Personen an. Lediglich von 20% wird diese Möglichkeit auch dem Großteil der Mitarbeiter offen gestellt. Doch selbst hier werde in der Hälfte der Fälle nur vereinzelt davon Gebrauch gemacht.

„Präsenz gilt immer noch als Indikator für gute Leistung. Deshalb wird Home Office oft nur eingeschränkt genutzt. Es braucht dringend die Etablierung einer Ergebnis- statt einer Anwesenheitskultur“, so Kellner.

Der Umgang mit mobilem Arbeiten sei je nach Branche und Unternehmensgröße unterschiedlich und es gibt durchaus positive Beispiele. So nimmt der Technologie- und Telekommunikationsbereich eine Vorreiterrolle bei diesem Thema ein. Auch große Unternehmen haben teilweise bereits klare Richtlinien für mobile Arbeitsmodelle definiert.

Vertrauen als Basis für flexibles Arbeiten

Mit steigendem Vertrauen erhöht sich laut Studie die flexible Handhabung von Arbeitszeit und -ort. Eine vertrauensorientierte Unternehmenskultur ist daher für den Umgang mit flexiblem Arbeiten erfolgskritisch. Der Wunsch nach Kontrolle erschwere dies aber in der Praxis.

So wird in 40% der befragten Unternehmen noch nach dem Prinzip „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser“ gearbeitet. „Vertrauen ist immer eine Vorschussleistung. Die Studie belegt jedoch, dass sich diese lohnt: Die Attraktivität als Arbeitgeber steigt klar mit dem Grad der Flexibilität“, meint Christian Korunka, Professor für Arbeits- und Organisationspsychologie an der Universität Wien.

Link: Deloitte

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