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Business, Nova

Als Adenauer Henry Fords Fabrik nach Europa holte

Köln-Niehl Halle A 1931 ©obs / Ford-Werke GmbH

Automobilgeschichte. Autokonzern Ford wirft auf der „Retro Classica Cologne“ ab morgen gemeinsam mit Fanklubs einen Blick zurück auf mehr als 85 Jahre Automobilproduktion und -entwicklung in Köln: Konrad Adenauer war damals Bürgermeister – und überzeugte Henry Ford von der Fabrik.

Mit zwölf historischen Fahrzeugen aus ihrer Classic Car-Sammlung zeigt Ford die dazugehörige Automobilgeschichte: Vom Modell A aus den 1930er Jahren bis zur jüngsten Version des Ford Fiesta.

Die über 1000 Quadratmeter große Ausstellungsfläche in Halle 4 der Kölner Messe teile sich Ford mit sechs Markenclubs. Die Retro Classica Cologne findet vom 24. bis 26. November zum ersten Mal statt.

Adenauer überzeugt Henry Ford

Die Geschichte von Ford als Autohersteller in Deutschland reicht zurück bis ins Jahr 1925. Damals eröffnete das amerikanische Unternehmen in Berlin seine erste Dependance und komplettierte im Westhafen das T-Modell aus Bausätzen.

So ähnlich machen das übrigens auch heutige US-Autopioniere: E-Auto-Bauer Tesla baut seine Modelle in den Niederlanden zusammen, sie kommen als Bausatz per Schiff, das nur nebenbei.

Bei Ford fiel damals wenig später die Entscheidung, nach England auch in Deutschland eine eigene Produktion für Fahrzeuge aufzuziehen, die speziell dem europäischen Geschmack entsprachen. Neben Frankfurt/Main und Neuss stand auch Köln zur Debatte.

Am Ende war es insbesondere dem damaligen Kölner Oberbürgermeister – und späteren Kanzler der Bundesrepublik Deutschland – Konrad Adenauer zu verdanken, dass die Domstadt Köln das Rennen machte, heißt es dazu.

In die neuen Fertigungshallen, die eine Grundfläche von 33.000 Quadratmetern umfassten, investierte der Autohersteller zwölf Millionen Reichsmark. Zur Grundsteinlegung am 2. Oktober 1930 war neben Adenauer auch Henry Ford I. anwesend. „I know that the German people will make a good job of it“, sprach der Automobilpionier den Deutschen sein Vertrauen aus.

Am 1. Juni 1931 wurde das Kölner Werk offiziell mit einer Einweihungsfeier eröffnet. 619 Mitarbeiter fertigten seinerzeit das Modell A. Im ersten Jahr entstanden in dem neuen Werk etwas mehr als 6.000 Autos.

Der Autobauer und der Krieg

Unterschiedlichste Modelle und Baureihen liefen seither in Köln vom Band. So folgte dem Modell A – von dem in Niehl 11.211 Exemplare entstanden – ab 1932 das Modell B, später auch „Rheinland“ genannt.

Den erschwerten Rahmenbedingungen der Weltwirtschaftskrise entsprach 1933 der kompakte Ford „Köln“, dem 1935 der Ford „Eifel“ folgte. Beide sind auf der Retro Classica zu sehen, letzterer auch in einer schmucken Cabriolet-Version – damals wohl kaum ein Schnäppchen für Otto Normalverbraucher(in).

Als letzte Vorkriegskonstruktion erblickte 1939 der G37A das Licht der Öffentlichkeit, doch seine Produktion wurde angesichts der aus den Fugen geratenen Welt bald wieder eingestellt. Er startete erst 1948 als „Taunus“ ein zweites Mal durch und wurde ein großer Erfolg: Bis 1952 rollten fast 75.000 Einheiten des „Buckel-Taunus“ in Köln vom Band, so die offizielle Unternehmensgeschichte.

Doch dazwischen liegt ein düsteres Kapitel: Das Ford-Werk wurde in die Kriegsmaschine der Nazis integriert und stellte Ausrüstung für die Wehrmacht her. Auch die Rolle von Henry Ford selbst wird im Zusammenhang mit Nazideutschland oft kritisiert: 1938 wurde ihm der höchste NS-Orden für Ausländer verliehen, das „Großkreuz des Deutschen Adlerordens“; die Laudatio war von Hitler selbst unterschrieben.

Der neue Anfang

Den 2. Weltkrieg verbrachte der Ford-Konzern u.a. in den USA mit der Herstellung von Bombern und in Deutschland vor allem mit der Fertigung von Mannschaftswagen für die Wehrmacht. Ford soll nicht weniger als ein Drittel der deutschen Heeres-Lkw hergestellt haben.

