Wien. Das IPO der Bawag Group ist Österreichs größter Börsengang, so die Wiener Börse: Das Glockenläuten zum ersten Preis von EUR 47,40 zeigt allerdings einen leichten Rückschlag.
Die BAWAG Group AG notiert seit heute im prime market, dem Top-Segment der Wiener Börse. Sie werde schon an ihrem zweiten Handelstag, dem 27. Oktober 2017, per Fast-Entry-Regelung in den österreichischen Leitindex aufgenommen.
Dort wird sie mit einer Gewichtung von mehr als 4% zu den ATX-Schwergewichten zählen, was ihr auch zur sofortigen Aufnahme in den Index verhilft. RHI AG scheidet dagegen nach der Verschmelzung mit Magnesita per 27. Oktober 2017 aus dem Leitindex aus.
Der ATX enthält damit weiterhin 20 Titel (RHI Magnesita N.V. wird künftig nur noch im Segment „global market“ gehandelt, denn die Hauptbörse für den Industriekonzern ist künftig London).
Glockenläuten zu Anfang
Die Wiener Börse hieß die Bawag auf traditionelle Art willkommen: Zum Handelsstart läutete Bawag-CEO Anas Abuzaakouk gemeinsam mit Börsen-CEO Christoph Boschan die Glocke. „Wir freuen uns sehr, die Bawag an der Wiener Börse zu begrüßen. Das ist der größte Börsegang in der österreichischen Geschichte“, so Boschan.
- Die Marktkapitalisierung der Bawag belief sich zum Börsenstart auf stolze 4,7 Milliarden Euro. Der Platzierungspreis betrug EUR 48, der erste Börsenkurs lag freilich nur bei EUR 47,40 – zeigt also einen leichten Abschlag gegenüber dem Platzierungspreis. Auch im weiteren Handel bis Mittag hielt der Druck auf den Aktienpreis an.
- Von den insgesamt 100 Mio. Stück Aktien des Unternehmens befinden sich jetzt laut den Angaben 39,9% im Streubesitz: Die beiden Bawag-Großaktionäre Cerberus und Golden Tree wollen ihre Anteile an der Bank drastisch verringern.
- Die Investmentbanken Citigroup, Credit Suisse, Goldman Sachs, JP Morgan und Morgan Stanley begleiteten den Börsengang. Die deutsche Commerzbank und Raiffeisen fungierten als Co-Lead Manager beim IPO, Rothschild & Co als IPO-Berater.
- Die österreichische Bank sorgt mit einem Emissionsvolumen von rund EUR 1,93 Mrd. (inkl. Greenshoe) für den größten Börsengang in der Geschichte der Wiener Börse. Vor dem Börsengang der BAWAG Group AG führten die Strabag SE (2007: EUR 1,3 Mrd.) vor der Raiffeisen International Bank AG (2005: EUR 1,1 Mrd.) und der Telekom Austria AG (2000: EUR 1 Mrd.) das Ranking der größten Wiener IPOs an.
- Der Börsengang der BAWAG Group AG sei außerdem der größte Bank-IPO in der Region Deutschland, Österreich, Schweiz (DACH) seit 2000, gefolgt vom IPO der Postbank (DE) mit einem Emissionsvolumen von EUR 1,55 Mrd. in 2004 und der Pfandbriefbank (DE) mit einem Emissionsvolumen von EUR 1,15 Mrd. in 2015. Der letzte Börsengang in Deutschland, der größer als jener der BAWAG Group AG war, geht auf das Jahr 2000 mit dem IPO von T-Online (Volumen: EUR 2,9 Mrd.) zurück.
- Basierend auf einer PWC IPO Studie ist der Börsengang der BAWAG Group AG im Jahr 2017 Europas drittgrößter IPO und zählt zu den Top 10 IPOs weltweit.
Immer mehr Banken im ATX
Der durchschnittliche Monatsumsatz der Wiener Börse erreichte zuletzt mit EUR 5,5 Mrd. seinen höchsten Stand seit 2010, heißt es weiter: Damit zeigt sich der Wiener Markt trotz des Verlustes von RHI Magnesita, die am 27. 10. ihren ersten Handelstag in London hat, sehr zuversichtlich.
Er wird allerdings künftig noch mehr als früher vom Schicksal der Finanzriesen abhängig sein, denn zumindest was die Entwicklung des Leitindex ATX betrifft haben Banktitel nun noch mehr Gewicht: Die größten und am stärksten gehandelten Titel sind (derzeit) die Erste Group Bank AG, die OMV AG, die voestalpine AG, die Raiffeisen Bank International AG und die Andritz AG.
Mit einem Plus von 29,31 % (+32,68 % inkl. Dividenden) hat der ATX heuer einen der stärksten Kursgewinne unter allen Länderindizes der Welt hingelegt: Das war einerseits der wiedererstarkten österreichischen Konjunktur, andererseits aber auch den starken Banktiteln zu verdanken, die sich nach der Finanzkrise erholt haben und auch vom Aufschwung in Zentral- und Osteuropa (CEE) profitieren – ihren wichtigsten Auslandsmärkten.
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