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Business, Finanz, Tech

Payment Services Directive (PSD) lockt die Banken

Europa. Die Payment Services Directive (PSD) der EU kostet die Banken Milliarden, warnt Roland Berger. Doch überwiegt bei näherer Betrachtung gar der Optimismus?

Nachdem bereits 2009 durch die erste Payment Services Directive (PSD) der europaweit gültige Überweisungsstandard SEPA eingeführt wurde, folgt 2018 die zweite Stufe der Öffnung des Bankenmarkts: Die „PSD2“-Richtlinie ermöglicht Drittanbietern wie Finanz-Start-ups und anderen Wettbewerbern, im Auftrag ihrer Kunden auf Konten und Daten zuzugreifen und Finanztransaktionen durchzuführen.

Für die Banken ist das eine große Herausforderung, heißt es beim Beratungsunternehmen Roland Berger: Sie verlieren die Hoheit über die bei ihnen geführten Konten und damit ein zentrales Alleinstellungsmerkmal. Wenn sie nicht riskieren wollen, nach Einführung von PSD2 gänzlich umgangen zu werden und Einnahmequellen zu verlieren, müssen sie sich anpassen und unter anderem ihre Digitalstrategie erneuern.

Doch viele Banken wissen bisher nicht, wie sie mit dieser Herausforderung umgehen sollen, so die neue Studie „Payment Service Directive 2 in CEE“ von Roland Berger. Demnach haben rund 40 Prozent der Banken in Mittel- und Osteuropa noch keine Strategie, wie sie dem verschärften Wettbewerb entgegentreten wollen.

Zeitdruck und Komplexität

„Das ist eine riskante Situation angesichts des Zeitdrucks und der Komplexität des Themas“, sagt Michael Hilbert, Partner von Roland Berger Wien. „PSD2 greift tief in die traditionellen Geschäftsmodelle der Banken ein und bedroht deren bisherige Monopolstellung beim Zahlungsverkehr. Wer jetzt nicht schnell eine geeignete Strategie für die neue Situation entwickelt und umsetzt, riskiert einen großen Teil seiner Einnahmequellen zu verlieren.“

Ohne strategische Gegenmaßnahmen kann dies für die Bankenbranche insgesamt einen Verlust in Milliardenhöhe bedeuten, heißt es.

Für die Studie befragten die Roland Berger-Experten rund 50 Banken in acht Ländern Mittel- und Osteuropas: Bulgarien, Kroatien, Österreich, Polen, Rumänien, Slowenien, Tschechien und Ungarn. Grundsätzlich sehen die befragten Geldinstitute PSD2 positiv, mehr als zwei Drittel (70%) gehen sogar von einem Gewinnwachstum aus.

Viele Banken haben auch schon Pläne, wie sie die Möglichkeiten von PSD2 zu ihren Gunsten nutzen und ihren Kunden neue Produkte und Dienstleistungen anbieten können:

  • So plant rund die Hälfte, selbst als „Drittanbieter“ aktiv zu werden und auch diesen Teil des Markts abzudecken.
  • Ebenfalls rund die Hälfte der Befragten beabsichtigt die Digitalisierung ihrer Prozesse voranzutreiben, neue Partnerschaften einzugehen und ihr Datenmanagement zu modernisieren.

Banken in Mittel- und Osteuropa

„Unsere Umfrage zeigt auch, dass die Banken in den verschiedenen Ländern unterschiedlich an das Thema herangehen“, sagt Experte Hilbert. „Während Banken aus Tschechien, Ungarn und Österreich einen positiven Blick auf PSD2 haben und sich Großteils bereits für eine Strategie im Umgang damit entschieden haben, sind rumänische Banken noch wenig zukunftsorientiert.“

So haben sich etwa in Tschechien bereits zwei Drittel der etablierten Finanzinstitute für eine strategische Vorgehensweise entschieden und planen selbst „Drittanbieter“ zu werden. Außerdem planen sie Partnerschaften mit FinTechs und neue Produkte und Dienstleistungen.

Ungarische Banken gehen zwar kurzfristig von einem geringen Wachstum aus, erwarten aber auf lange Sicht große positive Auswirkungen der EU-Zahlungsdienstrichtlinie. Ob sie im Zuge von PSD2 neue Partnerschaften eingehen werden, hat jedoch mehr als die Hälfte noch nicht entschieden.

„In Österreich haben alle von uns befragten Banken einen Plan, wie sie auf den Wandel reagieren wollen“, sagt Hilbert. „Zwei Drittel haben sogar bereits mit der Umsetzung begonnen.“

Die meisten der österreichischen Banken erwarten ein Umsatzwachstum sowohl kurz- als auch langfristig. Bei Banken in Rumänien herrscht hingegen noch große Unentschlossenheit: Diese betreffe strategische Vorgehensweisen, Umsetzung technische Anforderungen und mögliche geschäftliche Zusammenarbeit.

Und der Weg zum Erfolg?

Die Einschätzung der Roland Berger-Experten lautet so:

  • Mit einer defensiven Herangehensweise können Banken  bestenfalls die Mindestanforderungen der Richtlinie erfüllen, mit einer offensiven Strategie werden sie immerhin selbst „Drittanbieter“.
  • Wirklichen Erfolg verspreche allerdings nur ein disruptiver Ansatz, mit dem Banken nicht nur „Drittanbieter“ werden, sondern sich darüber hinaus zu Plattform-Anbietern und digitalen Marktplätzen mit einem Netzwerk aus Partnerschaften weiterentwickeln.
  • Die so geschaffene Infrastruktur könne anschließend anderen Banken zur Verfügung gestellt werden und so weitere Einnahmen generieren.

„Dies ist die einzige Möglichkeit für die Banken, in einem sich wandelnden Markt relevant zu bleiben“, glaubt Hilbert. „Für langfristigen Erfolg müssen sie jetzt aktiv werden und sich anpassen.“

Link: Roland Berger

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