Das war zweifellos ein Geschäft mit dem Krieg, und zwar auf beiden Seiten der Front. Ford erklärte jedoch, die Kontrolle über sein deutsches Werk verloren zu haben. Eine Weigerung wäre ohnehin angesichts der Zwangsbewirtschaftungsmaßnahmen, die es sogar in den westlichen Demokratien gab, schwierig gewesen – ganz zu schweigen von Hitlerdeutschland, wo die Ford-Werke 1941 als „feindliches Vermögen“ unter staatliche Kontrolle gestellt worden waren. Statt dem Ford-Logo trugen die Kühlergrills fortan ein Bild des Kölner Doms.

Nach Ende des 2. Weltkriegs kehrte der Ford-Standort Köln rasch zur zivilen Produktion zurück, den „Buckel-Taunus“ gab es ab 1948 wieder. In die 1950er Jahre brach Ford mit dem Taunus 12 M („Weltkugel“) und 15 M auf, wobei das „M“ für „Meisterstück“ stand.

Ab 1953 bereicherte auch ein Transporter als Urahn der Transit-Baureihe die Modellpalette: Der FK 1000 konnte gut 1.000 Kilogramm Nutzlast transportieren – so wie die Pritschenversion eines Kohlehändlers, die auf der Retro Classica ebenso zu sehen ist wie ein 12 M. Das Beladen des „Ford Köln“ gelang dank des Frontmotors besonders leicht, wie es heißt.

Die 1960er Jahre

In den 1960er Jahren machte sich Ford Köln vor allem als Produzent der erfolgreichen 17 M- und 20 M-Baureihen einen Namen. Sie wurden in den Modellversionen P2 (1957), P3 (1960), P5 (1964), P7a (1967) und P7b (ab 1968) am Rhein gefertigt.

1969 kam ein Coupé hinzu: der Ford Capri – bis heute haftet ihm das Flair der 1970er Jahre an. Der zweitürige Sportwagen wurde in drei Generationen bis 1984 gebaut. In Form des Capri RS 2600 stellt Ford auch diesen Klassiker vom 24. bis 26. November in den Kölner Messehallen aus.

Die Geschichte des Ford 17 M, 20 M und 26 M (ab 1969) schrieb 1972 ein neues großes Modell aus Köln fort – der Ford Granada, der ebenfalls auf der Retro Classic zu sehen ist. Er kam anfänglich auch als weitgehend identischer Ford Consul auf den Markt.

Die erfolgreiche Baureihe erhielt 1985 mit dem Ford Scorpio einen ebenfalls häufig verkauften Nachfolger. 1994 debütierte dessen zweite Generation. Bis 1998 liefen gut 850.000 Exemplare dieses Typs vom Band.

Der Ford Fiesta

Und natürlich stehen die Werke von Ford in Köln auch für die Erfolgs-Story des Ford Fiesta, der ab 1976 gebaut wurde und bald weltweit erhältlich war: Er gilt mit rund 15 Millionen verkauften Stück als eine der erfolgreichsten Entwicklungen der damals begonnenen Ära der neuen Kleinwagen (die Konkurrent VW mit dem „Golf“ 1974 einläuten half).

Ein laubfroschgrüner Ford Fiesta Mk1 präsentiert auf der Retro Classic Cologne diesen Meilenstein in der Geschichte der Marke. Bislang rollten in Köln mehr als 8,5 Millionen Fiestas von den Fließbändern, alleine im vergangenen Jahr waren es 340.712.

Heute sei der Fiesta der einzige Kleinwagen, der in sämtlichen Modellvarianten in Deutschland produziert wird. Rund 4.000 Mitarbeiter fertigen derzeit in Köln 1.400 Modelle des neuen Ford Fiesta der achten Generation pro Tag im Zweischichtbetrieb – Nr. 8 kam am 8. Juli 2017 auf den Markt.

Sechs Markenclubs an Bord

Übrigens ist Köln auch seit 20 Jahren Standort der Europazentrale von Ford; allein für Ford Deutschland (Standorte u.a. Köln und Saarlouis) arbeiten derzeit mehr als 25.000 Menschen aus über 100 Nationen. Seit dem Werksstart 1925 wurden laut den Angaben mehr als 40 Millionen Fahrzeuge produziert.

Auf der Retro Classic Cologne teilt sich Ford die Ausstellungsfläche mit den Fans des „Blauen Ovals“: sechs Markenclubs, die sich seit zumeist langer Zeit um die Pflege der Tradition des Autoherstellers und historischer Modelle verdient machen, so das Unternehmen.

Dabei handelt es sich neben den Alt Ford Freunden um den OSI Club Deutschland, den GT 40 Club Deutschland, den FOMCC (Ford Oldtimer und Motorsport Club Cologne e.V.) sowie die Capri Clubs Remscheid und Deutschland. Sie stellen eigene Pkw- und Lkw-Modelle aus ihren Sammlungen aus.

Link: Retro Classic Cologne

Link: Ford

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